Noch 757 Azubi-Stellen offen
Bei vielen Betrieben im Raum Neumarkt werden noch Azubis gesucht
Foto: NGG
NEUMARKT. Junge Leute haben nach wie vor freie Auswahl: im Landkreis Neumarkt sind zum Start des Ausbildungsjahres noch 757 Stellen offen.
Viele Betriebe im Landkreis sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis. Raue Umgangstöne und ein schlechtes Betriebsklima können sie sich nach Meinung der Gewerkschaft nicht mehr leisten.
Beim Arbeitsamt sind im August noch 757 freie Ausbildungsplätze registriert, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. „Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen im Landkreis Neumarkt noch 23 Ausbildungsplätze. Und in der Gastronomie und Hotellerie warten 21 Ausbildungsstellen auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern, sagte NGG-Geschäftsführerin Regina Schleser.
Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle.
Schleser wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Regina Schleser. Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung im Landkreis Neumarkt enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere. Wichtig sei es, schon beim Ausbildungsvertrag auf tarifliche Leistungen zu achten.
Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. So werde in vielen Branchen – zum Beispiel in den bayerischen Brauereien – gut verdient. Außerdem könne auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden. Eine duale Ausbildung sei jedenfalls „keine berufliche Sackgasse“. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise den Meister oder Techniker anschließen. Aber auch ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft sei möglich. In der Gastro-Branche böten sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement an.
Jugendliche können sich auch jetzt noch beim Arbeitsamt beraten lassen. Aber auch eine Direkt-Akquise biete enorm gute Chancen. Es bringe etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: „Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?“.
Die Gewerkschaft kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ im Landkreis Neumarkt. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. Je nach Branche sei da schon einiges zu optimieren. Das Betriebsklima – zum Beispiel in den Küchen – müsse besser werden. Einen rauen Ton und ein schlechtes Klima im Betrieb lassen sich die Azubis heute nicht mehr gefallen.
Außerdem sei es wichtig, dass Azubis eine tarifliche Ausbildungsvergütung bekämen. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt sei eine andere als noch vor einigen Jahren. Arbeitgeber, die keine guten Ausbildungsbedingungen bieten, haben schon verloren, sagte Regina Schleser.
08.08.24
Neumarkt: Noch 757 Azubi-Stellen offen