Zwölf Jung-Störche geboren
Die Weißstörche erlebten ein Jahr aus Höhen und Tiefen
Foto: Hans Schönecker, LBV-Bildarchiv
NEUMARKT. Viele Störche machen sich derzeit wieder auf den Weg in den Süden. Im Landkreis Neumarkt wurden heuer zwölf Jungtiere geboren - allesamt in Freystadt.
Dort hatten nach Angaben des Landesbundes für Vogelschutz zwei Weißstorch-Paare jeweils vier flügge Jungvögel und zwei weitere Paare je zwei Jungvögel aufgezogen. Vier Paare blieben ohne Nachwuchs.
Zum Ende des Sommers zog der bayerische Naturschutzverband LBV Bilanz, wie es dem eleganten Schreitvogel in diesem Jahr ergangen ist. Auch wenn mit über 1200 Brutpaaren die Bestandszahlen dieser Art stabil sind, hatte der Weißstorch 2024 kein leichtes Jahr. „Der starke Dauerregen in ganz Südbayern hat dazu geführt, dass weniger Jungtiere überlebt haben. Bei einigen jungen Störchen bildete sich durch Nahrungsmangel auch kein normales Gefieder aus“, sagte Weißstorchexpertin Oda Wieding.
Auch wenn die aktuelle Brutsaison noch nicht vollständig abgeschlossen ist, liegen dem LBV schon erste Daten zur Anzahl der 2024 flügge gewordenen Jungstörche vor. Die heftigen und langanhaltenden Regenschauer im Mai und Juni haben sowohl in Schwaben wie auch in Ober- und Niederbayern und Teilen von Mittelfranken dazu geführt, dass viele Jungstörche nicht groß geworden sind. „Die Jungvögel sind an Nahrungsmangel und Unterkühlung gestorben“, sagt Oda Wieding. So wurden zum Beispiel südlich des Ammersees von 60 bis 70 Prozent der Nester Komplettverluste gemeldet, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind an 90 Prozent der Nester alle Jungen eingegangen. Trotz dieser Verluste durch den Starkregen sorgen stabile Bruterfolge in Nordbayern dafür, dass der Gesamtbruterfolg nicht so schlecht ausfällt wie zum Beispiel im Jahr 2013 während des damaligen Jahrhunderthochwassers.
Der starke Regen brachte allerdings ein weiteres Problem mit sich: Mit nassem und schwerem Gefieder fliegen die Altvögel bei Dauerregen kaum los, um für sich und ihre Jungtiere nach Nahrung zu suchen. Bei älteren Jungvögeln traten deshalb vereinzelt Mangelernährungen und Entwicklungsstörungen auf, zum Beispiel konnten Schwungfedern nicht ordentlich ausgebildet werden. Es entsteht ein sogenanntes Hungergefieder. „Solche Jungvögel tun sich schwer mit dem Fliegen, landen meist erstmal auf dem Boden in Nestnähe und benötigen Ruhe und Platz zum weiteren Training der Flugmuskulatur auf den ortsnahen Wiesen“, sagte die LBV-Weißstorchexpertin. Obwohl diese Jungvögel auch eine Chance auf normalen Abflug haben, wurden einzelne von ihnen von Bürgern zu Pflegestellen gebracht. Dabei haben die Störche selbst Strategien, um sich zu helfen: Beim nächsten Gefiederwechsel wachsen den Vögeln neue Federn nach.
Der LBV erhält regelmäßig Rückfragen, warum Horstbetreuer bei solchen Ereignissen nicht eingreifen. „So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben“, sagte Oda Wieding. Zudem dürfen Wildtiere nicht ohne Weiteres aus dem Horst oder Nest genommen werden. Das ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten und im Zweifelsfall sogar strafbar.
26.09.24
Neumarkt: Zwölf Jung-Störche geboren