Klarer Spitzenreiter im Landkreis Neumarkt: der Haussperling
Foto: Frank Derer/LBV
NEUMARKT. Seit Freitag werden auch im Landkreis Neumarkt wieder die Gartenvögel gezählt. Man will wichtige Daten über die heimische Vogelwelt erhalten.
Bei der „Stunde der Gartenvögel“ am Muttertags-Wochenende des letzten Jahres haben 130 Vogelfreunde aus dem Landkreis in 92 Gärten 3080 Vögel beobachtet und notiert. Heuer rechnet man mit besonders hohen Teilnehmerzahlen.
Seit den Ausgangsbeschränkungen haben viele Menschen mehr Zeit im heimischen Garten verbracht und dabei Vögel beobachtet, denen sie bisher eher weniger Beachtung schenken konnten, hieß es vom Landesbund für Vogelschutz. Das würden auch die Webseitenzugriffe des LBV beweisen, die seit Mitte März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 50 Prozent gestiegen sind.
„Dabei werden seitdem vor allem unsere Vogelartenportraits und Vogelbestimmungsseiten verstärkt besucht“, sagte der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Bei der am Freitag begonnenen „Stunde der Gartenvögel“ könne nun jeder zum „Bürgerforscher“ werden und durch seine Beobachtungen den bayerischen Naturschützern wichtige Daten über die heimische Vogelwelt liefern. Bereits zum 16. Mal rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU dazu auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten, am Fenster oder auf dem Balkon zu zählen.
Die bayerischen Artenschützer interessiert dieses Jahr vor allem, wie stark die bayerischen Bestände der Blaumeise unter einer in Deutschland vor kurzem neu entdeckten Vogelkrankheit leiden und wie stark die Meisenart im Freistaat betroffen ist. „Leider erliegen in diesem Frühjahr viele der kleinen Vögel mit dem blau-gelben Federkleid dem für Meisen meist tödlichen Erreger Suttonella ornithocola. Der beliebte Gartenvogel steht heuer deshalb auch besonders im Blickpunkt der Zählung“, sagte Schäffer.
Bisher kann nur spekuliert werden, wie sich der neue Erreger langfristig auf den Bestand auswirkt. Im besten Fall könnten die überlebenden Meisen in diesem Jahr besonders erfolgreich brüten, da sie weniger Konkurrenz haben als normalerweise. Im schlechtesten Fall könnte mit der Krankheit ein andauernder Abwärtstrend des Blaumeisen-Bestands beginnen.
Besonders spannend wird für die Artenschützer der Vergleich der Blaumeisen-Daten aus der „Stunde der Gartenvögel“ mit vom neuen Erreger besonders betroffenen Gebieten. Bei der Meldeaktion zum Blaumeisensterben wurden LBV und NABU bereits über 1.500 Verdachtsfälle von toten oder kranken Blaumeisen in Bayern gemeldet.
Viele Menschen haben in den letzten Wochen mit Ausgangsbeschränkungen den Wert der Natur in ihrer unmittelbaren Nähe wieder neu schätzen gelernt, hieß es. Gartenvögel wie Blau- oder Kohlmeise haben dabei in diesem Frühling sicherlich deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als in anderen Jahren. „Wir freuen uns, wenn sich das gestiegene Interesse an der Natur vor der Haustüre in einer besonders regen Beteiligung an der Vogelzählung niederschlägt“, so Schäffer.
Im vergangenen Jahr haben im Freistaat knapp 12.000 Vogelfreunde bei der „Stunde der Gartenvögel“ mitgezählt und Beobachtungszahlen von insgesamt mehr als 265.000 Vögeln aus über 8.000 Gärten gemeldet. Gemeinsam mit der Schwesteraktion, der „Stunde der Wintervögel“, handelt es sich damit um Deutschlands größte bürgerwissenschaftliche Mitmach-Aktion.
Und so funktioniert es: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von Freitag bis Sonntag von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online gemeldet werden.
Die Ergebnisse aus dem Landkreis Neumarkt vom letzten Jahr: