Makabres Wiedersehen vor Gericht


Makabres Treffen vor dem Schwurgerichtssaal 500, in
dem die Kriegsverbrecher abgeurteilt wurden: Freund-
innen der getöteten Magnolia Ströbel. Zweite von
rechts die Wahl-Neumarkterin Susanne, daneben Már-
cia, Carmen und Sueli.
NEUMARKT. Es war ein makabres Wiedersehen der Freundinnen; denn eine unter ihnen fehlte: ihre brasilianische Landsmännin Magnolia Ströbel. Sie wäre jetzt 25, wäre sie nicht vor vier Jahren von ihrem Ehemann Erwin getötet und anschließend unter einem Komposthaufen auf dem häuslichen Grundstück in Ezelsdorf verscharrt worden.

Die dunkelhäutigen Schönheiten, die in Deutschland leben, mußten am Dienstag zusammen mit Landsleuten, die eigens aus Übersee eingeflogen worden waren, als Zeuginnen aussagen oder waren als Zuhörerinnen erschienen. In dem Prozess kommt der in Neumarkt lebenden Susanne eine gewisse Schlüsselrolle zu. Sie versorgte eine Woche lang nach dem gewaltsamen Tod der Mutter deren kleines Kind, um das sich später der jetzt des Mordes angeklagte Vater kümmerte.

Susanne hatte Magnolia Anfang 1999 in Neumarkt kennen gelernt, wo beide Brasilianerinnen einen

Die 27 Jahre alte Susanne,
Wahl-Neumarkterin aus Bra-
silien, war für die Tochter
der getöteten Magnolia
Ströbel eine Woche lang
Ersatz-Mama.
Fotos: Erich Zwick
Deutschkurs bei der Volkshochschule belegten. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die bis in den privaten Bereich hineinwirkte. Susanne besuchte die Ströbels in Burgthann und "so zwei bis dreimal" waren diese auch in Neumarkt. Die beiden Frauen fassten Vertrauen zueinander, so dass Magnolia öfters ihr Herz bei Susanne ausschüttete und von der Hölle auf Erden berichtete, die sie bei dem wesentlich älteren Mann durchlebte. "Er hat sie wie eine Sklavin gehalten", sagte sie schon am ersten Verhandlungstag aus.

Ehe das gemeinsame Kind zur Welt kam, war das noch ganz anders, erinnern sich zwei in Forchheim und Schlüsselfeld verheiratete Freundinnen. "Magnolia kam zu mir zur Fußpflege", weiß Sueli, "und da hat der Erwin seine Frau auf Händen vom Auto in die Wohnung getragen." Und Carmen fügt hinzu: "Erst nach der Geburt der Tochter war er von einem Tag auf den andern wie umgewandelt."

Der Angeklagte selber soll aber stolz auf sein spätes Vaterglück gewesen sein, wußte eine Bekannte. Er schrieb ihr von einem Schäfer aus Postbauer-Heng, der mit der Meinung der Nachbarn nicht hinterm Berg hielt: "Du könntest ja der Großvater deiner Tochter sein", foppte er Erwin, der das aber gelassen sah: "Wenn sie Achtzehn ist, geh' ich mit ihr zum Tanzen", soll er sich gebrüstet haben, "und alle werden mich beneiden."

Der Prozeß, bei dem es um einen weiteren Mord, begangen an Weihnachten 1996 an einem 55-jährigen US-Amerikaner in Brasilien geht (neumarktonline berichtete darüber), wird fortgesetzt.
Erich Zwick


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