Gaffer störten bei Unfall

Um den umgestürzten Wagen und den verletzten Fahrer mußte die Feuerwehr einen Gaffer-Schutz aufbauen
Foto: Daniel Gottschalk
NEUMARKT. Bei einem Unfall am Sonntag-Nachmittag in Neumarkt störten nach Angaben der Feuerwehr zahlreiche Gaffer die Rettungskräfte.
Zum Schutz der zu versorgenden Person vor neugierigen Blicken baute man schließlich eine mobile Sichtschutzwand auf, die die Neumarkter Feuerwehr seit kurzen auf dem Löschgruppenfahrzeug mitführt.
Der Verkehrsunfall war spektakulär, verlief aber glücklicherweise einigermaßen glimpflich: in den Mittagsstunden hatte ein mit drei Personen besetztes Auto in der Altdorfer Straße aus noch unbekannter Ursache zwei geparkte Wagen gerammt und war umgestürzt. Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen; die übrigen Insassen kamen mit dem Schrecken davon.
Lob gab es von den ausgerückten Feuerwehrleuten an der Unfallstelle ausdrücklich für die Ersthelfer, die den Verletzten am Straßenrand versorgten. Sie hätten dabei „hervorragend und vorbildlich reagiert“, hieß es.
Leider habe die spektakulär aussehende Unfallsituation aber auch zahlreiche Schaulustige an die Unfallstelle gezogen. Zum Schutz des Verletzten vor neugierigen Blicken wurde deshalb eine mobile Sichtschutzwand aufgebaut.
Die Neumarkter Feuerwehr wies in diesem Zusammenhang auf eine Aktion des Landesfeuerwehrverbandes, der Polizeigewerkschaft und des ADAC unter dem Motto „Gaffen geht gar nicht“ hin. Man möchte daran appellieren, die Persönlichkeitsrechte der Unfallbeteiligten zu wahren und Gaffen zu unterlassen.
Immer wieder würden sich bei Unfällen gerade im innerstädtischen Bereich aber auch auf den Autobahnen neugierige Gaffer tummeln. „Ihre Pietätlosigkeit löst bei Einsatzkräften und Betroffenen Empörung aus“, sagte Daniel Gottschalk, der Pressesprecher der Feuerwehren im Landkreis Neumarkt. Nicht selten verursache die Sensationslust außerdem kilometerlange Staus auf Autobahnen.
Wer bei Unfällen oder in Situationen, in denen andere Menschen in Not sind, keine Hilfe leistet, kann übrigens mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe bestraft werden. Die Strafen drohen auch, wenn andere Hilfeleistende und Rettungskräfte behindert werden. Gaffer, die Verletzte und verunglückte Fahrzeuge fotografieren oder filmen, müssen ebenso mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe rechnen. Dabei ist es egal, ob die Aufnahmen weitergegeben oder veröffentlicht werden. Strafbar ist schon die Anfertigung von Aufnahmen, die "die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt".
Die Feuerwehren appellierten „Gaffen“ jeder Art zu unterlassen. Man hoffe, dass der Einsatz mobiler Sichtschutzwände künftig die absolute Ausnahme bleiben kann.
31.10.21
Neumarkt: Gaffer störten bei Unfall