Straße „tapeziert“

Die Ausbau-Gegner „tapezierten“ die Rittershofer Straße
NEUMARKT. Mit einer bunten und phantasievollen Aktion protestierten Gegner des B299-Ausbaus gegen einen geplanten „Verkehrsdinosaurier“.
Unter Federführung der Bürgerinitiative „Genug davon B299“ hatte das Aktionsbündnis B299 zu einer Kundgebung an der Rittershofer Straße eingeladen. Mit einem Teppich aus Bannern, Isomatten, Picknickdecken, Tüchern, Transparenten und Fahnen protestierte man gegen die derzeitigen Planungen. Über 200 Neumarkter Bürger waren dieser „Welturaufführung“ gefolgt, denn hier wurde die Straße „tapeziert“, die nach den Vorstellungen der Planer unter einer Auffahrtsrampe für eine Brücke über die B299 verschwinden soll.
So betonte Michaela Zeitz als Mitveranstalterin in ihrem Eingangsstatement das enorme Ausmaß der geplanten Brücke, die eigentlich keiner brauche und nur sehr viel Geld verschlingen werde, den Lärm für die Anwohner erhöhe, weitere Wege erfordere und viel landwirtschaftliche Fläche verbrauche und entwerte.
Als erster Redner kam Hans Eisent zu Wort, der zusammen mit einem Mitbewohner des „Betreuten Wohnens“ in der Nähe deutlich machte, dass eine Brücke für Menschen mit Einschränkungen ein großes Problem werden würde. Für eine gefahrlose Querung der B299 reiche eine Unterführung für Radfahrer und Fußgänger. Er beklagte auch, dass er sein Anliegen mit 30 Unterschriften aus dem Heim gerne in einer Bürgersprechstunde vorgetragen hätte. Allerdings wurde seinem Anliegen kein Gehör geschenkt.
Stadtrat und Verkehrsreferent Olaf Böttcher (Grüne) beklagte die „fehlende Gesprächsbereitschaft“ bei diesem Vorhaben und das „Festhalten an überkommenen Ideen“.
Für den Bund Naturschutz kletterte Alfons Greiner auf den umgebauten Ernte-Hänger, den die Landwirte zur Verfügung gestellt hatten. Er zählte eine Reihe von Nachteilen auf, die für Neumarkt entstünden, falls die vorgelegten Planungen Wirklichkeit würden und warnte vor der weiterhin vorhandenen Sorglosigkeit gegenüber den immer dramatischeren Wetterkapriolen.
Margot Schiller aus Neumarkt, die in Woffenbach aufgewachsen ist, richtete einen dringenden Appell an alle, diese Planungen nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Denn sie habe noch „kein einziges nachvollziehbares Argument für den Ausbau“ gehört.
Einen ganz anderen Ansatz brachte Melanie Kopp, die einen kleinen Reitbetrieb für Kinder und Jugendliche in Stauf betreibt. Sie plädierte leidenschaftlich für mehr Gefühle und Emotionen bei diesem Thema. Was durch diesen technisierten Ausbau alles verschwinde und verloren gehe, lasse sich nicht messen, habe aber gewaltige Auswirkungen in der Zukunft.
Danach trat SPD-Direktkandidat Johannes Foitzik ans Mikrofon und kanzelte die Befürworter dieses Straßenbaus ab: es gäbe keine sinnvolle Begründung für „diese Geldverschwendung“. Es handele sich um eine politische Entscheidung und eine solche könne jederzeit wieder zurückgenommen werden.
Abschließend sprachen Ludwig Walter und Bernhard Kopp für die Landwirte und Grundstücksbesitzer. Kopp verwies auf das „abschreckende Beispiel“ Mühlhausen. Dort seien elf Hektar Ackerland versiegelt worden: „Die können mit diesem Wahnsinn doch nicht weitermachen“.
27.06.21
Neumarkt: Straße „tapeziert“