Wärme aus dem Wald


Ein Großteil der Arbeiten wurde in Eigenregie erledigt.
NEUMARKT. Großer Tag für Engelsberg (Lauterhofen): Am Freitag wird das Biomasseheizwerk eingeweiht, das das ganze Dorf mit Wärme versorgt.

Wärme für ein ganzes Dorf durch Hackschnitzel aus den eigenen Wäldern - das funktioniert. 27 Anwesen, 27 Vollerwerbsbetriebe – Engelsberg 1985. Heute: 27 Anwesen, 3 Vollerwerbsbetriebe, 10 Nebenerwerbsbetriebe. Trotz dieses Rückganges in der Landwirtschaft und den Betriebsaufgaben blieb jeder Engelsberger Waldbauer und weiterhin fasziniert vom Rohstoff Holz.

Zusammen realisierten alle 27 Waldbauern ein Projekt, das die Refinanzierung der Investition und die nachhaltige Waldbewirtschaftung gewährleistet: autarke Wärmeversorgung mit Hackschnitzelheizung für das 110-Einwohnerdorf Engelsberg.

Engelsberg ist unverändert Exkursionsziel für interessierte Gemeinden und Delegationen von Tagungen über nachwachsende Rohstoffe. Selbst suchte man vor etwa zehn Jahren nach beispielgebenden Pilotprojekten für sein Vorhaben, jedoch ohne Erfolg wenn es um die Versorgung eines ganzen Dorfes ging.

Vor fünf Jahren wollte man das Netz für Nahwärme zusammen mit dem Kanal verlegen; vorsorglich und letztendlich machte man dies doch nicht, weil die eigenen Überlegungen zur Projektierung noch nicht ausgereift waren. Der endscheidende Schritt zur Umsetzung wurde nach professioneller Beratung und aufgrund erschlossener Fördermöglichkeiten getan. Heute sind alle 27 Waldbauern die Energiewirte Engelsbergs, etwa 36.000 Euro verbleiben durch eigene Wertschöpfung pro Jahr in Engelsberg. Im Anbau des Feuerwehrhauses in der Dorfmitte - auf dem ehemaligen Löschteich - befindet sich die Heizanlage. Von hier aus laufen die Wärmeleitungen von Garten zu Garten und dort in die Häuser – ohne Entschädigung versteht sich. In sieben leerstehenden Scheunen oder Fahrsilos lagern die Hackschnitzel nach dem Häckseln in externer Lohnarbeit.

Gebaut wurde im Schichtbetrieb: Abends die Berufstätigen und am Tag die Rentner. Träger der Baumaßnahme war die Gemeinde und Betreiber der Anlage ist eine Genossenschaft mit allen Nutzern. Die Betreuung der Heizanlage übrnimmt der Nachbar des Feuerwehrhauses. Die Wärmeabnahme und die Hackschnitzellieferungen sind vertraglich sichergestellt. Die tatsächlichen Baukosten beragen 323 000 Euro.

Das Heizwerk besteht aus einem Biomassekessel mit 320 kW Nennleistung und einem Öl- Spitzenkessel für Notversorgung von etwa 200 kW Leistung. Reservekapazität steht noch für rund zehn Häuser bereit. Der jährliche Biomassebedarf liegt bei 370 bis 400 Tonnen.

Der Wärmepreis wird grundsätzlich so angelegt, dass entweder ein aktueller Heizölpreis (z. B. statistischer Heizölpreis des Vorjahres) oder ein kostendeckender Wärmepreis (aus der Bilanz des Vorjahres) unter Berücksichtigung von Reparaturen auf die Abnehmer umgelegt wird. Die hohen Eigenleistungen machen den Betrieb von vorneherein besonders wirtschaftlich. Apropos: Steigende Rohölpreise auf dem Weltmarkt – das lässt die Engelsberger kalt in warmer Stube.

Das Gemeinschaftsprojekt hat die Engelsberger begeistert und den Zusammenhalt im Dorf ungeheuer gesteigert. Für rund 30 Jugendliche ist bei der Maßnahme im Feuerwehrhaus ein eigener Raum herausgesprungen. Zwei junge Familien haben im Ort ihr Heim gebaut. Ihre Kinder spielen bald auf dem renovierten Spielplatz. Engelsberg wird grüner.

Es besteht das Gefühl "Auf Vordermann zu sein" und mit den 270 ha Wald der Bauern könnte eine etwa doppelt so große Anlage betrieben werden – nächster Projektgedanke: Strom aus Holz.
15.12.06
Neumarkt: Wärme aus dem Wald
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