"Staat als Preistreiber"
NEUMARKT. Die höhere Mehrwertsteuer belastet das Gesundheitswesen und damit die Menschen doppelt, heißt es von den Neumarkter Apothekern.
Zum letzten Mal können die Deutschen ihre Weihnachtseinkäufe noch relativ unbeschwert genießen: "Denn 2007 wird richtig teuer", heißt es in einer Pressemitteilung. Die große Koalition erhöht die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Dadurch müßten die Menschen in Deutschland eine große zusätzliche Belastung stemmen. Diese Mehrbelastung werde sich auch negativ auf das ohnehin schon finanzschwache Gesundheitswesen auswirken. Die Apotheker in Bayern erwarten, dass allein die Arzneimittelausgaben im dreistelligen Millionenbereich ansteigen werden.
Etwa 800 Millionen Euro pro Jahr werden die gesetzlichen Krankenkassen mehr für Arzneimittel zahlen müssen. "Das trifft den Bürger doppelt. Denn der Lebensunterhalt wird generell teurer. Und die gestiegenen Arzneimittelkosten müssen zusätzlich über höhere Zuzahlungen und Versicherungsbeiträge aufgefangen werden" sagt Michael Popp, Sprecher der Apotheker im Landkreis Neumarkt. "Hier versucht der Staat, sich auf Kosten des Gesundheitswesens zu sanieren. Als Preistreiber verdient er fleißig mit und beschwert sich dann über angeblich zu hohe Arzneimittelausgaben." Mit der höheren Mehrwertsteuer sei der Fiskus die Nummer zwei bei den Verdienern an Arzneimitteln, gleich nach den Herstellern.
In Deutschland gibt es auch einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Der gilt zum Beispiel für Hundefutter und Schnittblumen, nicht aber für Medikamente. Die meisten anderen Länder der EU in vergleichbarer Größe wie Deutschland hätten bereits einen niedrigeren Steuersatz auf Arzneimittel. "Italien, Großbritannien, Spanien und Frankreich machen es uns vor. Das wäre ein sinnvoller Ansatz, gute Qualität im Gesundheitswesen zu sichern und gleichzeitig Kosten einzusparen", so Popp. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent könnte den Krankenkassen rund 1,8 Milliarden Euro bei den Arzneimittelkosten einsparen.
14.12.06
Neumarkt: "Staat als Preistreiber"