„Zweiter Sündenfall“
NEUMARKT. Die Grünen-Fraktion kritisiert scharf die am Mittwoch im Stadtrat auf der Tagesordnung stehenden Pläne zum Umbau der Obi-Kreuzung.
Nach den schon im Verkehrsausschuss vorgelegtem Plan zum Knotenpunkt Kurt-Romstöck-Ring / Freystädter Straße sollen dort weitere zusätzliche Fahrspuren für den Autoverkehr entstehen. Im Gegenzug sollen bisherige Querungsmöglichkeiten für Fußgänger wegfallen. Begründet werde dies mit der Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kreuzung, weil weniger Ampelschaltungen erforderlich seien. Auch die Anbindung der neuen Feuerwache wird als Argument angeführt.
Wenn der Stadtrat dieser Planung in Zeiten des offensichtlichen Klimawandels zustimmt, ist dies nach der Abstimmung zum dreispurigen Ausbau der B299 der „zweite Sündenfall“ innerhalb kürzester Zeit, sagte Verkehrsreferent Olaf Böttcher.
Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit beziehe sich nur auf den Autoverkehr und sei ein fatales Signal für noch mehr motorisierten Verkehr in der Innenstadt. Selbst der zweifelhafte Vorteil der Dreispurigkeit auf dem Ring um Neumarkt werde durch solche Planungen vollkommen zunichte gemacht. „Wer wird den Ring nutzen, wenn der kürzere Weg durch die Stadt auch noch der schnellere ist?“ fragte Böttcher
Man wolle ein optimale Anbindung für die Feuerwehr, hieß es von den Grünen. Die dürfe aber keinesfalls zu Lasten des klimaneutralen Verkehrs gehen, sagte Franziska Hutzler. Es habe lange gedauert, bis die Anforderungsampeln – „auch Bettelampeln genannt“ – für den Fuß- und Radverkehr über den Kurt-Romstöck-Ring verschwunden seien. Und jetzt werde mit einem Federstrich eine „komplette Rolle rückwärts hingelegt“.
„Das ist mehr als Hohn gegenüber allen, die nicht für jeden Weg in Neumarkt das Auto nutzen wollen oder können“, sagte die Referentin für Menschen mit Behinderung, Sigrid Steinbauer-Erler. Auch die Wirkung einer großzügigeren Führung des Radverkehrs im Kreuzungsbereich werde verpuffen, wenn die Radstreifen im Verlauf der Freystädter Straße in Richtung Innenstadt„ wieder auf kombinierten Rad-Gehwegen oder im Nichts enden“.
Im Gesamtverkehrsplan wie im Leitbild der Stadt Neumarkt sei die Gleichbehandlung aller Verkehrsarten und eine gezielte Förderung des Fuß- und Radverkehrs seit Jahren fest verankert. Die Stadtratsfraktion der Grünen fordere dies als „oberste Handlungsmaxime für alle Verkehrsplanungen“.
Die meisten Wege im Stadtbereich seien kürzer als fünf Kilometer. Damit biete Neumarkt beste Voraussetzungen für eine moderne Verkehrswende mit weniger Autoverkehr. Wer Nachhaltigkeit und Fahrradfreundlichkeit im Titel führe, sollte entsprechend handeln, hieß es.
06.07.21
Neumarkt: „Zweiter Sündenfall“