"Wert des Sonntags"
NEUMARKT. Die CSA wendet sich entschieden gegen weitere verkaufsoffene Sonntage. Kreisvorsitzende Rackl appellierte an den Neumarkter OB.
Da das Thema am Dienstag auf der Tagesordnung der Verwaltungssenats-Sitzung erwartet wird, hat sich die Kreisvorsitzende der Christlich Sozialen Arbeitnehmer (CSA), Heidi Rackl mit einem Barndbrief an den Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann gewandt. wir veröffentlichen das Schreiben im Wortlaut.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
aus aktuellem Anlass, vor allem wegen der bevorstehenden Entscheidung zu weiteren verkaufsoffenen Sonntagen, wende ich mich heute an Sie und die Mitglieder des Verwaltungssenats. Als Kreisvorsitzende der Christlich Sozialen Arbeitnehmer ist es mir ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es nicht nur darum geht, die Stadt als ein attraktiven Einkaufsstandort zu präsentieren, sondern auch um die berechtigten Interessen von Arbeitnehmern und vor allem um die Stellung und den Wert des Sonntags.
Unser Ziel ist es, dass der Sonntag generell ein arbeitsfreier Tag bleibt. Das Argument, dass auch andere Menschen am Sonntag arbeiten müssen, kann nur bedingt genutzt werden. Dass Sozial- und Notdienste auch am Sonn- und Feiertag einsatzfähig sein müssen, ist unstrittig. Wir können aber nicht ständig beklagen, dass unsere Gesellschaft immer "Wert"freier wird und andererseits alles, was "Wert"voll ist, zugunsten von (fraglichen) Wirtschaftsinteressen über Bord werfen.
Was hat man in den 90er Jahren nicht alles versprochen, als man anfing, das Ladenschlussgesetz zu liberalisieren. Erinnern wir uns: es wurde uns gesagt, wenn der Ladenschluss in Deutschland liberalisiert wird, geht es aufwärts. Dann können die Leute endlich richtig einkaufen und die unendliche Nachfrage wird Tag und Nacht erfüllt.
Was ist daraus geworden und wie sieht es heute aus:
- Der Umsatz ist nicht gestiegen, dafür die Kosten der Einzelhändler,
- die Zahl der Einzelhändler ist um 10 % zurückgegangen und damit auch die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Bereich,
- zugenommen hat dafür die Zahl der Konzerne, die mit ihrem Konkurrenzkampf und Aussagen wie "Geiz ist geil" bei immer weniger Personal immer mehr Menschen in ihre Geschäfte locken.
Deshalb müssen wir ganz genau abwägen, wenn es um verkaufsoffene Sonntage geht. Gefragt sind hier aber nicht nur die Geschäftsleute - wir sind froh, dass wir sie haben - oder die Politiker, die das jetzt entscheiden müssen, sondern auch diejenigen, die die Innenstädte an verkaufsoffenen Sonntagen nahezu belagern.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die man nutzen kann, um die Attraktivität der Stadt Neumarkt als Einkaufsstadt zu verbessern. Das wären auf jeden Fall einheitliche Öffnungszeiten, ein erster Schritt dazu wurde vor einigen Wochen bereits gemacht. Alternativ zu weiteren verkaufsoffenen Sonntagen kann man auch die Samstage als Einkaufstage aufwerten. Zum Teil geschieht das ja bereits durch verschiedenste Aktivitäten der Werbegemeinschaft und diese Aktionstage werden von den Menschen sehr gerne angenommen. Man muss die vorhandenen Möglichkeiten und Chancen nutzen. Alleine über zusätzliche verkaufsoffene Sonntage zu diskutieren, ist meiner Meinung der falsche Weg.
Mit freundlichen Grüßen
Heidi Rackl
CSA-Kreisvorsitzende
14.05.06
Neumarkt: "Wert des Sonntags"