Kühe als Naturschützer


Rinder können einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten, hieß es bei einem Vortrag in Neumarkt
Foto: Rainer Wölfel
NEUMARKT. Bei richtiger Beweidung können Rinder durchaus einen Beitrag zum Naturschutz leisten, hieß es bei einem Vortrag in Neumarkt.

Kühe sind bei Naturschützern wegen dem auf natürlichem Weg ausgestoßenen Methan in Ungnade gefallen. Immerhin sollen sie so für über ein Zehntel aller vom Menschen verursachten Treibhausgase sorgen.

Auf großes Interesse stieß deswegen ein Vortrag mit dem Titel „Rinderbeweidung und Naturschutz“, zu dem die Neumarkter Kreisgruppe des Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung in das Neumarkter Johanneszentrum eingeladen hatte. Der Referent Rainer Wölfel leitete über zehn Jahre lang ein Naturschutzprojekt im Nachbarlandkreis Nürnberger Land. Mit vier Kühen fing man vor über 15 Jahren an, verbuschte Magerrasen und frühere Hutungen mit Rindern zu beweiden. Heute hat der Betrieb sieben Herden mit über 40 Rindern.

In einer Mischung aus Theorie und Praxis gab der Referent den Zuhörern einen Einblick in die Beweidungspraxis zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft. Anders als in einem herkömmlichen landwirtschaftlichen Weidebetrieb steht bei der naturschutzorientierten Beweidung die naturschutzgerechte Pflege der Flächen im Vordergrund. Der Marktwert, den die Tiere erwirtschaften, liegt in der Landschaftspflege.

Rinder können schwer zu bewirtschaftendes Grünland kostengünstiger offen halten als Maschinen. Wenn die Tierzahl pro Fläche nicht zu hoch ist und die Beweidung richtig gesteuert wird, wirkt sich dies sehr positiv auf die Artenvielfalt der Weideflächen aus, hieß es. Rinder können dabei auf unterschiedlichen Biotopen eingesetzt werden. Sie fressen die Vegetation schonend ab und hinterlassen kleinteilige Strukturen.


Die Kuhfladen auf der Weide bilden außerdem einen eigenen kleinen Lebensraum für viele Insektenarten und sind damit auch Nahrungsquelle für Vögel. Mehr Weidetiere in der Kulturlandschaft produzieren also auch mehr Insekten. Kühe auf der naturschutzorientierten Weide seien daher keine Klimakiller, sagte der Referent. Im Gegenteil binden Weideflächen Kohlendioxid, indem Kohlenstoff im Humus und im Wurzelwerk langfristig gespeichert wird.

Anhand von Weideflächen im Naturschutzgebiet Molsberger Tal erläuterte Rainer Wölfel die Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit dieses Betriebszweiges beeinflussen. Bilder aus der Beweidungspraxis gaben einen Einblick in die vielfältigen Arbeiten eines modernen Rinderhirten.

Wölfel plädierte dafür, dass sich die Landschaftspflegebeweidung als eigener Betriebszweig entwickeln sollte. Dafür bräuchte es eine leistungsorientierte und verlässliche Förderung durch die Agrarpolitik. Wichtig wäre auch eine bessere Ausbildung der Beweider im Naturschutz und im Umgang mit den Weidetieren. Jeder Landkreis sollte sich wieder einen Hirten leisten, der die Beweidungsbetriebe berät und praktische Hilfe leistet, zum Beispiel in der Beweidungspraxis, bei Kontrollen, bei Zaunbau und -pflege und bei der Tierbehandlung. Damit könnten Beweidungsbetriebe effektiv unterstützt werden.

Im Anschluss ergab sich eine lebhafte Diskussion mit den Teilnehmern, zu denen auch etliche Landwirte aus der Neumarkter Gegend gehörten.
18.02.24
Neumarkt: Kühe als Naturschützer
Telefon Redaktion


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