Dr. Mart Laanemäe (Mitte) war zu Besuch in Neumarkt
NEUMARKT. Der estnische Botschafter war am Wochenende zu Gast in Neumarkt und sprach mit Vertretern der Neumarkter Wirtschaft und der CSU.
Dr. Mart Laanemäe folgte der Einladung von MdB Alois Karl zu einem Besuch in die Oberpfalz – einem Landstrich, der ihn nach eigener Aussage von der Struktur her an seine baltische Heimat erinnert.
Alois Karl, der Vorsitzende einer Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe, wollte diese Zusammenarbeit auf zwischenmenschlicher Ebene vertiefen. Es gebe durchaus etwas zu lernen von dem kleinen Land, das nur unwesentlich mehr Einwohner zählt als die Oberpfalz, sagte er bei einem Gespräch im Oberen Ganskeller mit Vertretern des Industrie- und Handelsgremiums, der Verwaltung und mit CSU-Mandatsträgern. Estland ist auf dem Weg der Digitalisierung Spitzenreiter, das große Deutschland hinke da hinterher.
Laanemäe hatte Tina Kivikas an seiner Seite. Die gebürtige Estin lebt in Nürnberg und hat die Aufgabe als Vertreterin von „Wirtschaftsförderung Estland/ Enterprise Estonia“, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und ihrer Heimat zu verbessern. Die Bilanz sei zwar, schon allein wegen des Größenunterschieds, noch recht bescheiden, wachse aber stetig.
In der Diskussion in Neumarkt ging es in erster Linie aber um die Erfahrungen Estlands im Bereich digitaler Kommunikation zwischen Staat, Unternehmen und Bürgern. Tina Kivikas hatte mit Zahlen aufgezeigt, wie groß die Bereitschaft der Menschen in diesem ländlich strukturierten Land ist, die Vorteile dieser modernen Errungenschaft zu nutzen. Fast jeder Este ist mit einer mit einem Chip versehenen ID-Card ausgestattet und hat so direkten Zugang zu den Behörden. „Eine Unternehmensgründung ist bei uns in einer halben Stunde möglich“, nannte Kivikas ein für Deutsche verblüffendes Beispiel.
Botschafter Laanemäe hatte aber auch Verständnis für die Sorge vieler Deutscher, dass mit der Durchdigitalisierung eines Landes den großen Datenkraken Tür und Tor geöffnet werden könnte. Sein Land setze alles daran, die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Digitalisierung mit Regeln einzufangen. Es herrsche mittlerweile ein hohes Maß an Datensicherheit, glaubt er.