"Ausverkauf stoppen"
An
Herrn Staatssekretär Hans Spitzner
Betr.: Eilsache ! --- der Ausverkauf der Zukunft bei Sauer-Danfoss in
Berching-Sollngriesbach (eingeleitet für kommenden Mittwoch) muss
gestoppt werden !
Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
das Werk Sauer-Danfoss in Berching-Sollngriesbach ist Ihnen bestens
bekannt. Sie besuchten es vor wenigen Monaten und hoben dabei die
tüchtige Geschäftsleitung und die innovative Produktionsweise lobend
hervor. Sie merkten insbesondere auch an, dass das eigentliche Kapital
der Firma die menschlichen Ressourcen sind und dass es diesbezüglich in
Berching bestens bestellt ist.
Diesen Brief richten wir an Sie, weil schon in dieser kommenden Woche den
300 Arbeitern die zukunftsträchtige Arbeit wegtransferiert werden soll.
Da wir zurecht annehmen dürfen, dass staatliche Fördermittel beim Aufbau
des Werks mit der Maßgabe der Sicherung von Arbeitsplätzen
entgegengenommen wurden, ersuchen wir Sie, Filetierung und Ausverkauf des
Werks zu stoppen.
Noch vor einem Jahr war zwischen Belegschaftsvertretung, IG Metall und
Geschäftsführung ein bis 2009 gültiger "Beschäftigungs-Sicherungs-Vertrag"
vereinbart worden. Jeder einzelne Arbeitnehmer unterzeichnete einen
Änderungsvertrag, aufgrund dessen er 40 statt 35 Wochenstunden ohne
Lohnausgleich arbeiten würde. Die Jahres-Sonderzahlung zu Weihnachten
konnte auf 50 Prozent reduziert werden, wobei bei günstiger Ertragslage
Sonder-Prämien in Aussicht gestellt waren. Dafür wollte die
Geschäftsleitung die Sicherheit von 200 der 300 Arbeitsplätze bis 2009
garantieren, und ( ! ) die in Berching entwickelten modernen
Produktionslinien sollten im Berchinger Werk bleiben.
Nun stellt sich heraus, dass die Geschäftsleitung nicht Wort hält. Erstes
Alarmzeichen war, dass die Lehrlingsausbildung auf Null heruntergefahren
worden war. Vor ca. 2 Wochen war von der Geschäftsleitung bekannt gegeben
worden, dass die Arbeitsplätze (nur noch) bis 2007 ( ! ) gesichert seien (
neumarktonline berichtete).
In den letzten Tagen wurden Vorbereitungen angeordnet, die innovative und
zukunftsträchtige Fertigungstechnik der AC-Elektro- und der Ansynchron-
Motoren noch diesen Mittwoch nach Odense/Dänemark zu verfrachten. Wenn
Geschäftsleiter Dr. Grahl verspricht, dass zum Ausgleich dafür die
Fertigung der bewährten DC-Elektromotoren schwerpunktmäßig nach Berching
verlagert wird, weil sie ohnehin nicht in das strategische Konzept des
Sauer-Danfoss-Konzerns passen, dann versucht er damit Belegschaft und
Öffentlichkeit zu täuschen. DC-Motoren werden seit 80 Jahren gefertigt,
sind veraltete und vor allem teure Technik. Die AC-Elektromotoren dagegen
sind einfach zu bauen, relativ wartungsfrei und damit billig herzustellen
und zu betreiben. Asynchronmotoren sind interessant für die Hybrid-
Antriebstechnik. Beide Motor-Techniken wurden in den letzten Jahren in
Berching entwickelt; sie haben beste Chancen auf dem Markt der Zukunft.
Sehr geehrter Herr Staatssekretär, wir hoffen, wir konnten die prekäre
Lage wie die Dringlichkeit von Gegenmaßnahmen deutlich machen. Weiter
hoffen wir, der Freistaat hat Fördermittel nur unter der Auflage vergeben,
dass Arbeitsplätze geschaffen werden und gesichert sind. Dann müsste es
für Sie möglich sein, unverzüglich und wirkungsvoll Einfluss auf die
Geschäftsleitung zu nehmen und den Ausverkauf des Berchinger Werks zu
stoppen. Vorstellen können wir uns auch, dass ein Appell an die Mehrheits-
Eigentümer Clausen (Haupterbe des SD-Konzerns) und Murrmann (ehemaliger
Arbeitgeber-Präsident), die jüngst ihrer Verdienste wegen mit
Verdienstorden der Bundesrepublik behängt wurden, Wirkung zeigt. Wir
bitten Sie, den Mandatsträger der Oberpfalz im bayerischen Regierungs-
Kabinett, sich unverzüglich im Interesse der 300 Beschäftigten im
Berchinger Werk zu verwenden.
Mit freundlichen Grüßen
17.09.06
Josef Mayer und Robert Zeller, BerchingNeumarkt: "Ausverkauf stoppen"