Probleme bei Familien


Das statistische Landesamt meldete im letzten Jahr einen starken Rückgang von sogenannten „Gefährdungseinschätzungen“ des Jugendamtes
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NEUMARKT. Corona macht nicht nur Infizierten zu schaffen: die Sozialpädagogische Familienhilfe verzeichnete fast eine Verdoppelung der „begleiteten“ Familien.

Momentan zählt man 153 Familien; 74 von ihnen kamen erst im laufenden Jahr dazu. Das wurde bei der ersten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Landratsamt unter Vorsitz von Landrat Willibald Gailler bekannt.

Das Bayerische Landesamt für Statistik meldete im letzten Jahr einen starken Rückgang von sogenannten „Gefährdungseinschätzungen“ des Jugendamtes von 208 (2019) auf 108 (2020) Fälle. Dabei lag in zehn Fällen eine akute und in 23 eine latente Kindeswohlgefährdung vor. Bei 43 Gefährdungseinschätzungen wurde keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, jedoch Hilfebedarf und in 32 Fällen wurde weder eine Kindeswohlgefährdung noch weiterer Hilfebedarf ermittelt.

Die häufigsten Gründe für eine Kindeswohlgefährdung sind nach Angaben des statistischen Landesamt landesweit psychische oder körperliche Misshandlungen.


Der Jugendhilfeausschuss hat sich nach der letzten Kommunalwahl neu zusammengesetzt. Die neu gewählten Mitglieder wurden über die Aufgabenbereiche, die Leistungsangebote und die Fallzahlen im Jugendamt informiert. Gerade im Bereich der Sozialpädagogischen Familienhilfe sei ein auffälliger Anstieg zu verzeichnen, hieß es.

Das sei unter anderem auch der pandemiebedingten Situation geschuldet. Da die Kinder ihre Zeit vorwiegend zuhause verbringen träten Probleme dort nun auch verstärkt auf. Einigen Eltern sei durch die enge familiäre Situation jetzt erst die Schieflage in ihrer eigenen Familie bewusst geworden. Im Bereich der „frühen Hilfen“ sei diese Entwicklung ebenfalls festzustellen.

Die Heimunterbringung konnte in der Vergangenheit stetig gesenkt werden. Allerdings gehe im Gegenzug die stationäre Unterbringung im Bereich der seelischen Behinderung stetig nach oben. Auch bei den „sonstigen“ Unterstützungsleistungen im Bereich der seelischen Behinderungen – diese reichen von ADHS über Traumatisierungen bis hin zu körperlicher und sexualisierter Gewalt – sei ein Anstieg zu verzeichnen.

Der Bereich der Jugendsozialarbeit an Schulen werde stetig aufgebaut, so Kreisjugendpfleger Oliver Schmidt. In zehn Schulen im Landkreis gibt es bereits Jugendsozialarbeit. Für das Sonderpädagogische Förderzentrum Parsberg liegt ein Antrag zur Bedarfsfeststellung vor, das Sonderpädagogische Förderzentrum Neumarkt sowie die Mittelschulen Parsberg und West Neumarkt beantragen jeweils eine Stellenaufstockung ihrer sozialpädagogischen Fachkräfte.

Auf Nachfrage sagte Landrat Gailler, dass nicht in jeder Mittelschule diese Angebotsform genutzt werde. Aber sobald ein Antrag vorliegt, werde er fachlich fundiert geprüft und bei Bedarf unterstützt.

Danach stellte die „Koordinierende Kinderschutzstelle“ die Kinderschutzkonzeption des Landkreises vor. Es gehe darum, ein tragfähiges Frühwarnsystem zu schaffen. Kinderschutz müsse durch präventive Angebote frühzeitig Überforderung und Vernachlässigung entgegentreten. Gerade durch die Vernetzung der Beratungsstellen, Jugendhilfeeinrichtungen und vieler anderer Kooperationspartner könne eine tragfähige Struktur des Kinderschutzes aufgebaut werden. Durch steigende Geburtenzahlen im Landkreis werde auch dieses Angebot immer wichtiger. Angebote wie die Unterstützung durch Familienhebammen, Familienbegleitung, präventive Gruppenangebote und „KoKi-Clearing“ könnten hier wertvolle Unterstützung bieten.
16.11.21
Neumarkt: Probleme bei Familien
Telefon Redaktion


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