Bayerns erstes "PPP-Modell"

NEUMARKT. Die Öffentliche Hand baut wegen klammer Kassen auf Pump: die Sengenthaler Baufirma Max Bögl realisiert jetzt Bayerns erstes "PPP-Modell", bei dem das Unternehmen zusammen mit Banken ein Millionenprojekt im Landkreis Aschaffenburg vorfinanziert. Der Generalunternehmer übernimmt auch den Unterhalt der Ortsumgehung für 25 Jahre.

Eine der ersten Strecken im Freistaat nach dem neuen Betreibermodell wird gebaut. In einer europaweiten Ausschreibung konnte sich die Firmengruppe Max Bögl mit ihrem eigenen Unternehmensbereich Projektentwicklung im Bieterverfahren durchsetzen und erhielt am Mittwoch den Auftrag für den Neubau der Ortsumgehung Miltenberg. Damit kann der Spatenstich für das wichtigste Straßenbauprojekt im Landkreis Aschaffenburg bereits im Sommer erfolgen.

Knapp 38 Millionen Euro sind im Rahmen des Public-Private-Partnership (PPP)-Projektes für die 4,8 Kilometer lange Ortsumfahrung vorgesehen. Nach einer Bauzeit von knapp dreieinhalb Jahren soll sie ab 2008 die Kreisstadt am Main spürbar vom Durchgangsverkehr entlasten, der sich noch heute durch Miltenberg wälzt, und 55 Prozent der täglich 24.000 Fahrzeuge aufnehmen.

Das PPP-Projekt ist eine bundesweit bisher einmalige Form der Kooperation von Staat und privater Bauwirtschaft. Neben der Bauaufgabe, eine neue Mainbrücke, einen 340 Meter langen Tunnel, zehn kleineren Brücken, Lärm- und Stützwänden sowie umfangreichen Straßenbauarbeiten übernimmt der Generalunternehmer, die Firmengruppe Max Bögl, auch den Unterhalt der Ortsumgehung für 25 Jahre. Die Finanzmittel schießen ebenfalls die Firmengruppe und ein Bankenkonsortium unter der Führung der Bayerischen Landesbank vor, der Freistaat muss mit der Rückzahlung erst nach der Fertigstellung beginnen. Aufgrund des aktuellen Staatshaushaltes wählte der Landkreis mit der Realisierung der Ortsumgehung Miltenberg in Form eines PPP-Projektes das richtige Finanzierungsmodell.

Neu an dieser Form der Projektentwicklung und -finanzierung ist, dass nicht nur der Bau und Finanzierung, sondern auch der Erhalt von Straßen- und Ingenieurbauwerken an Privatunternehmen vergeben werden. Grundlage dieser Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft bildet ein so genannter Funktionsbauvertrag. Durch diesen Vertrag wird dem privatwirtschaftlichen Auftragnehmer, in diesem Fall der Firmengruppe Max Bögl, eine größere Verantwortung sowohl für das Qualitätsmanagement als auch für die Bauablaufdisposition übertragen. Im Gegenzug werden dadurch der öffentliche Investitionsbedarf gesenkt und der Staatshaushalt wirksam entlastet.

Mit der Umsetzung dieser PPP-Modelle setzt die Firmengruppe mit ihrem 2003 neu gegründeten Unternehmensbereich Projektentwicklung ganz auf den Wunsch der Kunden nach einer ganzheitlichen Projektumsetzung. „Somit reagieren wir flexibel auf die steigenden und sich verändernden Anforderungen des nationalen und internationalen Vergabeverhaltens“, so Geschäftsführer Johann Bögl. Und mit der Entscheidung zum PPP-Modell hat auch die Kreisstadt am Main die richtige Wahl getroffen. Denn deutlich früher als ursprünglich erwartet wird es die schon seit langem ersehnte Verkehrsberuhigung für Miltenberg Nord und den gesamten Bereich der Innenstadt entlang des Mainufers geben – und damit eine deutliche Entlastung in puncto Lärm und Abgase für Miltenbergs Bürger.
17.06.05
Neumarkt: Bayerns erstes "PPP-Modell"
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