„Lebensraum wird knapp“
Eine Handvoll Igel: in Berching drehte sich alles um die nützlichen Tiere
Foto: Barbara Goettler
NEUMARKT. Bei einem Vortrag der reaktivierten Berchinger Ortsgruppe des Bundes Naturschutz drehte sich alles um die Igel - und wie man ihnen helfen kann.
Igel sind stark gefährdet. Die gute Nachricht: Es wäre relativ einfach, die Lebensbedingungen für die possierlichen und nützlichen Säuger zu verbessern. Ein bisschen mehr Wildnis im Garten und Verzicht auf „Pflege“ in Grünanlagen würde den Igeln Wohnraum, Baumaterial und Nahrung schaffen. Und die Beschränkung der Nutzung von Mährobotern auf die hellen Tageszeiten könnte - oft tödliche - Verletzungen der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere verhindern.
Auf einer gut besuchten Vortragsveranstaltung referierten im Seniorenheim St. Franziskus Vorsitzende Nathalie Stopfer und die Igelbetreuerin Barbara Göttler aus Burggriesbach zu Lebensraum und Gefährdungen für den Braunbrustigel. Von der Deutschen Wildtier-Stiftung wurde das Säugetier zum „Wildtier des Jahres 2024“ gewählt.
Igel ernähren sich von Insekten wie Ohrwürmer, Käfer, Spinnen, Larven oder Schmetterlingsraupen. Dagegen fressen sie keine Äpfel, höchstens die darin enthaltenen Raupen und Würmer. Und auch Schnecken und Regenwürmer fressen sie nur, wenn sie sonst nichts anderes finden.
Zwischen November und März halten sie Winterschlaf. Dafür brauchen sie ein Fettpolster, das sie sich in den warmen Monaten anfressen müssen. Nachwuchs kommt im Sommer und Herbst zur Welt. Die Babys müssen schnell ein Gewicht von einem Kilo erreichen, um mit guten Chancen über den Winter zu kommen.
Weil vielfältig strukturierter Lebensraum mit reichlich Nahrungsangebot auf dem Land zunehmend knapp ist, lebt die Mehrzahl der Igel inzwischen in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen. Nach Einbruch der Dunkelheit durchstreifen die Tiere ihre Reviere auf der Suche nach Futter oder einem geeigneten Unterschlupf.
Der Einsatz von Umweltchemikalien vergiftet dabei die Nahrung, intensiv „gepflegte“ Gärten und Grünanlagen verknappen das Angebot an passendem Lebensraum. Deshalb sei zunehmend menschliche Unterstützung in Form von Zufütterung und Igelhäusern notwendig.
Die Igelbetreuerin Barbara Göttler versorgt jährlich bis zu 300 Igel, die im Straßenverkehr oder durch Gartengeräte verletzt wurden. Auch bei der Befreiung von Haut- und Darmparasiten ist ihr Einsatz für die Säuger überlebenswichtig. Die gesund gepflegten Tiere werden wieder ausgewildert. Dafür sucht die Betreuerin ständig Gärten und Anlagen und bat um Kontaktaufnahme per
Email, wenn jemand geeignete Areale kennt und die Auswilderungsphase betreuen kann.
27.08.24
Neumarkt: „Lebensraum wird knapp“