Ein historisches Bild aus beginnenden dunklen Zeiten; die Maikundgebung am 1. Mai 1933
(Zur Vergrößerung auf die Foto klicken) Foto: Stadtarchiv
NEUMARKT. Laut Gewerkschaft ist es eine „historisch einmalige Entscheidung“: die DGB-Kundgebung am 1. Mai in Neumarkt findet nicht statt.
Die Absage trifft die Gewerkschafter nach eigenen Angaben schwer, aber die Corona-Pandemie ließ keine andere Wahl. Alle 17 Kundgebungen am 1. Mai in der Oberpfalz sind abgesagt – darunter auch die Veranstaltung in Neumarkt.
Der 1. Mai ist ein symbolträchtiger Tag: der Tag der Arbeit. Weltweit demonstrieren Menschen aus der Arbeiterklasse an diesem Tag für fairere Arbeitsbedingungen – seit über 160 Jahren. Auch in Neumarkt wird jedes Jahr demonstriert, organisiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Doch in diesem Jahr macht das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung.
„Die Solidarität, die die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus uns allen abverlangt, zwingt uns auch zu einer historisch einmaligen Entscheidung. Schweren Herzens müssen wir die 1. Mai Kundgebungen dieses Jahres leider absagen“, sagte Katja Ertl, Regionssekretärin des DGB in der Oberpfalz. Solidarität heiße in diesem Jahr: Abstand halten. Das gelte auch für die Maikundgebung in Neumarkt.
Der DGB sprach in einer Pressemitteilung die Folgen der Corona-Pandemie an: Kitas und Schulen, die geschlossen sind, Verwandte und Freunde, die man nicht mehr treffen kann. Aber auch die Sorge um die Existenz – denn viele Menschen könnzen nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz. „Ein Leben im Ausnahmezustand“, so der DGB. Aber auch gute Dinge sieht der DGB in der Krise: neue Formen der Solidarität, wie Nachbarschaftshilfen und Unterstützungsangebote oder kreative Lösungen, wie virtuelle Museen und neue Lehrmethoden an Schulen.
Die Solidarität der Gesellschaft brauche aber auch diejenigen, die von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders betroffen sind, die um ihre Existenzgrundlage fürchten oder um die ihrer Familien, die von Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder Geschäftsaufgabe bedroht sind. Viele Menschen müßten zuhause arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. Die Gewerkschaft müsse dafür sorgen, dass ihr Arbeitsplatz und ihr Einkommen gesichert bleiben. „Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken“, heißt es in der DGB-Mitteilung. Gleichzeitig fordere man von der Politik, „dass sie alle notwendigen Mittel zur Überwindung der Krise mobilisiert“.
„Solidarisch ist man nicht alleine“, das gelte auch mit Blick auf Europa. „Der Virus kennt keine Grenzen. Deshalb müssen die Regierungen der Europäischen Union eng zusammenarbeiten und ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie miteinander abstimmen“, sagte Ertl. Der DGB werde es nicht zulassen, dass der Kampf gegen das Corona-Virus den Nationalisten in die Hände spiele und sich zum Spaltpilz für das geeinte Europa entwickle. „Angst, Wut und Nationalismus sind keine guten Ratgeber. Nur mit Solidarität, mutigem und entschiedenem Handeln und Besonnenheit stehen wir die Krise gemeinsam durch“, so die Gewerkschaftssekretärin.
Der DGB beruft sich dabei auf sein diesjähriges Motto: „Solidarisch ist man nicht alleine“. Und Solidarität sei aktuell vor allem eine Sache – Abstand halten. Im nächsten Jahr will der DGB wieder mit vielen Menschen die Straßen und Plätze in der gesamten Oberpfalz füllen und den 1. Mai feiern.