Neue Zeitrechnung beim "Bock"


Eine Freikarte für den Circus Sambesi für Oberbürgermeister Thomas Thumann. Die "Clowns", Hilde-
gard Karl, Maria Romstöck und Hemma Ehrnsperger freuen sich mit "Direktor" Karl Nidermayer über
den Erlös des 1. Benefiz-Bockbieranstichs.
Fotos: Erich Zwick

"Bierernst" schenkt Oberbürgermeister Thomas Thumann den
ersten von ihm gezapften Krug mit dem Lammsbräu-Bock ein.
Dr. Franz Ehrnsperger ist mit der Leistung seines "Gehilfen" aus
dem Rathaus offensichtlich zufrieden.

Kaum zu erkennen: die drei Clowns Hildegard Karl, Maria Rom-
stöck, Hemma Ehrnsperger.

Mit feinsinnigen Texten und sonorem Gesang persifliert Georg
Jüttner den neuen Umgangston in den Stadtratssitzungen.

Die "Drei Eisheiligen" haben wieder "hingelangt". Sie freuen
sich mit dem Gastgeber über den ihnen eigenen Humor.

Ferdinand Ernst und Albert Walter mit den "Kunstwerken" des
persönlichen Beraters des neuen OB.

Siggi und Benny Schindler bei ihrem Couplet mit dem uner-
wartet heiteren Ausgang.

Alois Haunschild, das Neumarkter Gegenstück zum Bruder Barna-
bas vom Nockherberg.

Moderator Bernd Kaksch "mit neuem Kopf". Da schwillt selbst
dem Hahn der Kamm.
NEUMARKT. Am Montag begann eine neue Zeitrechnung: Der 34. Anstich des Lammsbräu-Bockbiers fiel mit der "Erschaffung" des 1. Benefiz-Anstichs zusammen. Nachdem der "Ur-Bock" im Laufe dreier Jahrzehnte schon etwas ergraut war, wurde ein kräftig meckerndes Lämmchen, passend zum Wappentier der Brauerei, geboren.

Dazu hatten die "Eltern", Lammsbräu-Chef Dr. Franz Ehrnsperger und seine Gattin Hemma, jede Menge illustrer "Geburtshelfer" in den Sammüller-Saal auf dem Wolfstein eingeladen. Und wie es sich für Paten schickt, hatten sie dem kleinen Deko-Lämmchen, das auf den Tischen um seine Aufmerksamkeit buhlte, auch etwas mitgebracht. 20 Euro betrug die "Taxe", die aber das Wolltierchen nicht für sich, sondern für einen guten Zweck erbat. "Menschen für Menschen - Karl-Heinz Böhm, dahin soll der Erlös dann geh'n", ließ die "Dichterin" mit dem Lämmchen-Huf scharren.

Und so strahlte der Direktor des Circus Sambesi, Karl Nidermayer, unter seinem Rauschebart, weil im Saal kein Platz frei geblieben war und mit dem Bockbier-Anstich "zwei Fliegen mit einer Klappe" geschlagen werden konnten (wie es in der Einladung hieß).

In gewohnter Weise sorgten die Bräuer-Leut' beim "1. Benefiz-Bockbier-Anstich" (so die offizielle Bezeichnung) wieder für den obligatorischen leckeren Tafelspitz, für den unvergleichlich süffigen Bock und für die schwungvolle Musik. Das "Derblecken" indessen überließen sie anderen, die diesmal in einem schier unerschöpflichen Fundus stochern konnten.

Allen voran der Neumarkter "Bruder Barnabas" als Intendant von "Radio Schmarri-Karri", Alois Haunschild. Auf seinen Vornamens-Vetter Karl hatte er es besonders abgesehen: "Der neue MdB löst ein Kreuzworträtsel. Bei 'Weltmacht mit drei Buchstaben' trägt er nicht etwa 'USA' ein, sondern 'ICH'".

Aber vielleicht doch der Reihe nach: Dem Gastgeber merkte man förmlich an, dass er von dem umwerfenden Zuspruch der (Traditions?-)Veranstaltung sichtlich überwältigt war. Wer fehlte, hatte sich entschuldigen lassen oder seine Haushälterin "abgeordnet". Wer das wohl war, braucht nicht näher erläutert zu werden. Andere kamen wegen dienstlicher Verpflichtungen später, aber sie kamen - so Landtagsabgeordneter Herbert Fischer, dem empfohlen wurde, nach jedem Volksfest seine zu eng gewordene Raiffeisenkluft dem neuen Oberbürgermeister als Second-hand-Ware anzubieten.

Dieser erschien nämlich als Bierschlegel-Schwinger-Novize im feinen Nadelstreifen-Zwirn, den er sich aber auch dann nicht bekleckert hätte, wenn er auf die vorsorglich gereichte Brauerschürze verzichtet hätte. Mit ein paar wohlgezielten Schlägen befreite er beinahe tröpfchenfrei das Böcklein aus seinem hölzernen Verlies.

Jahrelang hätte er auf diesen Augenblick warten müssen, den ihm ein früherer Bundeskanzler durch ein Mißtrauensvotum und ein Amtsvorgänger durch seine Flucht nach Berlin geebnet hätte. Wie weiland Edmund Stoiber auf dem Nockherberg seinen Berlin-Ausflug immer wieder aufs Butterbrot geschmiert bekommen hat, so bekam auch Alois Karl "sein Fett weg" - nur: "er kam nicht wie ein Bumerang zurück."- "Und wenn er wieder kommt", frozzelte ein vorwitziger Brettl-Spötter, "kann er ja immer noch in die Kanzlei von Thomas Thumann eintreten."

Ungeschoren kam aber auch der neue OB nicht davon: seine blauen Augen, sein frauengewinnendes Lächeln und seine Ambitionen in einem Fitness-Studio brachten ihm den Ruf eines "Hansi Hinterseer vom Rathaus" ein.

Wieder den Blick auf Berlin lenkten die Zirkus-Girls Hildegard Karl, Maria Romstöck und Hemma Ehrnsperger, die es aber "gnädig" mit dem Ex-OB machten, während die "Eisheiligen" Ernst Reischböck und Heiner Zuckschwert mit "harten Bandagen" den Bockbieranstich mit einem Wahlkampf-Nachtarocken verwechselten. Georg Jüttner, der dritte "Unheilige", schlug die leiseren Töne an und erntete dafür den ungeteilten Beifall des kritischen Publikums.

Das Duo Lissy und Albert Walter, assistiert von Ferdinand Ernst, brachte mit treffsicheren Couplets, gemünzt auf den "Mohnsemmelbeck", Erfinder der T-Brezen und selbsternannten Berater des OB, die Volksseele zum Kochen, worin Siggi und Benny Schindler mit ihrem Sketsch von der Elternsprechstunde in nichts nachstanden. Schließlich zogen die Wittl's, diesmal mit Simone aus Breitenbrunn, alle Klang-, G'stanzl- und sonstigen Register. Dem konnte nur noch Bernd Kaksch, der Moderator des 1. Benefiz-Bockbieranstichs und Wegbegleiter unzähliger Vorgänger-Bockbierfeste, nur noch seine Evergreens "Saalamack" und "Hasenheide" als Krönung draufsetzen.
Erich Zwick
21.03.06
Neumarkt: Neue Zeitrechnung beim "Bock"
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