"Kollege Roboter" operiert


Am Neumarkter Klinikum operiert regelmäßig "Kollege Roboter"
Foto: Bettina Rau
NEUMARKT. Seit zwei Jahren ist er fast jeden Tag in Betrieb: der OP-Roboter „da Vinci“ kann auf etwa 450 Eingriffe am Neumarkter Klinikum zurückblicken.

Eingesetzt wird das High-Tech-Gerät in der Chirurgischen und Urologischen Klinik. Beide Kliniken zogen nun aus den letzten zwei Jahren eine äußerst positive Bilanz.

Der Name steht inzwischen für eine Revolution in der modernen Operationstechnik. Das „da Vinci Surgical System“ wurde nach dem berühmten italienischen Universalgenie Leonardo da Vinci benannt, der im späten 15. Jahrhundert nachhaltig die Welt der Technik, Kunst und Anatomie durch sein Wirken prägte.

Diese kreative Verbindung soll bis heute Innovation und Potenzial symbolisieren. Wie Leonardo da Vinci einst die Grenzen der menschlichen Fähigkeiten auslotete ermögliche dieses roboterassistierte Chirurgiesystem heute präzise und komplexe Eingriffe, die vor wenigen Jahrzehnten in dieser Form noch undenkbar gewesen wären.

In anderen Ländern gehört diese Technik inzwischen bereits zum Standard. So läutete die Einführung des „da Vinci“ dort eine neue Ära der modernen operativen Versorgung ein. Inzwischen wird das Gerät auch in Deutschland an immer mehr Kliniken verwendet (wir berichteten) und ist dort nicht mehr wegzudenken.

Das OP-System setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: ein fahrbarer Turm mit vier beweglichen Armen, die eine 3-D-Kamera und präzise Instrumente führen, eine Konsole, von der aus der Operateur die Bewegungen des Roboters steuert, und ein Videoturm zur Verarbeitung der Bilder. Direkt am Patienten sitzen steril ein Assistenzarzt und ein operationstechnischer Assistent, um den Eingriff zu unterstützen.

Zu den vielen Vorteilen das Systems gehören die dreidimensionale Ansicht in etwa zehnfacher Vergrößerung zur Darstellung feinster Strukturen. Der Beweglichkeitsgrad der filigranen Instrumente übersteigt den der menschlichen Hand und natürliche Zitterbewegungen werden in der Steuerung herausgefiltert.


Der Freiheitsgrad der präzisen Instrumente ist besonders bei Einsätzen im kleinen Becken, wie zum Beispiel bei Prostataoperationen, sehr vorteilhaft und eine große Weiterentwicklung der üblichen starren laparoskopischen Instrumente. Durch sitzendes Arbeiten an der ergonomischen Konsole ermöglicht das System eine Entlastung des Operateurs besonders bei komplexen und mehrstündigen Eingriffen.

Die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie werden dadurch optimiert und das Angebot an operativen Behandlungsmöglichkeiten erhöht. Der Einsatz reicht von onkologischen Operationen an Tumorerkrankungen wie Prostata-, Nieren- oder Darmkrebs bis zu Pankreas- und Mageneingriffen, bietet aber auch große Vorteile im rekonstruktivem Spektrum, wie zum Beispiel der Nierenbeckenplastik oder in der Behandlung von Beckenbodenschwäche.

„Wir sind sehr froh, nun endlich auch roboterassistierte Eingriffe anbieten zu können“, sagte der Chefarzt der Urologischen Klinik Dr. Ekkehard Geist. Man habe schon früh im Einsatz bemerkt, dass der Schmerzmittelbedarf der Patienten im Vergleich zur konventionellen OP-Methode gesunken sei. Auch die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus habe abgenommen. Die Patienten seien deutlich schneller wieder fit.

Um den reibungslosen Ablauf der Etablierung des OP-Roboters sicherzustellen, wurde im Vorfeld das gesamte beteiligte Team über Monate in Form von Schulungen in Zentren intensiv eingearbeitet. „Dabei darf man nicht nur den operativen Teil und die Rolle des Chirurgen bedenken“, so Dr. Lisa Blair, Fachärztin der Urologischen Klinik, "alle sind Teil des Teams, die für das Gelingen wichtig sind und mit ihrem Engagement wesentlich dazu beitragen, dass ein Eingriff erfolgreich verläuft". Dazu gehöre nicht nur die OP-Pflege, auch die modernen Narkoseverfahren und die spezifische Betreuung auf der Station seien dafür essentiell. Alle hätten sich den neuen Herausforderungen mit viel Elan und Eifer gestellt. Nur dadurch habe der Start so gut geklappt.

Es werden aber nicht alle Eingriffe mit dem OP-Roboter vorgenommen, teils erfolgen die Operationen noch offen konventionell oder laparoskopisch, jedoch wird der Einsatz zunehmend ausgeweitet. Bereits jetzt wird ein Großteil der onkologischen Operationen mit dem System durchgeführt, das jeden Tag in Betrieb ist und von der Chirurgischen und Urologischen Klinik geteilt wird.

Die Zukunft verspricht eine weitere Ausweitung des Anwendungsspektrums und eine Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten für das medizinische Personal. Mittlerweilen wurde die Chirurgische Klinik unter der Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Bettina M. Rau und Oberarzt Dr. Raphael Winkels zur offiziellen Ausbildungsklinik für robotische Chirurgie ernannt.


Auch wenn er auf dem Foto im Hintergrund steht: „Kollege da Vinci“ ist in die Operations-Teams fest integriert
Foto: Birgit Stammers
22.12.23
Neumarkt: "Kollege Roboter" operiert
Telefon Redaktion


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