„Motor in der Krise“
Die Bauwirtschaft sei im Landkreis der „Motor in der Krise“ gewesen, hieß es von der Gewerkschaft
Foto: Archiv/William Diller
NEUMARKT. Der Bau im Landkreis Neumarkt hat sich im ersten Pandemie-Jahr 2020 erfolgreicher als andere Branchen gegen die Krise gestemmt.
Die Zahl der Baubeschäftigten lag am Jahresende bei 7369. Damit gab es im ersten Corona-Krisen-Jahr im Landkreis 149 Bauarbeiter mehr – ein Plus von 2,1 Prozent, heißt es in einer Analyse der IG Bau zur Beschäftigung in der Corona-Zeit.
„Der Bau hat in der Pandemie für Stabilität gesorgt. Er hat der Krise die Stirn geboten wie kaum eine andere Branche. Vom Wohnungs- bis zum Straßenbau hat der Bau eine gute Job-Perspektive geboten“, sagte Manfred Götz. Der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberpfalz sieht die Bauwirtschaft als „Motor in der Krise“.
Die Baubranche im Landkreis Neumarkt habe sich deutlich besser entwickelt als die übrigen Wirtschaftszweige zusammengenommen: Ohne den Bau gerechnet stieg dort die Zahl der regulär Beschäftigten bis Ende 2020 auf 44.956. Gegenüber dem Vorjahr – und damit der Zeit vor Corona – ist dies immerhin noch ein Zuwachs um 339 Beschäftigte und damit ein Plus von 0,8 Prozent.
„Besonders stark hat die Krise bei den Mini-Jobs reingehauen“, so Manfred Götz. Außerhalb der Baubranche sei die Zahl der Mini-Jobber im ersten Corona-Krisenjahr im Landkreis Neumarkt um 377 auf 11.286 Ende 2020 gesunken – ein Rückgang um 3,2 Prozent. Auf dem Bau dagegen gab es Ende des vergangenen Jahres 933 Mini-Jobber – ein Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl der Bau „alles andere als eine typische Mini-Job-Branche“ sei. Manfred Götz beruft sich dabei auf eine regionale Arbeitsmarkt-Analyse, die das Pestel-Institut mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der IG Bau erstellt hat.
„Die Bauwirtschaft spielt im Landkreis Neumarkt eine wichtige Rolle. Und das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern: Der Bau braucht künftig wieder mehr Leute. Vor allem Fachkräfte“, sagte der Bundesvorsitzende Robert Feiger. Bauindustrie und Bauhandwerk müssten sich hier „ins Zeug legen“ und für Nachwuchs sorgen. Der Bau habe eine Mammutaufgabe vor sich: Allein beim Wohnungsbau schiebe die Branche einen enormen Berg von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen vor sich her: Über 780.000 Wohnungen – so groß sei der aktuelle Bauüberhang. Allein in Bayern stünden rund 176.900 Wohnungen auf der „Bau-Warteliste“.
Darüber hinaus müsse sich die Baubranche auf ein „starkes Jahrzehnt der Sanierungen“ einstellen. Die neue Bundesregierung werde alles daransetzen müssen, deutlich mehr Klimaschutz-Sanierungen zu schaffen. „Auch der seniorengerechte Umbau von bestehenden Wohnungen drängt enorm. Es werden künftig viel mehr Seniorenwohnungen gebraucht als heute schon. Denn bald geht die Baby-Boomer-Generation in Rente“, sagte Robert Feiger.
20.09.21
Neumarkt: „Motor in der Krise“