Mord-Prozeß beginnt


Im letzten September wurde einer der mutmaßliche Täter in Rengersricht festgenommen
Symbolbild: Pixabay
NEUMARKT. Gegen einen in einem Pyrbaumer Ortsteil festgenommenen Geschäftsmann beginnt am Dienstag der Prozeß wegen eines „Mordes ohne Leiche“.

Dem 50jährigen Dejan B. und seinem 48jährigen Geschäftspartner Ugur T. wird vorgeworfen, die damals im achten Monat schwangere 39jährige Alexandra R. entführt und getötet zu haben.

Die Leiche der leitenden Bankangestellten - die frühere Lebensgefährtin von Dejan B. - wurde bis heute nicht gefunden.

neumarktonline berichtete bereits im letzten September über die Festnahme der beiden Männer. Dejan B. wurde dabei im Pyrbaumer Ortsteil Rengersricht verhaftet.

Jetzt beginnt am Dienstag der spektakuläre Indizenprozeß gegen die beiden Männer. Ihnen wird neben Mord auch versuchte Nötigung, Beleidigung, gemeinschaftlicher Computerbetrug, gemeinschaftliche Geiselnahme und ein „gemeinschaftlicher Schwangerschaftsabbruch“ - wegen der Tötung der hochschwangeren Frau - vorgeworfen. Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg Fürth hat dazu vorerst 33 Verhandlungstage angesetzt, in denen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bewiesen werden sollen. Ein Urteil könnte Ende Juli gesprochen werden.

Die Anklage geht dabei von diesem Sachverhalt aus: Am Vormittag des 9.Dezember 2022 folgten die beiden Männer Alexandra R. in einem geliehenen Auto zu einem leerstehenden Anwesen in Schwabach, das der im achten Monat schwangeren Frau gehörte. Dort überwältigten sie Alexandra R. und brachten sie anschließend in eine Lagerhalle in Hilpoltstein. Spätestens dort veranlassten sie Alexandra R., ihre Strafanzeigen in zwei laufenden Ermittlungsverfahren gegen die beiden Angeschuldigten durch einen handschriftlichen Brief zurückzunehmen. Anschließend töteten sie Alexandra R. und versteckten die Leiche an einem bisher unbekannten Ort.

Wie geplant täuschten die Männer vor, dass Alexandra R. sich freiwillig ins Ausland abgesetzt habe. Einer von ihnen versandte zu diesem Zweck Abschiedsnachrichten von ihrem Handy an ihr nahestehende Personen, bevor er das Telefon nach Italien brachte, um eine falsche Spur zu legen.

Die Motive für die Tat sieht die Anklage im persönlichen und wirtschaftlichen Bereich. Dejan B. hatte die soliden finanziellen Verhältnisse der leitenden Bankangestellten Alexandra R. während der langjährigen Beziehung für seine Immobiliengeschäfte genutzt. Deren Abwicklung erfolgte zuletzt ausschließlich über die GmbH des Ugur T., bei der auch Dejan B. angestellt war.

Alexandra R. erwarb mit Hilfe von Dejan B. über mehrere Jahre insgesamt 27 Immobilien auf Kredit. Diese wurden über Ugur T.s GmbH saniert, vermietet und veräußert.


Nach der Trennung von Dejan B. im März 2022 beendete Alexandra R. die Zusammenarbeit und entzog ihm den Zugriff auf ihre Konten, über die er eigenmächtig seine Geschäfte abgewickelt hatte. Es kam zu persönlichen und finanziellen Streitigkeiten, die zu den Anzeigen durch Alexandra R. und einem gerichtlichen Kontaktverbot für Dejan B. führten.

Um sich dennoch am Vermögen von Alexandra R. zu bereichern, erwirkten die beiden Männer durch falsche Angaben einen Vollstreckungstitel für die von ihnen betriebene GmbH gegen Alexandra R. in Höhe von 784.660.82 Euro. Alexandra R. ging zivilrechtlich dagegen vor und wurde nach Überzeugung der Anklagebehörde deshalb eine Woche vor der entscheidenden Verhandlung vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth von den beiden Männern entführt und getötet.

Die Anklage sieht die Mordmerkmale der Habgier, niedrige Beweggründe und die Absicht, eine andere Straftat zu ermöglichen und zu verdecken, als erfüllt an. Die Angeschuldigten, die sich in diesem Verfahren seit 6.September 2023 in Untersuchungshaft befinden, haben sich zu den Tatvorwürfen bisher nicht geäußert.

Die Staatsanwaltschaft hat für den Tatnachweis unter anderem mehr als 100 Zeugen und zehn Sachverständige benannt.
07.04.24
Neumarkt: Mord-Prozeß beginnt
Telefon Redaktion


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