Drei Könige im Münster


In der Münsterkrippe sind die Heiligen Drei Könige zu Besuch
Foto: Wittmann
NEUMARKT. Die Heiligen Drei Könige sind pünktlich zu ihrem Festtag in die barocke Krippe des Neumarkter Münsters St. Johannes eingezogen.

Die vom Holzbildhauer Norbert Tuffek geschnitzten drei Weisen aus dem Morgenland Caspar, Melchior und Balthasar wurden vor über zehn Jahren von der inzwischen verstorbenen Heilerziehungspflegerin Mirjam Mößel prächtig ausgestattet.

Am Dreikönigstag des Jahres 2016 schlossen sich dann die beiden Pagen an. Ihre heute so schönen Wachsköpfe waren ein besonderes Sorgenkind gewesen. Sie sind nicht geschnitzt, wie die meisten Köpfe, die man einst in der Sakristei von St. Johannes gefunden hat, sondern man hat sie über einem Holzblock modelliert. Sie befanden sich damals in einem erbarmungswürdigen Zustand. Die Wachskünstlerin Gundelinde Asanger aus Mering hat sich damals der vorhandenen Reste angenommen und sie wieder zu zwei bezaubernden Jungen-Köpfen zusammengefügt.

Dass sie auch heuer wieder vor dem Christkind im Stall zum Staunen der anwesenden Hirten das Gold, den Weihrauch und die Myrrhe ausbreiten können, wäre beinahe unmöglich gewesen, denn einer der Pagen war jüngst umgefallen und hatte beim Sturz einen großen Teil der Nase eingebüsst. Dass er nun wieder "ad maiorem dei gratias", also zur größeren Ehre Gottes, in Pracht und Würde auf der Krippenbühne steht, hat die Münsterkrippe erneut der inzwischen hochbetagten oberbayerischen Künstlerin zu verdanken. In den wenigen Tagen von Weihnachten bis Dreikönig hat sie den Kopf des schmucken Pagen so fachkundig und geschmackvoll ergänzt und restauriert, als wäre das Unglück nie passiert.

Ihr schmuckes Outfit verdanken die beiden Pagen von König Caspar übrigens einem ganz besonderen Team. Im Herbst 2015 haben der damals aus dem syrischen Aleppo geflüchtete muslimische Schneider Loukman Charaf, die katholische Gemeindereferentin Regine Schneider und Gisela Herbert, die Frau des evangelischen Pfarrers Ernst Herbert, gemeinsam geschneidert. Die im letzten Jahr verstorbene Gisela Herbert hat auch viele weitere Figuren der Münsterkrippe eingekleidet.




Dass die Barockkrippe mit ihren Wurzeln in der Gegenreformation der Jesuiten aus dem nahen Amberg viele Freunde hat, spiegeln auch die spontanen Besucher von Nah und Fern abseits der Gottesdienste im Münster wider. Manch Krippenschauer reagiert auf das eine oder andere Detail auch mit einem fragenden Unterton. Zum Beispiel weil die Heilige Familie im armen Stall von Bethlehem so prächtig gekleidet ist. Schließlich ist Josef ja aus dem Haus und Geschlecht von König David und trägt deshalb fürstliches Purpur. Oder weil kein Nazarenerengel, sondern ein barocker Herold ohne Flügel im römischen Harnisch die Frohe Botschaft bringt.

Manchen hat auch schon irritiert, dass ein Kreuz in der Krippe hängt. Das sei doch zum Zeitpunkt der Geburt unmöglich, weil der Gottessohn erst 30 Jahre später gekreuzigt worden sein soll.
06.01.25
Neumarkt: Drei Könige im Münster
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