neumarktonline Dokumentation

Kulturpreis 2004

Verleihung des Kulturpreises an Herrn Architekt Johannes Berschneider
Ansprache des Oberbürgermeisters anlässlich der Weihnachtssitzung des Stadtrates am 16. Dezember 2004 im Reitstadel


Meine sehr geehrten Damen und Herren des Stadtrates,
sehr geehrter Herr Berschneider,
lieber Berschi!

Es ist mehr als eine gute Übung, dass die Stadt Neumarkt all-jährlich in ihrer festlichen Weihnachtssitzung den Kulturpreis verleiht.

Wir möchten damit nach außen hin zum Ausdruck bringen, dass wir in unserer Stadt besonderen Leistungen auf den ver-schiedensten Gebieten der kulturellen Darstellung unsere Referenz öffentlich erweisen wollen.

In den ersten Jahren haben wir vornehmlich Vertreter der klassischen Sparten wie der Musik, der Malerei und der Lyrik mit Kulturpreisen ausgezeichnet, haben aber auch immer wieder Leistungen aus dem erweiterten Kulturbegriff gewürdigt.

Ich erinnere an die Auszeichnungen für die Converted, oder den Cirkusverein von Karl Nidermayer oder an Lissy Aumeier, der Musikkabarettistin.

Die eigentliche Qualität dessen, was eine Stadt zur kulturellen Szene und zum urbanen Ereignis macht, ergibt sich erst aus der Vielzahl und aus der Vielfalt der kulturellen und künstleri-schen Darstellung ihrer Bürger. Es sind die Menschen, die auf vielschichtigstem Gebiet künstlerisch und kulturell tätig sind, die auf verschiedenste Art und Weise einer Stadt zu einer unver-wechselbaren Identität verhelfen - ihr eben Kultur verleihen.

Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist das Neumarker Architektur-Forum.

Mit interessanten Vorträgen, Ausstellungen und Exkursionen zu gelungenen Architekturbeispielen, wird auch den nicht fachlich Gebildeten ein Teilaspekt der Kultur nahe gebracht, nämlich gute Architektur. Vielen von uns wird damit ein Blickwinkel, ja ein Gesichtsfeld eröffnet, das wir vorher so nicht hatten.

Initiator und unermüdlicher Motor dieser nun weit über Neu-markt hinaus überregional beachteten Veranstaltungsreihe, die die Architektur in den Mittelpunkt des Interesses rückt, ist Johannes Berschneider.

Ich persönlich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Säle der Residenz in Neumarkt allein im Jahr 2004 bei sieben Vor-trägen über die Architektur bis zum letzten Platz gefüllt sein könnten.

Dies ist für mich persönlich und für den Neumarkter Stadtrat ei-ne ganz hervorragende Leistung, ein ganz ausgezeichneter Beitrag dafür, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt die Architektur als wichtiges Thema Beispiel der kulturellen Darstellung nahe zu bringen.
Aus diesem Grunde war es richtig, die Architektur heuer in den Mittelpunkt unserer Überlegungen zum Kulturpreis 2004 zu stellen.

Durch die Auszeichnung an Johannes Berschneider ehrt die Stadt Neumarkt eine Person, die sich mit großer Tatkraft dafür einsetzt, das Bewusstsein und das Interesse für die Architektur als Kulturleistung im Neumarkter Raum und weit darüber hinaus zu wecken und zu stärken. Architektur ist die öffentlichste aller Kulturarten, weil sie für jedermann zugänglich ist. Diesen Zugang eröffnet uns Johannes Berschneider,
  • er vermittelt Interesse für qualitätvolles Bauen,
  • organisiert vielfältige Vorträge,
  • gibt Anschauungsunterricht auf den Architektour-Bus-Fahrten und
  • überzeugt insbesondere auch durch das eigene Schaffen.
Besonders die von Hans Berschneider ins Leben gerufene Vor-tragsreihe "Architektur und Baukultur" ist zu einer überregi-onal beachteten attraktiven Veranstaltungsreihe geworden. Sie ist mit hochkarätigsten Referenten besetzt.

Einer der führenden Architekten Deutschlands, Volker Staab, hat dies kürzlich so ausgedrückt, dass er bei seinen Vorträgen in München vor 50, in Neumarkt aber vor 250 Besuchern refe-rieren kann. Dies sagt doch sehr viel aus!

Dieses ungemein spannende Beziehungsfeld in Neumarkt zwi-schen dem vortragenden Architekten und einem aufgeschlossenen Publikum haben hervorragende Vertreter der europäi-schen Architekturszene immer wieder hervorgehoben.

Ich erinnere an übereinstimmende, fast euphorische Äußerungen so berühmter Architekten wie Günther Domenig aus Graz, Peter Kaupp, dem Präsidenten der bay. Architektenkammer, oder Prof. Klaus Kada, einem der berühmten Architekten der Grazer Schule oder Hadi Teherani, den Stararchitekten aus Hamburg. Prof. Fritz Auer, Wolfgang Jean Stock, Andreas Hild oder Volker Staab, haben Neumarkt mit besten Eindrücken wieder verlassen und waren erstaunt, vor welch interessiertem und fachkundigem Publikum sie referieren könnten. "Das hätten wir in der Provinz nicht erwartet", war ihre übereinstimmende Meinung.

Das Lob kommt nicht von ungefähr. Der hohe Bildungsstand in Sachen Architektur ist uneingeschränkt das Verdienst von Johannes Berschneider.

Seit Jahren unterzieht er sich der großen Mühe, mit ausge-zeichneten Fachleuten den Neumarktern qualitätvolle Architektur vorzustellen, den Unterschied zwischen Kunst und Nichtkunst aufzuzeigen, auch den Unterschied von qualitätvollem Bauen zum 0-8-15-Bauwerk heraus zu arbeiten.

Eine weitere, von Johannes Berschneider eingeführte Neue-rung ist der offensichtlich hier erfundene Architek-Tour-Bus mit dem er schon weit mehr als 1000 Neumarkter mit auf die Reise genommen hat, um besonders gut gelungene Beispiele von Architektenleistungen im wahren Sinne des Wortes zu "er-fahren".

Wie die Vorträge, die Werkberichte und die Ausstellungen sind die ArchitekTouren längst zum Geheimtipp geworden. Viele Interessierte aus Nürnberg, Regensburg, Amberg und der weite-ren Umgebung kommen zu uns. Sie staunen über diese großartige Vielfalt der architektonischen Leistungen in unserer Stadt und den Eifer unserer Architekten.

All dies, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist eine Refe-renz und eine Auszeichnung, die mit dem Namen von Johannes Berschneider untrennbar verbunden ist.

Johannes Berschneider, von vielen nur "Berschi" genannt, ist ein typisches Geschöpf unserer Heimat.

1952 in Pilsach geboren, verlebte er seine Schulzeit zunächst in Pilsach, dann an der Realschule und der Fachoberschule in Neumarkt.

Schon sehr früh wartete er mit großem organisatorischem Geschick auf, zusammen haben wir als Schülersprecher den heute noch beliebten Rosenmontagsball veranstaltet.

Die Ausbildung zum Innenarchitekt schloss er 1978 mit dem Diplom ab, fügte nach der praktischen Tätigkeit in einem Nürn-berger Büro ein Zweitstudium in Regensburg an und schloss es 1984 als Architekt ab. Seit dieser Zeit arbeitet Berschneider als freier Architekt, zu-nächst mit Wolfgang Knychalla, jetzt zusammen mit seiner Frau Gudrun.

Besonders hervorzuheben ist das Engagement Berschneiders beim Bund Deutscher Architekten (BdA).

Seit 2000 ist er erster Vorsitzender für Niederbayern und Ober-pfalz und widmet sich in dieser Funktion sehr engagiert der Aufwertung seines Berufsstandes.

Neben dem Architekten und Organisator Berschneider sticht insbesondere auch seine Fähigkeit zur künstlerisch-kreativen Darstellung heraus.

Als Beispiel mag hier das 1982 von Berschneider zusammen mit Thomas Ehrnsperger und Walter Grassi eingerichtete "Schachterl" dienen, als der ersten Neumarkter Kunstgalerie.

Junge Leute meiner Generation erinnern sich noch lebendig daran, dass im winzigen Schachterl berühmte Leute gastierten.
Der damals noch unbekannte und daher noch bezahlbare Harald Schmidt genauso wie Dieter Hildebrandt oder Janice Perry oder Bernd Regenauer.

Seit 1977 ist Johannes Berschneider aktives Mitglied im Kunstkreis Jura und lädt zu viel beachteten Einzelausstellungen in den Reitstadel ein.

Frappierend an Johannes Berschneider ist, dass er neben seiner außerordentlich erfolgreichen beruflichen Laufbahn als Ar-chitekt immer noch Zeit zu seinem Hobby, der Malerei, hat.

Dieses - man möchte fast sagen - Doppelleben hängt möglicherweise mit einer ausgeprägten Doppelbegabung zusammen.

Architektur und Malerei sind bei Künstlern oft gemeinschaftlich ausgeprägt.

Das berühmteste Beispiel hierfür ist zweifellos Leonard da Vinci, genau 500 Jahre vor Johannes Berschneider, nämlich 1452 geboren, nicht in Pilsach, sondern in Neapel.

Wenn wir heute den Kulturpreis an Johannes Berschneider verleihen, bedanken wir uns auch für sein hervorragendes per-sönliches Engagement um das äußere Erscheinungsbild unserer Stadt Neumarkt in den letzten Jahren.

Mit seiner Architektur hat Johannes Berschneider an vielen Stellen Neumarkt geprägt - und wie mir immer wieder versi-chert wird - in außerordentlich positiver Weise neu gestaltet. Haus für Haus wird unser Zuhause, wird unsere Stadt und unsere Heimat geprägt, gerade auch durch Johannes Berschnei-der aufgewertet.

Er hat es verstanden, an vielen Stellen unserer Stadt ein neues positiv-sympathisches Gesicht zu geben.

Nach seinen Plänen wurden
  • 1989/1990 das Untere Tor in Neumarkt neu errichtet,
  • 1998 der Neubau der staatlichen Fachoberschule erstellt und heuer der Erweiterungsbau,
  • 1999 erfolgte die grundlegende Restaurierung unseres historischen Rat hauses im Zentrum der Stadt,
  • 2001 dann die mutige moderne Erweiterung des historischen Reitstadels mit einem weithin anerkann-ten Glasanbau,
  • 2002 die Erweiterung der staatlichen Realschule für Knaben und
  • 2004 das Museum Lothar Fischer in Neumarkt.
Gerade mit diesem letztgenannten Beispiel, dem Museum Lothar Fischer, hat Johannes Berschneider für unsere Region und weit darüber hinaus demonstriert, dass mit qualitätvollem Bau-en Bauwerke geradezu selbst Kunstwerke werden.

Unser Museum Lothar Fischer überzeugt heute - fast - jeden Neumarkter und bringt Renommee für unsere Stadt weit über ihre Grenzen hinaus als Gesamtkunstwerk.

Bemerkenswert ist zudem, dass Johannes Berschneider am Neumarkter Ostendorfer Gymnasium Kurse anbietet, um schon jungen Leuten die verschiedensten Aspekte von Architektur, In-nenarchitektur und Städtebau zu vermitteln. Diese Arbeit wurde vom Bayerischen Kultusministerium ausgezeichnet.

Nach alledem, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden Sie mir zustimmen, dass Johannes Berschneider als Künstler und als Architekt hervorragende Spuren in Neumarkt hinterlassen hat. Er hat durch seine Architektur und sein außer-ordentliches Engagement die Stadt Neumarkt im besten Sinne mitgeprägt.

Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass viele Neumarkterin-nen und Neumarkter gute Architektur als Kulturgut erfahren:

Als Stadt Neumarkt sind wir also froh und dankbar, dass Johannes Berschneider mit seiner Arbeit einen beispielhaften Beitrag zum kulturellen Umweltschutz leistet, der unserer Stadt auch künftig Gesicht, Ausdruck und Charakter verleiht.

Für all das große Engagement verleiht die Stadt Neumarkt i.d.OPf. daher Dir, lieber Johannes Berschneider, den

Kulturpreis 2004

Wir alle und ich persönlich gratulieren Dir herzlich und bitten weiterhin um Deine ausgezeichneten Beiträge.

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Jahresrückblick 2004 - Ausblick 2005

Laudatio für:
Silberne Stadtmedaille
Ehrentaler
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