"Spitzenposition ausbauen"

MdEP Albert Dess, MdB Alois Karl, Cluster-Geschäftführer Micha-
el Lüdke und Diskussionsleiter Albert Füracker vor Informations-
bildern zum Cluster Ernährung.
NEUMARKT. Aus erster Hand informierten sich Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Neumarkt über eine erste Zwischenbilanz der unionsgeführten Bundesregierung und der
Cluster-Initiative des Freistaats Bayern.
Als Gesprächspartner waren hierzu der Bundestagsabgeordnete Alois Karl und der Geschäftsführer des Clusters Ernährung, Dr. Michael Lüdke, nach Neumarkt gekommen. Verstärkt wurden das Duo noch durch Agrarexperten und MdEP Albert Dess, sowie Albert Füracker als Diskussionsleiter.
"Trotz mancher Kompromisse, die wir durch die Zusammenarbeit mit der SPD machen mussten, sieht diese Zwischenbilanz positiv aus", sagte Alois Karl. Die Zahl der Arbeitslosen sinke stetig. Aktuell liege sie um rund 500.000 unter dem Wert des Vorjahresmonats. Diese Entwicklung schlage auch auf den Landkreis Neumarkt durch, wo die Arbeitslosenquote inzwischen bei 5,2 Prozent angelangt sei. Volkswirte sähen bei einem solchen Wert schon fast die Vollbeschäftigung als erreicht an, sagte Karl.
Insgesamt gewinne die Konjunktur in Deutschland an Fahrt. Gegenüber 2005 werde sich das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zumindest verdoppeln, möglicherweise sogar verdreifachen - und das trotz Ölpreisen auf Rekordniveau und zahlreichen internationalen Krisen! Von dieser wirtschaftlichen Dynamik profitiere besonders die Baubranche. Auch deshalb sei die Entwicklung auf dem Neumarkter Arbeitsmarkt so positiv, begründete Alois Karl seine positive Zwischenbilanz.
Nachdem jetzt die Sofortmaßnahmen der letzten sechs Monate Erfolge zeitigten, gelte es nun die nächsten Reformen anzupacken und umzusetzen, kündigte der CSU-Bundestagsabgeordnete an. Bei der Gesundheitsreform habe man Eckpunkte vorgelegt, die nun in Gesetzesform gegossen werden müssten. Und auch an der für Unternehmen und Kommunen so wichtige Unternehmensteuer- und Gewerbesteuerreform werde in Berlin bereits gearbeitet. Dabei legt Alois Karl großen Wert darauf, dass am Ende mit der Reform eine tatsächliche Entlastung der Unternehmen und eine Verstetigung der kommunalen Einnahmen erzielt werden.
Nach diesen und weiteren bundespolitischen Themen wandte sich Karl dann der Landwirtschaft zu: "85 Prozent der Fläche Bayerns werden durch Land- und Forstwirtschaft gepflegt. Zudem hängt jeder 9. Arbeitsplatz in Bayern unmittelbar oder mittelbar von der Landwirtschaft ab. Allein auf den Bauernhöfen in Freistaat arbeiten rund 330.000 Menschen", unterstrich der Bundestagsabgeordnete die Bedeutung der bäuerlichen Landwirtschaft für Bayern. "Mit dem Cluster Ernährung will die Bayerische Staatsregierung diesen wichtigen Sektor stärken und Bayerns Position als Agrarland Nr. 1 in Deutschland weiter ausbauen."
Diesen Faden griff der Geschäftsführer des Clusters Ernährung, Dr. Michael Lüdke, in seinem Eingangsreferat auf. "Mit dem Cluster Ernährung will der Freistaat Innovationen anstoßen und die Produktivität von bayerischen Betrieben erhöhen". Dadurch sollten die Bindungskräfte an den Standort Freistaat langfristig intensiviert und die Marke Bayern ausgebaut werden. "Dabei sehen wir uns als Clustermanagement nicht als Förderer von wirtschaftlichen Einzelprojekten" - vielmehr wolle man Wünsche und Bedürfnisse der Unternehmen sammeln und diese aufgreifen. Man wolle Impulse geben, dass Netzwerke ausgebaut und vorhandene Wertschöpfungsketten gestärkt werden. Wirtschaft und Wissenschaft sollten besser verzahnt werden, um Innovationen zu entwickeln und stärker in die Praxis einzuführen. Neue Märkte im In- und Ausland sollten besser erschlossen werden. Und man wolle dazu beitragen, "dass gemeinsam das positive Image bayerischer Spezialitäten genutzt und der Herkunftsschutz als Standortfaktor intensiviert wird", sagte Dr. Michael Lüdke.
Um diese Ziele zu erreichen werde der Cluster Ernährung unter anderen ein web-basiertes Informationssystem schaffen. Das Clustermanagement hat zudem zu zunächst fünf Schwerpunktbereichen Arbeitsgruppen (Wein, Grundstoffe, Gemüse-, Milch- und Fleischwirtschaft) gebildet. In diesen Arbeitsgruppen sollen Persönlichkeiten aus Betrieben, Forschung und Öffentlichkeit fortlaufend gemeinsam konkrete Ansätze entwickeln, wie diese Bereiche weiter gestärkt werden können. Wichtig sei es, dass es sich hierbei um einen fließenden Prozess handele, erläuterte der Cluster-Geschäftsführer. Der Cluster setze auf Ideen und Beiträge aus der Region und freue sich über jede vernünftige Anregung. Dabei sei es keine Bedingung, dass jemand bereits in einer Arbeitsgruppe ein Mitglied sei.
Das Clustermanagement bemühe sich zudem darum, die Landwirtschaft und den Ländlichen Raum mit einem Innovationswettbewerb zu stärken. Hierbei trete der Ansatz des Clusters "wenn alle mehr wissen, dann ist dies auch besser für alle" besonders deutlich zu Tage. Schließlich sei Bayern kein Billiglohnland und müsse sich auch im Ernährungssektor mit hoch qualitativen und innovativen Produkten positionieren.
In der Diskussion, die vom stellvertretenden Landrat und CSU-Kreisvorsitzenden Albert Füracker geleitet wurde, bildete der praktische Nutzen des Clusters für die Beteiligten einen Gesprächsschwerpunkt. Dabei zeigte sich, dass bereits heute Unternehmen aus dem Neumarkter Raum das Angebot der
Allianz Bayern Innovativ, unter dessen Dach die 19 bayerischen Cluster-Offensiven stehen, nutzen. Österreich habe bereits vor Jahren diesen Weg beschritten und sei damit sehr erfolgreich gewesen, berichtete ein Gesprächsteilnehmer aus seiner beruflichen Erfahrung. Deshalb sei es richtig, dass man in Bayern diesen Weg gehe.
Albert Dess betonte, wie wichtig es sei, dass sich der Freistaat als Agrarland Nr. 1 in Deutschland weiter behaupte und die Chancen der EU-Osterweiterung nutze. Dafür sei es wichtig, dass die Verzahnung zwischen praxisnaher Wissenschaft an den bayerischen Forschungseinrichtungen und innovativer Produktentwicklung in den Betrieben im Ernährung weiter optimiert werde, betonte der Europaabgeordnete, der zugleich auch in einem Milchverarbeitenden Unternehmen selbst Verantwortung trägt.
Wunderdinge seien von der Clusterinitiative nicht zu erwarten, aber es sei ein wichtiger Baustein dazu, die bayerische Ernährungswirtschaft weiter zu bringen, lautete das Fazit von Albert Füracker am Ende einer intensiven Diskussion.
17.08.06
Neumarkt: "Spitzenposition ausbauen"