Völlig freie Hand


Aufsichtsratsvorsitzender Ernst-Herbert Pfleiderer, Personalleiter-
in Anke Giesen und Personal-Vorstand Michael Ernst von der
Pfleiderer AG im Gespräch mit einem jungen Teilnehmer (v.l.).
NEUMARKT. Neben Schülern des Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasiums waren es fast ausschließlich Lehrlinge der Firma Pfleiderer, die den Regionalentscheid bei "Jugend forscht" unter sich ausmachten (wir berichteten). Das ist nicht neu: Elfmal stellten Pfleiderer-Azubis schon auf der Regional- und auf der Landesebene ein Siegerteam.

Und von ihrer Firma werden die jungen Leute dabei ausgiebig unterstützt - schließlich ist die Pfleiderer AG einer der großen Sponsoren von "Jugend forscht" und "Schüler experimentieren". Der Regionalwettbewerb Oberpfalz wurde mit Unterstützung des Neumarkter Unternehmens im Jahr 1996 ins Leben gerufen. Seit 1997 haben sich insgesamt 146 Pfleiderer-Azubis mit 56 Ideen als Nachwuchsforscher engagiert.

Das Unternehmen hatte seinerzeit die Entwicklungschancen sowohl für die jungen Leute wie auch für seine Ausbildungsstrukturen erkannt und vor diesem Hintergrund die Initiative "Azubi forscht" ins Leben gerufen. "Auf dieser Plattform können sich unsere Azubis mit technisch- wissenschaftlichen Fragen und mit Zukunftsthemen auseinandersetzen", blickt Pfleiderer-Personalvorstand Michael Ernst auf die vergangenen zehn Jahre zurück.

Und noch mehr: Die Azubis entwickeln methodische Kompetenzen, die bis dato in der konventionellen gewerblichen Ausbildung in dieser Form nicht vermittelt werden konnten. Sie erfahren, was es heißt, eine Geschäftsidee zu entwickeln, und lernen durch berufs-, themen- und ausbildungsübergreifende Prozesse unternehmerisch zu denken und zu handeln. Kommunikations- und Teamfähigkeit, Selbständigkeit und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, sind dafür unentbehrliches Handwerkszeug.

Dass diese Methodik einmal Einzug in den Rahmenstoffplan der Ausbildungsverordnung halten würde, war vor zehn Jahren sicherlich nicht abzusehen. Seit 2004 zählen der Umgang mit bereichs- und themenübergreifenden Prozessen sowie Grundlagen in Organisations- und Managementprozessen zum Pflichtprogramm der betrieblichen Ausbildung. „Der Ablauf dieser projektbezogenen Ausbildung ähnelt sehr stark unserer Initiative Azubi forscht“, vergleicht Anke Giesen, Leiterin Personal Konzern der Pfleiderer AG und Patenbeauftragte für "Jugend forscht", die Strukturen von einst und jetzt.

Eigenverantwortung fördern

Die Struktur der Initiative ist auch heute noch up to date: Die Auszubildenden haben in der Ideenfindung völlig freie Hand und tragen dafür auch selbst die Verantwortung. Nach einer Präsentation der Geschäftsidee gibt die Ausbildungsleitung grünes Licht für die Umsetzung. Die Azubis dokumentieren das Vorgehen daraufhin in einem Projektplan (business plan) und fixieren darin auch die Kosten.

Kaufmännische und gewerbliche Auszubildende aus unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen und -jahren bilden in der Regel die Teams, die die Ideen umsetzen und auch ihre Präsentation sowie die Standgestaltung entwerfen. Die Ausbilder beraten die Azubis dabei in Fachfragen, Seminare über Projektmanagement und Präsentationstechniken vermitteln das notwendige Rüstzeug für die zunächst noch ungewohnten Tätigkeiten.

Die daraus resultierenden Erfolge bestätigen sowohl die Methodik als auch das Potenzial der jungen Forscher. Sie haben neben den Erfolgen im Wettbewerb zahlreiche Medaillen, Pokale und Preise verliehen bekommen. Mit Erfindungen zum Thema Sicherheit waren Pfleiderer-Azubis auf Industriemessen ebenso zu Gast wie auf der weltgrößten Erfindermesse IENA in Nürnberg mit internationalem Publikum aus 42 Nationen.

Auch in der Industrie ließen sich einige Ideen erfolgreich vermarkten: Ein führender deutscher Hersteller von Gabelstaplern rüstet seine Produkte seit vier Jahren mit einem Warngerät aus der Azubi forscht-Ideenschmiede aus, und ein Sägenhersteller hat die Patentrechte für einen Kreissägenblattschutz mit automatischem Holzein- zug erworben.

Andreas Götz, Leiter der gewerblichen Ausbildung am Standort Neumarkt, freut sich über das hohe Engagement seiner Schützlinge: „Unsere Azubis sind stets mit Begeisterung dabei – die eigenverantwortliche Tätigkeit motiviert sehr. Ihre Persönlichkeitsentwicklung ist durch die Projektarbeit auf allen Gebieten außergewöhnlich und mit den herkömmlichen Prozessen nicht zu vergleichen.“

Und wie es sich für eine partnerschaftliche Entwicklung gehört, hat auch die Pfleiderer AG von dem hohen Ausbildungsniveau ihren Nutzen. Der Bewerbungseingang um Ausbildungsplätze ist seit Gründung der Initiative deutlich gestiegen, zusätzliche Ausbildungsplätze sind entstanden.

Außerdem erzielen die Azubis mit Projekterfahrung sehr gute Ausbildungsabschlüsse und sind mit ihrem detaillierten Fachwissen und gezielt entwickelten Fähigkeiten bestens qualifiziert für ihre spätere Tätig- keit in der modernen Industrieproduktion, heißt es von Pfleiderer.
11.03.06
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