Fast ein Drittel in Kurzarbeit


Stühle hoch: Kaum eine Branche ist so stark von den Corona-Einschränkungen betroffen wie die Gastronomie und Hotellerie
Foto: NGG
NEUMARKT. Mit Kurzarbeit durch die Krise: Im Landkreis Neumarkt hat seit Beginn der Coronavirus-Pandemie fast ein Drittel aller Unternehmen ( genau: 31 Prozent) Kurzarbeit angemeldet.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten beruft sich bei dieser Zahl auf aktuelle Angaben des Arbeitsamtes. Danach haben bis Ende April 1087 der insgesamt 3456 Betriebe im Landkreis Kurzarbeitergeld beantragt. Zum Vergleich: Zu Beginn der Corona-Krise im März waren es noch 26 Firmen.

Gewerkschafts-Geschäftsführerin Regina Schleser sprach von einer „Erschütterung auf dem heimischen Arbeitsmarkt“.


Besonders betroffen ist das Gastgewerbe. Die Branche liege seit Wochen weitgehend brach. Gerade kleinere Hotels und Gaststätten kämpften ums Überleben. „Es ist gut, dass die Bundesregierung ein riesiges Rettungspaket für die Unternehmen geschnürt hat. Aber für die Beschäftigten kommt die beschlossene Erhöhung des Kurzarbeitergeldes zu spät“, sagt Schleser.

So steigt das Lohnausfallgeld erst nach sieben Monaten Kurzarbeit auf 80 Prozent (Eltern: 87 Prozent) des Netto-Einkommens. Für Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte sei das eine enorme Durststrecke. „Vielen wird nur der Gang zum Sozialamt oder zum Job-Center bleiben“, sagte Schleser. Eine Mitverantwortung für die Lage trage auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): Anders als etwa in der Systemgastronomie wie McDonalds, Starbucks oder Nordsee weigerten sich die Arbeitgeber bis heute, das Kurzarbeitergeld per Tarifvertrag aufzustocken.

Umso wichtiger sei nun, eine Perspektive für die langsame Wiederbelebung des Gastgewerbes zu finden – „vorausgesetzt, der Gesundheitsschutz für Beschäftigte und Gäste ist sichergestellt“. Bei jedem Restaurant, das im Landkreis Neumarkt wieder öffnen wolle, müssten die Behörden kontrollieren, ob die Schutzmaßnahmen für die Gäste ausreichen, so die Gewerkschaft. „Gaststätten, Cafés und Bars sind eigentlich Orte der Geselligkeit. Jetzt müssen die Gäste darauf vertrauen können, dass sich keiner ansteckt“.

Um die Beschäftigten optimal vor Infektionen zu schützen, sei eine gründliche Gefährdungsbeurteilung nötig. „Darüber hinaus braucht es ausreichend Personal, das sich neben Küche und Service darum kümmert, dass die Hygiene- und Abstandsregeln wirklich eingehalten werden: Kellnerinnen, die darauf achten, dass Tische und Stühle nicht zusammengeschoben werden. Und ebenso genug Köche in der Küche, damit es keinen Wartestau beim Essen und damit ein zu volles Lokal gibt. Kein Restaurant sollte hier auf Sparflamme kochen, sondern die Wiedereröffnung frühzeitig akribisch planen“, so Schleser.

Doch bis wieder ein „Stück Normalität“ in die Branche einziehe, bleibe der Schaden für Beschäftigte und Betriebe groß. Nach Angaben des Arbeitsamtes haben bis Ende April bundesweit 751.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – 115.000 davon im Hotel- und Gaststättengewerbe. Das sind 72 Prozent aller Betriebe der Branche.
05.05.20
Neumarkt: Fast ein Drittel in Kurzarbeit
Telefon Redaktion


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