Lidl-Pläne abgelehnt

NEUMARKT. Der Neumarkter Bausenat hat am Mittwochabend nacheinander drei Anträge abgelehnt, an der Dr.-Krauß-Straße einen Lidl-Markt zu errichten. Die CSU-Mehrheit setzte sich dabei in ihrer Ablehnung gegen die Opposition durch. Grund für den gesenkten Daumen: die schlechte Verkehrssituation.

Kurzfristig hatte Oberbürgermeister Alois Karl vor der Senatssitzung einen Ortstermin anberaumt: An der Einmündung der Dr.-Kraus-Straße in die Nürnberger Straße war bei Renault-Graf mit Kreidestrichen und rot-weißen Verkehrshütchen markiert, wie sich die Lidl-Planer die Einfahrt in das Gelände vorstellen.

Wie ausführlich berichtet hatte der Stadtrat am Donnerstag letzter Woche in einer Kampfabstimmung mit 19:18 Stimmen eine "Veränderungssperre" für das Gewerbegebiet "Klägerweg-West" durchgesetzt. Die Rechtsanwälte der Grundbesitzer hatten mit einer Schadensersatzklage in Millionenhöhe gedroht. Aus dem Rathaus wurde über "Psycho-Terror" geklagt. (wir berichteten)

Nach dem Ortstermin hatte man im Bausenat die Verkehrsgutachter von Lidl und der Stadt sowie Fachleute von Polizei und Feuerwehr eingeladen, die sich zur Verkehrssituation bei Verwirklichung des Lidl-Antrages oder eines der beiden vorliegenden "Hilfs-Anträge" äußern sollten.

Einigkeit herrschte bei allen Fachleuten, daß die Kreuzung Dr.-Krauß-Straße in ihrem jetztigen Zustand den Kundenverkehr eines Supermarktes nicht mehr verkraften könne. Deshalb stand auch vor allem der erste "Hilfsantrag" in der Diskussion, bei dem eine Verbreiterung der Dr. Krauß-Straße auf vier Spuren (auf Renault-Graf-Grund, der zur Verfügung gestellt würde) angenommen wurde.

Während Lidl-Gutachter Rolf Kühnlein vom Büro Höhner und Partner hier durchaus Verwirklichungs-Chancen sah, sprachen sich der Gutachter der Stadt, Sprecher von Polizei und Feuerwehr sowie Hans Gilch vom Straßenbauamt gegen eine solche Lösung aus.

Kühnlein mußte zu Beginn einräumen, daß durch seinen Fehler die "Qualitätsstufe" des Verkehrs auf der Dr. Krauß-Straße falsch angegeben wurde und er deshalb auch unkorrekte Veränderungen prognostiziert habe. Trotzdem glaubte er aber, daß bei vier Fahrspuren auf der Dr.-Krauß-Straße (zwei in jede Richtung) der Lidl-Verkehr bewältigt würde.

Lidl rechnet mit 500 bis 600 Kunden, etwa zehn Beschäftigten und vier Lkw-Lieferungen pro Tag - und dem entsprechenden Verkehrsaufkommen. In Spitzenzeiten müsse die Kreuzung dann bis zu 171 Autos pro Stunde bewältigen. Nach Prognosen von Lidl fahren 60 Prozent der Kunden die Dr.-Krauß-Straße aus Richtung Stadtmitte an, allerdings würden nur 25 Prozent auch wieder in diese Richtung zurückfahren. 60 Prozent dagegen würden den Lidl-Markt und damit die Dr. Krauß-Straße als Rechtsabbieger in Richtung Pölling verlassen. Diese auf den ersten Blick verblüffenden Zahlen erklärte Kühnlein mit dem "Mitnahme-Effekt": Aus der Stadtmitte kommende und in Richtung Pölling fahrende Menschen kaufen "auf dem Weg" noch schnell bei Lidl ein.

Die Lkw-Anlieferungen würden außerhalb der Öffnungszeiten (8 bis 20 Uhr) und damit bei leerem Parkplatz erfolgen. Es war nämlich kritisiert worden, daß die Anlieferungs-Lastwagen nach den Plänen des Hilfs-Antrags rückwärts über den Parkplatz bis zur Rampe rangiert werden müßten.

Mit dieser Verkehrsbelastung müßte die Kreuzung beim Ausbau auf vier Spuren fertig werden, meinte Kühnlein. Dieser Absicht widersprachen allerdings Vertreter der Feuerwehr, der Polizei und vor allem der Gutachter der Stadt, Schuster: Selbst wenn die Kreuzung diesen Verkehr an einem "normalen" Wochentag verkrafte, sei an einem Samstag zwischen 11 und 12 Uhr das Ende der Fahnenstange erreicht, hieß es. Der Gutachter der Stadt rechnet nämlich nicht mit 20 sondern mit 50 Prozent mehr Verkehrsaufkommen am umsatzstarken Samstag. Außerdem sei in den Verkehrsprognosen für die Nürnberger Straße auch ohne Lidl bis 2020 eine Verkehrszunahme von 12 000 auf 15 000 Fahrzeuge zu erwarten. Gutachter Schuster warnte zudem davor, daß bei einer Lösung nach diesem Hilf-Antrag eine spätere Erschließung von anderen Grundstücken über die Dr.-Krauß-Straße keinesfalls mehr möglich sei. Dann wäre also sowieso eine Erschließung direkt von der Nürnberger Straße her nötig.

Hans Gilch vom Straßenbauamt (die Nürnberger Straße ist ja Bundesstraße) schlug in die selbe Kerbe und nannte aus den verschiedensten Gründen eine solche Verkehrserschließung "sehr problematisch". Er äußerte sich auch gleich zum zweiten "Hilfs-Antrag" von Lidl, eine Verkehranbindung etwas weiter stadtauswärts direkt von der Nürnberger Straße aus. Bei der derzeitigen Verkehrslage sei eine Anfahrt wie auch eine Abfahrt jeweils nur für Rechtsabbieger möglich, sagte er. Anfahren könne man Lidl also nur aus Richtung Stadtmitte, abfahren nur in Richtung Pölling. Kurz gesagt: Seine Behörde würde den Antrag ablehnen.

OB Alois Karl ließ hintereinander über alle drei Anträge abstimmen. Sie wurden jeweils mit der Mehrheit der CSU abgelehnt.

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