Pfarrer flüchtete
Im Schatten des Eistätter Doms soll Kinderschändern geholfen worden sein
Foto: Norbert Staudt/pde
NEUMARKT. Ein zeitweise auch im Landkreis Neumarkt tätiger Pfarrer soll fünf Mädchen mißbraucht haben - danach habe er sich mit Hilfe der Diözese Eichstätt nach Südamerika abgesetzt, bis die Tat verjährt war.
Das berichtet das ARD-Politikmagazin
„Report München“ am Dienstagabend. Der Pfarrer trat 2005 in den Ruhestand und starb 2016.
Der erneute Fall von mutmaßlichem Mißbrauch durch katholische Geistliche zeigt vor allem, wie wenig das Bistum ein Interesse an der Aufklärung des Mißbrauchs hatte und den mutmaßlichen Täter massiv half, sich nach Südamerika abzusetzen. Das Bistum Eichstätt zahlte ihm in dieser Zeit sogar über ein Kloster sein Gehalt weiter, getarnt als "Missionsspende". Gegenüber der Polizei erklärte das Bistum damals, man wisse nicht, wo sich der Gesuchte aufhalte.
Der jetzige Eichstätter Bischof zeigte sich erschüttert von dem Vorfall: in einem Interview mit „Report München“ sprach Gregor Maria Hanke von einem "No-Go" und von Praktiken mit "kriminellem Anstrich". Es sei „skandalös“ mit ansehen zu müssen, „dass Täter geschützt wurden“, sagte der Bischof.
Nach der Priesterweihe wirkte Josef Z. zum Beispiel als 2. Wallfahrtskooperator auf dem Habsberg, bis ihm die Ermittler auf die Spur kamen: Im Jahr 1969 wurden gegen ihn wegen des dringenden Tatverdachts des sexuellen Missbrauchs an fünf Schulmädchen Haftbefehl erlassen. Der Mann flüchtete nach Brasilien, wo er bis Anfang der 1980er-Jahre als "Missionar" arbeitete.
Als die Taten verjährt waren, kehrte Z. in den 1980er-Jahren nach Deutschland zurück - und konnte als Pfarrer weitermachen, als sei nie etwas geschehen.
Nach Angaben von „Report München“ handelte es sich nicht um einen Einzelfall: auch in anderen deutschen Bistümern sei es tatverdächtigen Priestern gelungen, sich ins Ausland abzusetzten, als Polizei und Justiz auf ihrer Spur war. Weitere Informationen dazu kündigte die ARD in einer Sendung am Donnerstag um 21.45 Uhr im „Ersten“ an.
Aktualisierung: in einer ersten Fassung des Bericht war neben Habsberg auch von verschiedenen anderen Wirkungsorten des Pfarrers im Landkreis Neumarkt die Rede. Hier handelt es sich aber um eine zufällige Vor- und Nachnamens-Gleichheit
07.01.25
Neumarkt: Pfarrer flüchtete