OB Thumann vereidigte den neuen Stadtrat Alexander Koll-Pfeifer
NEUMARKT. Die Bayernpartei ist seit Mittwochabend faktisch im Neumarkter Stadtrat vertreten, obwohl sie überhaupt nicht gewählt wurde.
Oberbürgermeister Thomas Thumann vereidigte Alexander Koll-Pfeifer als Nachrücker für den verstorbenen Karl-Heinz Brandenburger (SPD). Koll-Pfeifer hat aber den Genossen längst den Rücken gekehrt und bekennt sich zur Bayernpartei.
Noch am Freitag-Nachmittag war in der offiziellen Liste der Neumarkter Stadträte alphabetisch bereits korrekt zwischen Wolfgang Knychalla und Bernhard Lehmeier ein "N.N" vermerkt - die Abkürzung für Nomen nominandum, lateinisch für "noch zu nennender Name".
Nach dem überraschenden Tod Brandenburgers (wir berichteten) stand natürlich der Nachrückerplatz dem SPD-Kandidaten mit dem nächsthöchsten Stimmenergebnis zu. Pech für die Genossen, daß der erste Nachrücker inzwischen seine politische Heimat in einer anderen Partei gesucht und gefunden hat. Dies sei völlig unerheblich, sagte dazu Leitender Rechtsdirektor Jürgen Kohler: das Recht, in den Stadtrat nachzurücken, sei natürlich an die Person und nicht eine Partei gebunden.
Die so von fünf auf vier Mitglieder geschrumpfte SPD-Fraktion zeigte schon in der Juni-Stadtratssitzung ihren Protest, als sie bei der - rein formellen - Abstimmung über das frischgebackene Stadtratsmitglied geschlossen den Sitzungssaal verließ (wir berichteten).
"Wir werden sehen", sagte am Mittwoch Alexander Koll-Pfeifer auf Fragen von neumarktonline, ob ihm der zugewiesene Platz zwischen Johannes Gloßner (Flitz) und Johanna Stehrenberg (Grüne) gefällt.
Auch andere wechselten
Daß im Neumarkter Stadtrat Mitglieder von einer Partei zur anderen wechseln, ist nicht neu. In der Vergangenheit litten vor allem die Grünen darunter, daß ein Mitglied mit mehr oder weniger fliegenden Fahnen zum "politischen Gegner" überlief - zeitweise stellten die Grünen trotz entsprechender Wahl-Erfolge überhaupt keinen Stadtrat.
Lothar Braun zum Beispiel war für die Grünen in den Stadtrat eingezogen und schloß sich dann der SPD an, wo er später sogar Fraktionsvorsitzender war.
Der heutige Flitz-Stadtrat Johannes Gloßner wurde ebenfalls als Grüner in den Stadtrat gewählt und ließ sich 2005 als OB-Kandidat für Flitz aufstellen (wir berichteten).
Zwei Jahre später kündigte sogar die damalige Grünen-Vize-Vorsitzende und -Stadträtin Sieglinde Harres an, für Flitz zu kandidieren (wir berichteten). Kurze Zeit später trat sie bei den Grünen aus.
Die CSU hatte lange Zeit schwer zu schlucken, als sie im Oktober 2012 sogar eine amtierende Bürgermeisterin verlor: Ruth Dorner verließ die Partei und verbrachte eine kurze Schamfrist als parteifreie Stadträtin (wir berichteten), bevor sie genau ein Jahr später für die UPW kandidierte (wir berichteten). Dorner legte damals großen Wert auf die feine Unterscheidung, "dass ich mich der UPW anschließe und nicht, dass ich der UPW beitrete".