Pfleiderer ist "tief besorgt"
Dirk Jaspers (Geschäftsführer wodego GmbH), Herbert Götz (Geschäftsführer
Jura-Spedition), OB Thomas Thumann, Michael Wolff (Vorsitzender Geschäftsführer der Pfleiderer
Holzwerkstoffe) und Dr. Axel Knörr (Leitung Zentraler Umweltschutz) (v.l.)
Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Pfleiderer macht Front gegen das von der Stadt geplante Hackschnitzel-Kraftwerk. Das Unternehmen äußerte gegenüber OB Thumann "Unverständnis und tiefe Besorgnis". Die Stadt als "Mitbewerber" bedeute "erhebliche Wettbewerbsnachteile für Pfleiderer".
Stadtchef Thomas Thumann traf am Dienstag noch vor seinem für Ende November geplanten Gespräch mit Vorstands-Sprecher Hans Overdiek mit dem Westeuropa-Chef von Pfleiderer, Michael Wolff, zusammen, der ihm ein deutlich formuliertes Schreiben an den Werkssenat überreichte. Im Gespräch mit Overdiek will Thumann die "Irritationen" klären, die durch Overdieks Äußerungen zum möglichen Stellenabbau, eventuellen Werks-Verlagerungen ins Ausland und einen Umzug der Firmenzentrale weg von Neumarkt entstanden war (
wir berichteten).
Wolff, der seit 2004 das westeuropäische Geschäft von Pfleiderer verantwortet,
stellte dem Oberbürgermeister in einer Gesprächsrunde die Organisation und insbesondere
die Aktivitäten am Standort Neumarkt vor.
Pfleiderer beschäftigt in Deutschland rund 2.600 Mitarbeiter und ist mit etwa 750 Mitarbeitern
in Neumarkt seit vielen Jahren einer der größten Arbeitgeber der Stadt, heißt es dazu in einer Pfleiderer-Pressemitteilung. Das Neumarkter
Werk erzeugt pro Jahr über 870.000 Kubikmeter Spanplatten und 140.000 MWh Strom. Neumarkt
zähle damit zu den größten Produktionsstandorten des Unternehmens. Zusätzlich befindet
sich am Standort die Firma
Jura GmbH, die mit über 50 Lkws die Transportbelange regelt.
Wolff bekräftigte in der Gesprächsrunde das Interesse an einem konstruktiven Dialog
mit den Wirtschaftsgremien der Region. Dies betreffe insbesondere die Fragen der Wirtschaftsförderung
und Wirtschaftsentwicklung in der Region Neumarkt.
Gleichzeitig übergab er dem Oberbürgermeister ein Schreiben des Unternehmens, in dem
Pfleiderer zu einer möglichen Errichtung eines Hackschnitzel-Kraftwerks in Neumarkt "Unverständnis
und tiefe Besorgnis" bekundet.
Die Pfleiderer-Geschäftsleitung bat in diesem
Schreiben den Werkssenat der Stadt Neumarkt, sich "vor einer möglichen Beschlussfassung"
zu einer derartigen Investition "ein umfassendes Bild zu den voraussichtlichen Auswirkungen
auf die Holz verarbeitende lokale Industrie zu verschaffen".
Holz und insbesondere Holz-Hackschnitzel sein ein entscheidender Rohstoff für Pfleiderer.
Mit einem Holzbedarf von jeweils 530.000 Tonnen für die Plattenproduktion und 200.000
Tonnen pro Jahr für die Energiezentrale sei Pfleiderer der mit Abstand größte Holzverbraucher
in der Region.
Im Zuge der zunehmenden "energetischen Verwendung" von Holz in großem Maßstab habe
sich der Wettbewerb um diesen Rohstoff drastisch verschärft, hieß es von Pfleiderer: Der Beschaffungspreis für
Holzhackschnitzel habe sich von 2004 bis Oktober 2006 um 85 Prozent verteuert. Die sich abzeichnende
Angebots- und Nachfragebilanz für Holz und erwartete Preissteigerungen würden
den Druck verschärfen.
Aufgrund des sehr hohen Transportkostenanteils bei der Holzbeschaffung sei Pfleiderer auf
die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten angewiesen.
Sollte die Stadt Neumarkt in dem
"derzeit bereits ausverkauften" Markt als "zusätzlicher Wettbewerber" um den wichtigen Rohstoff
Holz auftreten, würden als Folge zwangsläufig stark steigende lokale Holzkosten und
"erhebliche Wettbewerbsnachteile für Pfleiderer" erwartet, heißt es in dem Schreiben an die Stadt.
Oberbürgermeister Thumann begrüßte die Einladung des Unternehmens zum Gespräch. Er
und die Geschäftsleitung der Pfleiderer AG halten es für sinnvoll und notwendig, "den begonnenen
Dialog fortzusetzen", heißt es in der Pfleiderer-Pressemitteilung.
Stadt-Pressesprecher Dr. Franz Janka sagte am Mittwoch auf Anfrage von
neumarktonline, daß eine Konkurrenzsituation um den Rohstoff Holz zwischen Pfleiderer und Stadt allenfels "minimal" sei. Man sei aber sicherlich gerne bereit, die von Pfleiderer zum Ausdruck gebrachten Bedenken im Werkssenat der Stadt zu besprechen.
Der Werksenat hat erst Ende Oktober eine grundsätzliche Entscheidung für ein mit "Hackschnitzel" befeuertes Blockheizkraftwerk gefällt (
wir berichteten). Ein endgültiger Beschluß muß angesichts der erwarteten Investitionen in Höhe von rund 26 Millionen Euro vom Gesamt-Stadtrat gefällt werden.
Mit einer möglichen Beschlussfassung zu Kraftwerksplänen
der Stadt Neumarkt wird nicht vor Jahreswechsel gerechnet.
15.11.06
Neumarkt: Pfleiderer ist "tief besorgt"