„Gemischte Bilanz“


Der Bund Naturschutz zog eine Bilanz zu den Umsetzungen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ im Landkreis
Foto: Pixabay
NEUMARKT. Die Neumarkter Kreisgruppe des Bundes Naturschutz zog eine gemischte Bilanz zum „Volksbegehren Artenvielfalt“ im Landkreis Neumarkt.

Am 1. August jährte sich die Aufnahme zahlreicher neuer Verpflichtungen in das Bayerische Naturschutzgesetz durch das Volksbegehren Artenvielfalt. Auch im Landkreis Neumarkt hatten im Februar letzten Jahres 18 Prozent der Bevölkerung dafür gestimmt - mit hohen Zustimmungswerten sowohl in der Stadt wie auch auf dem Land (wir berichteten).

Der Bund Naturschutz zog jetzt für den Landkreis Neumarkt und seine Artenvielfahrt Bilanz.


„Trotz einer insgesamt schleppenden Umsetzung sind wir nicht unzufrieden, denn durch das Volksbegehren haben die Themen Artenvielfalt und Insektensterben im ganzen Landkreis viel mehr Aufmerksamkeit bekommen und auch bei uns im Landkreis hat sich etwas getan,“ sagte Josef Guttenberger, der Neumarkter Kreisvorsitzende. Kommunen, Landwirte und VerbraucherInnen – viele hätten im letzten Jahr, angestoßen durch das Volksbegehren, etwas zum Schutz der Insekten und der Artenvielfalt beigetragen.

Die vielen neuen Blühflächen im Landkreis zeigten, dass den Landwirten an der Artenvielfalt gelegen sei. Die Blühflächen seien aber zu einseitig auf die Bestäuber ausgerichtet, also Bienen, Hummeln, Schwebfliegen. Diese leben aber oft nicht auf den Flächen, sondern kommen nur zum Honig sammeln. Viele andere Arten, deren Lebensraum das Grünland ist, wie Spinnen, Heuschrecken oder Wanzen brauchen mehrjährige stabile Verhältnisse, um sich fortpflanzen zu können. Dies ist nur im extensiv genutzten Grünland möglich, so Guttenberger.

Es gäbe gute Ansätze und manches könne noch weiterentwickelt werden. Einige Gemeinden wie Postbauer-Heng oder Neumarkt ließen Blühflächen auf ihren Grünanlagen zu und gäben ein positives Beispiel.

Andererseits könnten in den meisten Gewerbe- und Industriegebieten die nicht bebauten Grünflächen für die Artenvielfalt genutzt werden, sagte Alfons Greiner vom Kreisvorstand. Eine blühende Wiese statt einer kurzgeschorenen Grünanlage bietet dem Auge ein gefälligeres Bild und vielen Tieren einen Lebensraum. Es freue die Naturschützer, dass die Gartenbauvereine im Landkreis bemüht seien, über Gartenwettbewerbe die Vielfalt in den Hausgärten anzustoßen. Dennoch blieben viele Privatgärten „nur Lebensraum für Rasenmäher und Kantentrimmer“, sagte Greiner.

Positiv gesehen werde die Arbeit des Landschaftspflegeverbands. Er habe schon viele Maßnahmen angestoßen und die Vernetzung von Lebensräumen zielgerichtet umgesetzt. Die Erfolge könnten sich sehen lassen, die Flächen blühten richtig auf.

Auf der anderen Seite würden immer noch bestehende und intakte Lebensräume „zerrissen, getrennt, zerstört, wie zum Beispiel durch die geplante Ortsumgehung Seubersdorf, die niemand braucht, aber einen artenreichen Lebensraum zerstört“.

Neuland sei sicher noch die Lichtverschmutzung, deren Ausmaß kaum zur Kenntnis genommen werde. Hier wäre eine deutliche Reduzierung der Beleuchtung in der Nacht überfällig.

Im Landkreis werden derzeit 10,4 Prozent der Acker-Fläche nach Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet mit steigender Tendenz. Dennoch sei man noch weit von den Zielen des Volksbegehrens entfernt. Mit der Landwirtschaft sei der Bund Naturschutz in gutem Kontakt und arbeite schon seit langem in Naturschutzprojekten mit Landwirten zusammen. „Aufgeschlossene Landwirte haben artenreiche Wiesen angelegt, aber wir sind uns einig, dass für eine echte Trendwende eine Ökologisierung der EU-Agrarförderungen das Entscheidende ist“, sagte Guttenberger.

An Landrat Willibald Gailler und MdL Albert Füracker richtete der BN-Vorstand die Forderung, sich auf überregionaler Ebene für die nötige dauerhafte Finanzierung der Artenschutz-Instrumente und -Berater, für eine Änderung der Agrarpolitik, für ein verbindliches Flächensparziel und eine wirksame Klimaschutzpolitik einzusetzen, „um wirklich eine Trendwende beim Schutz der Biodiversität zu erreichen“.
05.08.20
Neumarkt: „Gemischte Bilanz“
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