NEUMARKT. Wenn die Stadtbibliothek zur zweiten Halbzeit anpfeift, geht es natürlich auch bei ihr in diesen Wochen um Fußball – aber nicht nur.
Das ganze Leben ist gemeint, denn auch da gibt es die Chance, das Spiel zu drehen, trotz Rückstand doch noch zu gewinnen – was die müden Helden in Russland nicht einmal im Ansatz gelungen ist. Die
Themenausstellung der Stadtbibliothek Neumarkt im Juli:
Ohnehin hat die Sportart selbst längst ihre eindimensionale Bedeutung verloren, legt Moritz Küpper in seinem Titel „Es war einmal ein Spiel“ offen. Fußballübertragungen in Milliardenhöhe, Nähe und Sympathiepunkte suchende Politiker, Steuerprivilegien, Abhängigkeit von Wirtschaftsunternehmen - der Fußball ist in alle gesellschaftlichen Bereiche eingedrungen.
„ Anpfiff zur zweiten Halbzeit: Wenn aus Jungs Männer werden“ – dieser Titel von Christian Eisert ist der ideale Übergang zum Schwerpunktthema. Irgendwann ist jeder Mann kein junger Mann mehr, Mängel werden spür- und sichtbar. Mit Hormonpillen, Lichtatmung und Entspannungsbrillen geht der Autor dagegen an, schreckt zum Leidwesen seiner zwei Frauen vor nichts zurück. Bis er fern aller Eitelkeiten zu der Frage kommt: Nicht was verlieren, was gewinnen Männer, wenn sie älter werden?
Keine sportliche Krise, sondern die Midlife-Crisis ist Thema von Mikael Bergstrands Roman „Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte“. Ein trauriger Held, von Frau und Lebensmut verlassen, lässt sich zu einer Gruppenreise nach Indien überreden. Erst geht alles schief im Land der heiligen Kühe. Doch mithilfe der betörenden Besitzerin eines Schönheitssalons und von tausend rätselhaften Hindu-Göttinnen kommt der Reisende dem Zauber Indiens und seiner eigenen Sinnkrise auf die Spur.
„Neuland“ von Ildikó von Kürthy ist ebenfalls eine Art Begleitbuch für alle, die Sehnsucht haben, aber nicht genau wissen, wonach. Ist jetzt die Zeit für einen Neuanfang, vielleicht für ein letztes großes Abenteuer? Die Autorin liebäugelt mit Selbstverwirklichung, Gelassenheit und Idealgewicht, versucht es mit Alkohol- und Zuckerverzicht, mit Meditation und Schönheitsfinessen. Erst die Spurensuche in ihrer Vergangenheit und zu vergessenen Wünschen hilft ihr, ihr Leben auszumisten.
„Worauf wartest du noch?“ fragt Antje Gardyan und gibt als Beraterin für Veränderungsmanagement fachlich fundierte Antworten. Anhand zahlreicher Beispiele stellt sie Leitbilder, Glaubenssätze, Klischees und Denkmuster infrage und ersetzt sie durch die passendere Aussage. Am Schluss steht die Aufforderung zum Handeln, vom Umbruch zum Aufbruch in die Zukunft.
„Viel besser als gute Vorsätze: wie Sie mit Mini-Gewohnheiten Maxi-Erfolge erzielen“ macht Stephen Guise all denen Mut, deren lobenswerte gute Vorsätze bisher als Misserfolge endeten. Nachhaltige Veränderungen gelingen am besten in kleinen Schritten und durch ständiges Wiederholen, propagiert er, das Gehirn muss durch das Zusammenspiel von Motivation, Willen und Gewohnheit überlistet werden.
„Resilienz“ nennt Christine Berndt ihr Taschenbuch und erklärt gleich im Untertitel, um was es geht: um psychische Widerstandskraft, um „Hornhaut auf der Seele“, um mit den überbordenden Ansprüchen im Beruf und Alltag fertigzuwerden. Aufschlussreich sind die Beispiele, etwa aus der Kindererziehung („Wie man Kinder stark macht“) und dem Erwachsenenalter (Resilienz kann man auch dann noch lernen). „Resilienz für Dummies“ von Eva Kalbheim ist ein modulartig angelegter Ratgeber mit Trainingseinheiten zur gleichen Zielsetzung, zum Erwerb innerer Stärke in unterschiedlichen Lebensbereichen.
„Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab!“ Mit diesem alternativlosen Rat spricht Tom Diesbrock Menschen an, die mit ihrem Beruf unzufrieden sind, nach Alternativen suchen, aber durch mentale Blockaden vor Veränderungen zurückschrecken. Die jeweilige Lösung ist abhängig von den individuellen Interessen und Fähigkeiten, die zur beruflichen Vision passen müssen.
„Das Kairos-Prinzip“ von Ursula M. Wagner beschreibt Schritt für Schritt, wie man mit Selbstcoaching seine Kompetenzen, Werte, Träume und Lebensrhythmen aufschlüsselt, um so die Grundlagen für die Karriereplanung zu legen. Kairos (griechisch) heißt günstiger Augenblick, und genau den soll der Leser finden, wenn er mit seinem Job unzufrieden ist, seinen Arbeitsplatz bedroht sieht oder wenn sich Aufstiegschancen ergeben.
„Ein deutsches Mädchen: Mein Leben in einer Neonazi-Familie“ – unter diesem Titel schildert Heidi Benneckenstein, wie sie in einer Nazi-Familie heranwuchs. In militanten Jugendgruppen, mit Drill, Schlägen und Belohnungen versank sie immer tiefer im braunen Sumpf. Aber sie schaffte die Kehrtwende, brach den Kontakt zu ihrer Familie ab, tauchte unter und gewann nach einem Aussteiger-Programm ein zweites Leben.
„Meine falschen Brüder: Wie ich mich als 16-Jähriger dem Islamischen Staat anschloss“ ist die dramatische Geschichte von Oliver N. In einer Moschee fühlt er sich in einer Lebenskrise aufgehoben und tritt zum Islam über. In Syrien begegnet er der grausamen Realität mit Folter und Mord. In der österreichischen Botschaft in Istanbul findet er Zuflucht, nachdem er den falschen „Brüdern“ entkommen ist.