690 Ausbildungsplätze unbesetzt
Am Bau sind nach Angaben der Gewerkschaft die Hälfte der Ausbildungsstellen noch unbesetzt
NEUMARKT. Das neue Ausbildungsjahr startet – doch viele Firmen suchen weiterhin Nachwuchs:
Im Landkreis Neumarkt sind nach Angaben des Arbeitsamtes von insgesamt rund 1200 gemeldeten
Ausbildungsstellen aktuell noch 690 Plätze zu vergeben.
Die Bau-Gewerkschaft warnt vor einer Verschärfung des
Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der Stellen unbesetzt bleiben – und rief
Berufsstarter dazu auf, sich insbesondere in der Baubranche umzusehen. Laut
Arbeitsamt sind bei Hoch- und Tiefbauunternehmen in Bayern derzeit noch rund
1520 Plätze frei. Das entspricht etwa der Hälfte aller gemeldeten Ausbildungsstellen
in der Branche.
Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos
vorbeigegangen. Teils würden Firmen weniger Plätze anbieten oder die Lehre ganz
zurückfahren.
Auch der Berufsschulunterricht könne nicht überall wie gewohnt stattfinden. In
vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger“, sagt
Manfred Götz, der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG Bau. Doch
jeder Azubi, der jetzt fehle, sei in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft
weniger. Besonders das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen
Auftragslage – vom Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau – noch mehr
Berufsanfänger für sich gewinnen.
Dabei stünden Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze,
wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeige. Ein
angehender Maurer kommt demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 890 Euro pro
Monat. Im zweiten Jahr liegt die Vergütung bei 1230 Euro, im dritten sind es
1495 Euro. Im Anschluss an den Gesellenbrief können sich Beschäftigte fortbilden
und es bis zum Polier oder Bauleiter bringen.
Viele Fachleute verließen jedoch nach der Ausbildung ihren Baubetrieb, so die
Gewerkschaft – vor allem wegen harter Arbeitsbedingungen und den oft langen, aber
unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen. „Es kommt darauf an, den Bau auch nach
der Ausbildung attraktiver zu machen. Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist hier wichtig“, sagte Carsten Burckhardt vom IG Bau-Bundesvorstand.
Deshalb fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde für die Branche eine
Entschädigung der Wegezeiten, 5,3 Prozent mehr Einkommen und den Angleich der
Ost- an die Westlöhne. Die Arbeitgeber hätten in den Tarifverhandlungen bis Ende
September die Chance, die Branche für die Zukunft aufzustellen.
„Ohne höhere Löhne
und bessere Arbeitsbedingungen wird es kaum gelingen, die enorme Nachfrage nach
neuen Wohnungen, sanierten Straßen und energetischen Gebäudesanierungen in den
kommenden Jahren zu bewältigen“, sagte Burckhardt.
19.08.21
Neumarkt: 690 Ausbildungsplätze unbesetzt