Pöllinger Mobilfunkmast: kontroverse Diskussion


Publikum mit Gutachten "gefüttert": Bürgerwelle-Vorstands-
sprecher Siegfried Zwerenz.
Fotos: Erich Zwick
NEUMARKT. Verteufeln will sie kaum einer, aber auch nicht direkt vor seiner Nase haben: die ungeliebten Mobilfunkmasten, die den heißgeliebten Handys Leben einhauchen.

Das ist - auf einen simplen Nenner gebracht - das Fazit einer Aufklärungsversammlung, zu der am Freitag Abend die "Bürgerinitiative GLÜCKstraße" in den schier aus den Nähten platzenden Saal des Gasthofes Feihl in Pölling eingeladen hatte. Für Grünen-Stadtrat Johann Georg Glossner wurde eigens ein Sessel aus den Fremdenzimmern herbeigeschafft, nachdem er zunächst mit einem Stehplatz hatte vorlieb nehmen müssen.

Sieben weitere Ratskollegen - so hatte Bürgermeister Erich Bärtl als Vertreter des verhinderten Stadtoberhaupts gezählt - waren ebenfalls der Einladung gefolgt und hörten sich die Bedenken an, die gegen den Mobilfunkmasten auf dem Gelände der Schreinerei Kapfer in unmittelbarer Nähe von Kindergarten, Schule und Schlafzimmern benachbarter Bürger sprechen und eine Verlegung an einen sinnvolleren Ort fordern.


Gesundheitsamtschef Dr. Heinz Sperber: "Keine Zunahme an
Gehirntumoren".
Ganz so tolerant wollte der Hauptredner des Abends, Siegfried Zwerenz als Sprecher des Vorstandes der "Bürgerwelle e.V.", dem "Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog", nicht sein. Er forderte eine ersatzlose Demontage der Pöllinger Sendeanlage. Er begründete dies mit unzähligen Gutachten, die die Gefahr für die Gesundheit, von Konzentrations-, Gedächtnis-, Herzrhythmus-, Potenz- und Schlafstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen, Allergien und Gehirntumoren belegen.

Das letztere Argument - den Krebs - ließ Dr. Heinz Sperber, der Leiter des Neumarkter Gesundheitsamtes, so nicht gelten. Seit 1991, also seit dem Start des Mobilfunks in Deutschland, sei die Zahl der Gehirntumoren konstant geblieben; lediglich der Prostatakrebs habe zugenommen, was aber weniger auf Auswirkungen des Mobilfunks als auf die gesteigerte Lebenserwartung der Männer zurückzuführen sei.

So drohte die Veranstaltung nach den ersten Wortmeldungen in eine "Solidaritätskundgebung" für den Mobilfunkmasten umzukippen, hätte die "schweigende Mehrheit" nicht durch kräftigen Beifall die Gegner in ihrer Argumentation bestärkt.


"Wo 20 Watt drin sind, können nur 20 Watt rauskommen", meint
dieser Diskussionsredner.
Wie sehr aber der Stadt dabei die Hände gebunden sind, bekräftigten erneut Bürgermeister Erich Bärtl und Stadtrat Helmut Lahner. So ließ das Stadtoberhaupt durch seinen Stellvertreter ausrichten, dass es die Stadt begrüßen würde, wenn sich ein neuer Standort für den Mobilfunksender finden ließe, und Helmut Lahner berichtete davon, wie vehement sich die Stadt gegen die Errichtung eines Mastes auf einem städtischen Gelände gesträubt hätte - und dies mit Erfolg. Allerdings sei die Anlage schließlich bei Privatleuten doch errichtet worden, so dass das Problem nur verlagert worden sei.

Sprecher aus Möning und Postbauer-Heng berichteten ebenfalls von ihren Einwänden gegen die strahlenden Masten und von ihrer Enttäuschung gegenüber ihren Gemeinderäten, denen freilich kein Entscheidungsspielraum, sondern nur ein "Abnicken" bleibe.

Unter den Diskussionsrednern waren nicht nur Betroffene, sondern offenbar auch "Eingeschleuste", die sich namentlich nicht zu erkennen gaben und den Referenten aufs Glatteis führen wollten. "Wenn ein Sender mit einer Eingangsleistung von 20 Watt arbeitet, dann können auch nur 20 Watt wieder herauskommen", meinte einer von ihnen, der offenbar die eigentliche Problematik verharmlosen wollte.

Diese Einwände konnten aber den souveränen und auf dem Boden der Sachlichkeit stehenden Versammlungsleiter Richard Graf nicht aus der Ruhe bringen. Er sah in den drastisch vorgeführten Gefahren, untermalt von Filmbeiträgen und Fernsehberichten aus dem offenbar schlimm betroffenen oberfränkischen Naila, kein Dogma, sondern eine unwägbare Gefahr, der man prophylaktisch begegnen müßte.

In 20 Jahren möchte er sich von keinem Elektrosmog geschädigten Kind vorhalten lassen müssen: "Ihr habt es gewußt und nichts dagegen getan."
Erich Zwick


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