„Für Zukunft bewahren“

Dr. Sabine Weigand besuchte den jüdischen Friedhof in Sulzbürg
Foto: Irina Falck
NEUMARKT. Die denkmalpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion Dr. Sabine Weigand besuchte den jüdischen Friedhof in Sulzbürg.
Bürgermeister Martin Hundsdorfer berichtete vor dem Gast vom „jahrhundertelangen harmonischen Zusammenleben“ von Juden, Katholiken und Protestanten - Exulanten, die sich nach dem 30jährigen Krieg im Ort niedergelassen hatten - und von Kontakten zu ehemals jüdischen Mitbürgern in den USA, die bis heute anhalten.
Unter Führung von Ludwig Schiller, dem Leiter des Landlmuseums, besichtigte Sabine Weigand in Begleitung ihres Landtagskollegen Jürgen Mistol und des zuständigen Referenten vom Landesamt für Denkmalpflege Sebastian Mickisch den idyllisch auf dem Bergrücken gelegenen Friedhof mit seinen rund 300 gut erhaltenen Grabsteinen.
Jüdische Friedhöfe finden sich oft in Hanglage oder auf Hügeln, weil Juden von der Gemeinde nur landwirtschaftliche nicht bestellbare Grundstücke übereignet bekamen. In Sulzbürg befinden sich auch noch die Synagoge, die mit Hilfe christlicher Einwohner errichtet wurde, und etliche von jüdischen Familien bewohnte Häuser, auch zwei Gebäude mit frühen „jüdischen Eigentumswohnungen“ aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Der Friedhof ist schon seit Jahren dokumentiert und inventarisiert und weist etliche interessante Grabsteine mit Rosenmotiven, Mohelmessern, Gesetzestafeln, Kohanimhänden, Waage und Levitenkanne auf, die auf die hohe Stellung der Träger in der Gemeinde hindeuten.
„Sulzbürg ist ein eindrucksvolles Beispiel für das historische Phänomen des Landjudentums“, sagte Dr. Sabine Weigand. Hier stellten die jüdischen Familien ungefähr ein Drittel der Bevölkerung und seien ein selbstverständlicher Bestandteil des Dorflebens gewesen, bis Antisemitismus und Nationalsozialismus dieses Zusammenleben „auf schreckliche Weise zerstörten“. Friedhof, Synagoge und viele Häuser im Ort würden noch heute von dieser Zeit zeugen. Diese Denkmale müsse man für die Zukunft bewahren, „um dem zunehmendem Antisemitismus Einhalt zu gebieten“.
01.07.21
Neumarkt: „Für Zukunft bewahren“