Von Orchideen-Fülle überrascht


Josef Guttenberger wies auf die Besonderheiten auf der Wacholderheide hin
Foto: Alfons Greiner
NEUMARKT. Man muß nicht in die Tropen reisen, um wildwachsene Orchideen zu finden: es reicht auch eine Wanderung durch das Frauenbachtal.

Im Rahmen ihrer Veranstaltungen zum 50. Geburtstag führte die Neumarkter Kreisgruppe des Bundes Naturschutz viele Interessierte zu einer „einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt“.

Diesmal stand eine Exkursion ins Frauenbachtal mit Erkundung des sich unmittelbar anschließenden Trockenhangs auf dem Programm. Kreisvorsitzender Josef Guttenberger und Ortsgruppenvorstand Bernhard Schinner konnten 30 Mitglieder aus dem gesamten Landkreis und Interessierte aus dem Raum Parsberg begrüßen.

Guttenberger ging zu Beginn auf den Gleichklang und den Gegensatz von Naturraum und Kulturraum ein. Der Mensch habe die ursprüngliche Natur total verändert und aus einem Waldland eine offene Landschaft geformt. Die bis zum hohen Mittelalter andauernde Rodung, die mit dem Magdalenenhochwasser im Jahr 1342 und nachfolgenden Krisenjahren einen Kulminationspunkt fand, und das Ende der Weidewirtschaft, zeitgleich mit beginnender Industrialisierung Anfang des 19.Jahrhunderts seien entscheidende Wendepunkte in der Entwicklung der Landschaft gewesen.

Die Natur hat diese Veränderungen gemeistert und es habe sich eine vielfältige Landschaft mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Ein schönes Beispiel dafür sei der Trockenhang am Frauenbachtal, der beim Bund Naturschutz bereits vor 40 Jahren im Mittelpunkt stand. Damals waren an vielen Samstagen im Herbst bis zu dreißig Freiwillige im Arbeitseinsatz. Sie mähten die steilen Hänge und transportierten das Mähgut komplett ab.


Denn diese einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ist auf karge, trockene Lebensräume spezialisiert und leidet heute vor allem an dem hohen Stickstoffeintrag aus der Luft. Somit war das Ziel damals - und ist es auch heute noch - die Ausmagerung dieses Lebensraums und damit sein Erhalt. Inzwischen wird mit der Wanderschäferei versucht, die Artenvielfalt zu erhalten.

Um die Kostbarkeiten auf dieser Wacholderheide zu entdecken, mussten die Teilnehmer den steilen Hang hinaufsteigen und wurden dann von einer Fülle von Orchideen überrascht. Das kleine Knabenkraut (Orchis morio) blüht auf diesem Hang noch sehr zahlreich. Es kommt von reinweißen Blüten bis zu dunkel-lila in verschiedenen Farbvariationen vor. Auch einige Exemplare des Brandknabenkrauts wurden entdeckt. Frühlingsfingerkraut und Kugelblume konnten die Teilnehmer ebenfalls kennenlernen.

Bei den Tieren faszinierte eine Rote Röhrenspinne die Naturfreunde. Sie steht auf der Roten Liste und war ein ganz besonderer Fund. Goldammer und Baumpiper waren zu hören. Der Baumpiper ist in den letzten Jahren ziemlich selten geworden, ist aber in diesem Lebensraum zu Hause,

Ein Wermutstropfen war für Alfons Greiner das Aufkommen von Gebüsch auf den Trockenrasen­flächen, die starke Vergrasung durch die Aufrechte Trespe und die starke Eutrophierung, die von einigen Stickstoffzeigern sehr deutlich gemacht wurde. Hier müsse mehr getan werden, um dieses Kleinod der Heimat zu erhalten.
30.04.24
Neumarkt: Von Orchideen-Fülle überrascht
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