Lebenslange Haft für ICE-Anschlag
Der Aattentäter wollte bei Pyrbaum einen ICE entgleisen lassen
Foto: Archiv/pixabay
NEUMARKT. Ein 44jähriger Mann, der für den Anschlag auf einen ICE im Landkreis Neumarkt verantwortlich ist, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Das Urteil des österreichischen Landesgerichts für Strafsachen in Wien ist inzwischen rechtskräftig, teilte am Donnerstag das Landeskriminalamt mit. Der 44jährige Iraker versuchte im Jahr 2018 bei Pyrbaum einen ICE zum Entgleisen zu bringen.
neumarktonline berichtete damals mehrfach über den spektakulären Anschlag, bei dem an der ICE-Strecke Nürnberg-München im Gemeindegebiet Pyrbaum ein Stahlseil über die Gleise gespannt wurde. Das Drahtseil riß und es wurde lediglich die Frontscheibe des ICE 821 Dortmund - München beschädigt. Verletzte gab es nicht.
Im Dezember wurde ein 44jähriger Mann wegen des Anschlags und einem weiteren Versuch im Raum Berlin von einem Gericht in Wien zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mann lebte seit 2012 mit seiner Familie in Österreich und war dort anerkannter Flüchtling. Seine mitangeklagte Ehefrau wurde freigesprochen.
Nach Informationen des Landeskriminalamtes vom Donnerstag ist das Urteil des österreichischen Landesgerichts für Strafsachen in Wien nun rechtskräftig. Der ICE-Attentäter von Pyrbaum und Berlin wurde im Dezember wegen versuchten Mordes, schwerer Sachbeschädigung und der Beteiligung an einer terroristischen und kriminellen Organisation nach österreichischem Recht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Nachdem bereits im März der österreichische Oberste Gerichtshof die Nichtigkeitsbeschwerde gegen das Urteil zurückgewiesen hatte, gab nun auch das österreichische Oberlandesgericht Wien der Berufung des Verurteilten keine Folge.
Ausgangspunkt der Ermittlungen war der erfolglose Anschlag auf die ICE-Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und München am 7.Oktober 2018 im Landkreis Neumarkt - zwischen Pyrbaum und Allersberg. Der 44jährige Mann befestigte ein Stahlseil zwischen den Oberleitungsmasten und brachte mit Metallteilen verstärkte Holzkeile auf den Gleisen an, um einen darüberfahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen.
Ein ICE überfuhr diese Hindernisse und wurde beschädigt. In Tatortnähe wurden in arabischer Schrift abgefasste Drohschreiben und Schmierschriften mit Bezug zur terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ („IS“) aufgefunden.
Der Polizeipräsident in Berlin berichtete an Weihnachten 2018 von einem vergleichbaren „Eingriff an einer Bahnstrecke“ in Karlshorst, bei dem auch ein Oberleitungsschaden festgestellt wurde. Auch dort wurden in Tatortnähe Schriftstücke in arabischer Sprache und eine selbstgefertigte Flagge des IS aufgefunden.
Die polizeilichen Ermittlungen wurden in einer zu diesem Zweck gegründeten länderübergreifend tätigen Besonderen Aufbauorganisation (BAO) "Trasse“ geführt. Die Staatsschutzabteilungen der Landeskriminalämter Berlin und Bayern arbeiteten zu diesem Zwecke eng und intensiv mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung der Republik Österreich (BVT) und dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Wien (LVT) zusammen.
Im Rahmen der Ermittlungen wurden schließlich noch zwei weitere, in ähnlicher Weise vorbereitete Anschlagsversuche auf die ICE-Schnellfahrstrecke zwischen München und Nürnberg am 25. Januar 2018 und am 19.August 2018 entdeckt.
Als sich der Tatverdacht gegen den 44jährigen Iraker in Wien richtete, wurde der Mann in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Wien, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung der Republik Österreich (BVT) und dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Wien (LVT) am 25.März 2019 festgenommen.
Im September 2020 erhob die Staatsanwaltschaft Wien Anklage gegen den in vollem Umfang geständigen Mann und seine Ehefrau.
Durch Urteil des österreichischen Landesgerichts für Strafsachen in Wien wurde der ICE-Attentäter von Allersberg und Berlin im Dezember 2020 wegen versuchten Mordes, schwerer Sachbeschädigung und der Beteiligung an einer terroristischen und kriminellen Organisation zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Seine mit angeklagte Ehefrau wurde rechtskräftig freigesprochen.
12.08.21
Neumarkt: Lebenslange Haft für ICE-Anschlag