Regenstaufer Denkanstöße
NEUMARKT. Die CSU-Kreisverbände Neumarkt, Regensburg und Cham fordern ein eigenständiges Ministerium für die Entwicklung des ländlichen Raums.
Nur wenige Tage nachdem die CSU-Landtagsfraktion bei ihrer Klausurtagung in Wildbad Kreuth ein Konzept für den ländlichen Raum erarbeitet hatte, stand am Samstag bei einem Tagesseminar der CSU-Kreisverbände Neumarkt, Regensburg und Cham im Kulturhaus in Regenstauf die "Zukunft des ländlichen Raums" zur Diskussion.
Auf gemeinsame Initiative der CSU-Kreisvorsitzenden Herbert Mirbeth, Landrat des Landkreises Regensburg, Markus Sackmann, stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion und Albert Füracker, stellvertretender Landrat des Landkreises Neumarkt, setzten sich politische Verantwortungsträger aus der Region und Vertreter der Europa-, Bundes- und Landespolitik konstruktiv mit der zukünftigen Entwicklung des ländlichen Raums auseinander.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister und ansässigen CSU-Ortsvorsitzenden Dagobert Knott, der den gesellschaftlichen Wert des Kulturhauses hervorhob, übernahm der gastgebende CSU Kreisvorsitzende Landrat Herbert Mirbeth die Einführung in das "Zukunftsthema Ländlicher Raum".
Zusammen mit den Städten
Mirbeth stellte klar, dass die Auseinandersetzung mit der Situation der ländlichen Gebiete nicht zu einem Gegensatz mit den Städten führen solle. Vielmehr sei ein Zusammenwirken sowohl des städtisch als auch des ländlich geprägten Raums zur Bewältigung der Probleme nötig. Dennoch müssten die Besonderheiten des ländlichen Raums konsequent und klar herausgestellt werden.
Die Herausforderungen, denen der ländliche Raum durch das Zusammenspiel von Belastungen durch die Finanzierung der Deutschen Einheit, die Abnahme von Strukturfördermitteln und die Auswirkungen der Globalisierung gegenüberstehe, seien durch die demographische Entwicklung nochmals gewachsen, so Mirbeth. So habe der Ländliche Raum im Gesundheits- oder Bildungswesen durch "Ausdünnung der Bevölkerungszahlen jetzt und vor allem in Zukunft gewaltige Belastungen zu meistern".
Die Landkreise Regensburg, Cham und Neumarkt als Beispiele für den ländlichen Raum müssten als eigenständige Wirtschaftsräume gestärkt werden und mehr als "nur Zählregionen und Zulieferer für die Metropolregionen" sein, unterstrich Mirbeth. Dafür regte Mirbeth ein Ministerium für Ernährung und Ländliche Entwicklung nach dem Vorbild Baden-Württembergs an, das die Fortentwicklung des ländlichen Raums koordinieren solle.
Eigenes Ministerium
Auch der Chamer CSU-Kreisvorsitzende Markus Sackmann unterstrich die Bedeutung, die ein eigenständiges Ministerium für die ländliche Entwicklung hätte. Dieses böte die Möglichkeit, alle relevanten Politikbereich konstruktiv abzustimmen. Im "Kampf um den ländlichen Raum" sei es entscheidend, für attraktive Arbeitsplätze und Lebensverhältnisse zu sorgen. Dazu müsse der ländliche Raum neue Wege gehen und Kräfte durch interkommunale Zusammenarbeit sowie der Bildung von regionalen Clustern bündeln, schlug der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende vor. Von entscheidender Bedeutung sei, dass sich der ländliche Raum positiv darstelle. Standortfaktoren wie Lebenshaltungskosten, -qualität oder soziale Komponenten wie Werte oder Heimatgefühl seien Pluspunkte, die der ländliche Raum für sich verbuchen könne.
Daran anknüpfend sprach sich Albert Füracker dafür aus, die "Tugenden des Ländlichen Raums" zu aktivieren und die ländliche kulturelle Identität, die eng mit der Landwirtschaft verbunden sei, wieder zu beleben. Eine erfolgreiche ländliche Regionalentwicklung sei nur in engem Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Entwicklung denkbar, so Füracker. In drei Arbeitsgruppen befassten sich die knapp 60 Teilnehmer mit den Themengebieten "Folgen der demographischen Entwicklung für den ländlichen Raum - Jungsein im Ländlichen Raum", "Schule und Bildung im ländlichen Raum" und "Der ländliche Raum als Lebens- und Wirtschaftsraum - Definition des ländlichen Raums". Dabei stand das Erarbeiten von konkreten Vorschlägen und Denkanstößen im Vordergrund.
Den niedrigen Geburtenzahlen und der Abwanderung von jungen Menschen und Familien in die Städte sei mit familienfreundlicherer Politik zu begegnen. Durch Netzwerke, mehr Flexibilität und interkommunale Zusammenarbeit könnten auch in Zukunft Angebote aufrechterhalten werden. Berichterstatter Jürgen Linhart unterstrich die Bedeutung, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die zukünftige Entwicklung des Ländlichen Raums habe.
Josef Köstler, der die Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Schule und Bildung" vorstellte, sprach sich für die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems in Bayern aus. Gerade von der Bildung und Forschung müssten Impulse für den ländlichen Raum ausgehen. Entscheidend dabei sei dabei die Garantie einer wohnortnahen Schule. Entwicklungschancen seien besonders darin, den ländlichen Raum als "Region des qualifizierten Handwerks" herauszustellen.
Die Verankerung der Interessen des ländlichen Raums in der Europapolitik forderte Elisabeth Regensburger stellvertretend für den dritten Arbeitskreis. Dazu müsse sich die Politik den Herausforderungen stellen und sowohl die technische als auch die soziale Infrastruktur des ländlichen Raums fördern. Der Schaffung sowie der Sicherung von Arbeitsplätzen wurde zusätzlich besonderer Stellenwert eingeräumt.
Die Initiatoren der Tagung Herbert Mirbeth, Markus Sackmann und Albert Füracker zeigten sich begeistert von der Fülle an konkreten Vorschlägen zur zukünftigen nachhaltigen Gestaltung des ländlichen Raums. Vor allem die Forderung eines eigenen Ministeriums für ländliche Entwicklung erfreute sich großer Unterstützung.
"Diese Regenstaufer Denkanstöße nehme ich für meine politische Arbeit im Bayerischen Landtag gerne auf", resümierte Markus Sackmann zum Abschluss der Veranstaltung. Für die zukünftige Entwicklung und die Eigenständigkeit des ländlichen Raums habe man wichtige Erkenntnisse gewonnen und Lösungsansätze erarbeitet, darin waren sich die Beteiligten einig. Nun wird die Aufarbeitung und Umsetzung von Vorschlägen angestrebt.
22.01.06
Neumarkt: Regenstaufer Denkanstöße