„Eigentlich ungeeignet“

Selbst große Bäume werden am Alten Kanal von Bibern angegangen. Dieser mächtige Apfelbaum ist wohl nicht mehr zu retten
Foto: Schindler
NEUMARKT. Der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal ist auch nach Ansicht von Umweltschützern „eigentlich ein ungeeigneter Lebensraum“ für Biber.
Derzeit sind die Tiere dort und an der Sulz wieder sehr aktiv. Der Biber nagt aber nicht nur dünne Bäume an, sondern vergreift sich auch an mächtigen alten Buchen unterhalb von Greißelbach und an der Schleuse 25 Richtung Pollanten.
Vor zwei Tagen entdeckten Naturschützer sogar einen starken Apfelbaum, der in kürzester Zeit – innerhalb von wenigen Nächten – von einem hungrigen Biber so entrindet wurde, dass nach Auskunft von Baumpflegern eine Rettung nicht mehr möglich sein dürfte.
Auch das Wasserwirtschaftsamt ist nicht gerade glücklich darüber, dass sich der Biber am Kanal so ausbreitet. Durch seine Aktivitäten im Uferbereich gefährde er die Dichtigkeit der künstlichen Wasserstraße, was zu so massiven und teuren Reparaturarbeiten führen kann wie kürzlich in Mühlhausen. Generell würden die angenagten Baumstämme oft eine Gefährdung von Radfahrern oder Fußgängern darstellen.
Das Aufstellen eines elektrischen Schutzzauns ist am Kanal wegen der starken Frequentierung durch Personen nicht möglich, deshalb wird jetzt immer öfter auch eine „Entnahme“ des Bibers genehmigt.
Langfristig müsste man dem geschützten Wildtier „zu verstehen geben“, dass der Kanal für ihn eigentlich ein ungeeigneter Lebensraum ist, hieß es. Naturschützer wollen deshalb jetzt verstärkt die alten Bäume schützen. Eine relativ einfache Hilfe ist dabei das Anbringen einer „Drahthose“ um den Baumstamm. Dies wird bei vielen Obstbäumen am Kanal schon praktiziert, in einem Waldgebiet wie in Greißelbach oder südlich von Mühlhausen ist das allerdings kaum bei allen Bäumen durchführbar.
Der Bund Naturschutz bat jetzt alle Baum- und Naturfreunde die Missetaten des Bibers zu „verpetzten“. Die vielen Hundebesitzer, Spaziergänger, Radfahrer und Jogger am alten Kanal sollten alle großen Bäume beobachten und sofort melden, wenn sie eine frische Fraßspur vom Biber bemerken. Im Gemeindebereich Mühlhausen ist ein „Baumnotruf“ unter Telefon 0171/4195715 erreichbar.
Mit Genehmigung und Unterstützung des Wasserwirtschaftsamts sollen dann an den gefährdeten Bäumen „Drahthosen“ angebracht werden, um weitere Schäden zu stoppen. Kleine Verletzungen der Rinde können die großen Bäume gut selbst heilen, das könne man an den Narben bei vielen Bäumen auch erkennen.
Weder das Wasserwirtschaftsamt noch der Bund Naturschutz könne diese „Baumhilfe“ personell alleine bewältigen, deshalb seien freiwillige Helfer dringend gesucht. Wer helfen möchte, kann sich auch beim „Baumnotruf“ melden oder bei der Geschäftsstelle des BN in Neumarkt unter 09181/21578 oder per
Email.
30.12.20
Neumarkt: „Eigentlich ungeeignet“