Asbest auf der freien Wiese: mit diesem Foto ging die Neumarkter Polizei an die Öffentlichkeit
Fotos: Polizei
Das offenbar bei der Neueindeckung verwendete Blech und die neue Dachrinne
NEUMARKT. Ein noch unbekannter Zeitgenosse hat bei Pölling hochgefährliche Asbestplatten einfach in der freien Natur entsorgt.
Während die Polizei jetzt nach dem Umweltverschmutzer sucht, will die Bau-Gewerkschaft das gefährliche Material grundsätzlich aus dem Verkehr ziehen.
Im Landkreis Neumarkt wurden "in der Hochphase der Asbest-Zeit" zwischen 1960 und 1979 rund
13.000 Wohngebäude errichtet, hieß es.
Der Bau mit Asbestfasern ist seit 1993 verboten - bei Renovierungsarbeiten in Altbauten muß der Stoff aufwendig und fachgerecht entsorgt werden.
Diese Kosten wollte sich der unbekannte Täter im aktuellen Fall wohl sparen: nach Angaben der Polizei entsorgte er in der Zeit zwischen 14. und 16.August auf dem städtischen Weg beim Regenrückhaltebecken von Pölling in Richtung Postbauer und der angrenzenden Wiese 30 Asbestplatten und 25 Meter einer alten Dachrinne. Außerdem konnte das Abfallteil der vermutlich neuen Dacheindeckung aufgefunden werden. Dabei handelt es sich um Blech, das mit einem grauen Kunststoff beschichtet ist.
Die Polizei erhofft sich jetzt Hinweise zum Besitzer der Asbestplatten und hat dafür sogar Fotos der Umweltverschmutzung veröffentlicht.
Auch die Bau-Gewerkschaft hat auf die Gefahren von Asbest im Landkreis Neumarkt hingewiesen:
Als Welldach sei Asbest sofort erkennbar. Oft verstecke sich der gefährliche Stoff aber auch in Fugen oder unter Böden. "Asbest ist im Landkreis Neumarkt auch
nach Jahrzehnten noch eine Gefahr", hieß es. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt will das
Material möglichst rasch aus dem Verkehr ziehen und fordert dafür mehr staatliche
Förderung. "Wir brauchen eine Sanierungs- und Abwrackprämie für Asbest", sagte Bezirkschef
Christian Lang.
"Hausbesitzer schrecken bislang oft vor den hohen
Kosten der Entsorgung zurück. Damit bleibt das Problem auch 30 Jahre nach dem Asbest-
Boom aktuell", hieß es.
Ein Großteil der zwischen 1960 und 1979 errichteten 13.000 Wohngebäude im Landkreis Neumarkt dürfte immer noch mit dem Baustoff belastet
sein, schätzt der Gewerkschafter. Die Spätfolgen seien bis heute spürbar: "Das Einatmen
von Asbeststaub kann zu Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs führen." Laut
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) erkranken im Zusammenhang mit
Asbest jedes Jahr fast 4.000 Menschen.
Das Material findet sich dabei nicht nur unter Linoleum-Böden und auf dem Schuppendach,
sondern etwa auch unter älteren Fliesen, in Nachtspeicheröfen oder im Wandputz. "Wer
sich für eine Sanierung entscheidet, kann zwar Fördermittel bei der KfW-Bank bekommen.
Doch auf der teuren Asbest-Entsorgung bleibt der Hausbesitzer meist sitzen. Hier können
schnell ein paar tausend Euro zusammenkommen."
Die Folge: Das Material bleibe oft an
der alten Stelle im Haus. Wenn saniert werde, lande es manchmal sogar im Hausmüll. Oder, wie im aktuellen Fall: in der freien Natur.