"OB für alle Neumarkter"


Vom Beifall umgeben (sieht man von MdL Herbert Fischer, links, einmal ab) hält Oberbürgermeister Thomas Thumann (mit dem Rücken zur Kamera) seine erste Ansprache als neues Stadtoberhaupt.


Wie es unter Demokraten üblich ist: Artig gratuliert der unterle-
gene CSU-Kandidat Arnold Graf dem "Newcomer" Thomas Thu-
mann.


Als der neue Oberbürgermeister Thomas Thumann den Rat-
haussaal betritt, kennt der Jubel unter seinen Anhängern keine
Grenzen.
Fotos: Erich Zwick

Georg Jüttner, Stadtratsfraktionsvorsitzender der UPW, "tröstet"
den CSU-Stadtverbandsvorsitzenden Helmut Jawurek, dass ihm
das Schicksal von Arnold Graf erspart geblieben ist.


Die Spitzen der UPW sind aus dem Häuschen. Ernst Reischböck
(links) macht aus seiner Schadenfreude kein Hehl, während sich
Franz Düring (rechts) vor Freude kugelt.


"Sie müssen sich an einen neuen Chef gewöhnen", gibt Ernst
Reischböck dem Stadtbaumeister Rudolf Müller-Tribbensee
(rechts) mit auf den Weg. Ganz und gar nicht lachen kann 2.
Bürgermeister Erich Bärtl (dazwischen) über den Witz.


Schon eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale
schwant CSU-Stadtverbandsvorsitzendem Helmut Jawurek und
MdL Herbert Fischer aus ihrer Sicht nichts Gutes

NEUMARKT. An wohl kaum einem anderen Ort in der Stadt lagen am Sonntag Jubel und Trauer so eng nebeneinander wie im Sitzungssaal des Rathauses.

Während die Gefolgsleute um den neuen Oberbürgermeister Thomas Thumann dessen kometenhaften Wahlsieg frenetisch feierten, versanken die Anhänger des von ihnen favorisierten, aber unterlegenen Arnold Graf beinahe in Lethargie.

"Ich bin schockiert", waren die ersten Worte, die CSU-Stadtverbands-Vorsitzender Helmut Jawurek über die Lippen brachte. Beinahe hätte er selbst für dieses Amt kandidiert, doch in letzter Minute zog er zusammen mit seinem potentiellen Mitbewerber Dr. Heinz Sperber zurück, der sich am Wahlabend als guter Verlierer zeigte: "Wir haben wieder einen guten Oberbürgermeister", entfuhr es ihm.

Ähnllich fassungslos zeigte sich Landtagsabgeordneter Herbert Fischer, der bis zuletzt glaubte, sich in einem bösen Traum zu befinden. Erst als an der absoluten Mehrheit nicht mehr zu zweifeln war, signalisierte er dem neuen OB seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Der eigentliche Verlierer der Wahl, Bürgermeister Arnold Graf, stieß kreidebleich zu der inzwischen in Feierlaune befindlichen Augenzeugen vor dem Bildschirm, der im Sitzungssal aufgebaut war. Artig gratulierte er, wie es die demokratische Sitte befiehlt, dem Überraschungs-Sieger. Zu einer Analyse, wie es zu dem Wahldebakel kommen konnte, wollte er sich nicht äußern. "Das muß im Stadtverband besprochen werden."

Eine plausible Erklärung schien der ehemalige UPW-Stadtrat Ernst Reischböck aus dem Ärmel zu zaubern: "Die Watschn hat Alois Karl verdient!" Damit spielte er auf einen Bürgerbrief an, den der Ex-OB zwei Tage vor der Wahl verteilen ließ, in dem er nach Meinung vieler Beobachter "kein gutes Haar" an dem UPW-Kandidaten gelassen hat. Diese Märtyrer-Rolle muß wie ein Bumerang gewirkt haben.

Stadtrat Hans-Jürgen Madeisky erblickte in der Wachablösung einen "sensationellen Erdrutsch". Mehr vermochte im ersten Augenblick auch stellvertretender Landrat Rudi Bayerl nicht zu artikulieren als "sagenhaft".

UPW-Fraktions-Chef Georg Jüttner brachte auch nachdenkliche Momente in die überschäumende Freude seiner Fraktions-Kollegen: "Ich sehe nicht nur den Wahlsieg, sondern auch die Sachprobleme, die vor uns liegen". Jütter zeigte sich überzeugt, daß "Oberbürgermeister Thumann und die Bürgermeister Graf und Bärtl ein gutes Gespann für die Führung der Stadt Neumarkt werden".

Unter dem Beifall des Publikums bedankte sich der neue Oberbürgermeister Thomas Thumann bei seinen Wählern und versprach, eine "Kommunalpolitik für alle Neumarkter" zu machen. Die anstehenden Probleme, wobei er das Untere Tor und die Stadthalle hervorhob, will er zügig anpacken und lösen. Dabei erhoffe er sich die Zusammenarbeit mit dem gesamten Stadtrat.
Erich Zwick


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