"Im Mittelfeld"

Referent Oliver Daller in Velburg.
NEUMARKT. Auf Einladung der Velburger SPD sprach der stellvertretende
Unterbezirks-Vorsitzende Oliver Daller über
„Demografie und Rente mit 67“.
Der Vorsitzende Willibald Ferstl war
angenehm überrascht, konnte er doch trotz des etwas trockenen Themas
über 20 Besucher aus Velburg und Umgebung begrüßen.
Die Schlagworte „Überalterung“ und „Geburtenrückgang“ sind, so Referent
Daller, für die öffentliche Wahrnehmung von größter Bedeutung, aber in
Wahrheit völlig überbewertet. So sei die Geburtenrate in Deutschlang
seit Mitte der 70er Jahre, also seit dem so genannten Pillenknick,
konstant. Es gebe lediglich einen Sondereffekt, weil nach der Wende die
Geburtenrate in Ostdeutschland vorübergehend eingebrochen war. Aber auch
dies sei mittlerweile schon wieder Vergangenheit, die Rate liege wieder
auf Westniveau.
Die erhöhte Lebenserwartung geht, so Daller, wesentlich auf die in den
letzten 100 Jahren besiegte Säuglingssterblichkeit zurück. Die
durchschnittliche Lebenserwartung derer, die das 60. Lebensjahr erreicht
haben, hat sich weit weniger dramatisch verändert.
Vor allem aber sei all dies seit den 70er Jahren bekannt und Deutschland
bewege sich im EU-Vergleich bei Geburtenrate und Lebenserwartung im
Mittelfeld. Somit gebe es für die Aufgeregtheiten wegen des angeblich
maroden Rentensystems keinen vernünftigen Grund. Tatsache sei, so
Daller, eine vorübergehende Erhöhung der Anzahl an Rentnern, wenn die
geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen. Deshalb habe die
Bundesregierung die Erhöhung des Eintrittsalters auf 67 Jahre
beschlossen.
Von diesem "vorübergehenden Charakter" aber sei in der Öffentlichkeit
keine Rede. Es sei wohl kein Zufall, dass alle Prognosen zur Entwicklung
des Rentensystems immer exakt am Höhepunkt dieser Entwicklung enden.
Denn so entstehe in der Öffentlichkeit der Eindruck, wir steuerten auf
eine Katastrophe zu.
Es sei unübersehbar, so Daller, dass es ein Interesse daran gäbe, das
System der solidarischen Sozialversicherung kaputt zu reden. Hier
witterten wohl einige einen riesigen Markt, den sie sich herbeireden
wollten, sagte Daller.
Vor allem aber müsse man wohl die beruhigen, die momentan Renten
beziehen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass viele Rentner aufgrund der öffentlichen Aufregung schon
direkt ein schlechtes Gewissen haben, "daß sie überhaupt noch leben" und
dadurch die Beitragszahler belasten.
All ihnen sei gesagt: Das so
genannte Problem der „Überalterung“ mit einer wesentlich erhöhten
Belastung der Rentenkassen werde erst in 15 bis 20 Jahren kommen. "Momentan
leben wir allen gegensätzlichen Beteuerungen zum Trotz in einem
demographischen „Idealzustand“, wo die werktätige Bevölkerung
vergleichsweise sehr wenige Abhängige (Alte und Kinder zusammengenommen)
mitversorgen mmüsse, sagte Daller.
30.05.06
Neumarkt: "Im Mittelfeld"