Für Politik "abgestrampelt"


Anhand eines Planes erklärt Alois Karl die beabsichtigten baulichen Veränderungen zwischen Alten-
heim und Stadtgärtnerei.

NEUMARKT. Die heißen Themen waren es nicht, sondern die heißen Temperaturen, die kommunalpolitisch Interessierte am Samstag ins Schwitzen geraten ließen.

Auf Drahteseln fuhren auf Einladung des agilen Vorsitzenden Maximilian Federhofer die Mitglieder und Freunde des CSU-Ortsverbandes Woffenbach zu neuralgischen Punkten der vor der Gebietsreform größten Gemeinde des Landkreises Neumarkt und jetzigen Stadtteil.


Ein schier nicht mehr wieder zu erkennender Oberbürgermeister
(links) zu Beginn der Radtour am Woffenbacher Schloss, begrüßt
von CSU-Ortsvorsitzendem Maximilian Federhofer (rechts).
Fotos: Erich Zwick
Mit Segnungen, die sich zwischen 1972 und jetzt ergaben, brauchten sich die Radler nicht aufzuhalten – der Fortschritt ist in Woffenbach an allen Ecken und Enden sichtbar. Deshalb beschränkte sich ein im sportlichen Outfit die Kolonne anführender Oberbürgermeister Alois Karl auf Zukunftsprojekte, um dem Thema der Rundreise „Quo vadis Woffenbach?“ gerecht zu werden.

An der ersten Station am Schloss erläuterte der OB die geplante Erweiterung des Altenheimes durch einen Trakt für Demenzkranke und Punkthäuser für „betreutes Wohnen“. Was mit der angrenzenden ehemaligen Stadtgärtnerei, die zum Bauhof umsiedelt, geschehen soll – darüber gehen die Meinungen auseinander. Während der OB das Grundstück teilweise für „Wohnen im Park“ freigeben möchte, wollen es die Woffenbacher als Grünzone erhalten wissen.


Den Ratssessel mit dem Fahrradsitz vertauscht: die beiden Stadt-
räte Ludwig Segerer und Herbert Fischer.
„Eine konkrete Planung liegt noch nicht auf dem Tisch“, kürzte Stadtrat Herbert Fischer die Debatte ab, der zusammen mit Ratskollegen Ludwig Segerer die Tour begleitete. Als Woffenbacher war das für den Landtagsabgeordneten schließlich Ehrensache, zumal sein Sportlerdress – diesmal nicht in Krachledern, wie in seiner Eigenschaft als Volksfestreferent – die Komplimente der weiblichen Tourteilnehmer nur so von den Lippen sprudeln ließ. Allerdings stahl ihm der OB trotzdem die Show, weil dieser unter einem knallroten Trikot seine Muskeln sichtbar spielen lassen konnte.

Zweites Ziel war die alte Schule, die einem neuen, sinnvollen Verwendungszweck zugeführt wird. Sie wird zur Betreuungsstation für Kleinstkinder umgewidmet, damit Mütter, die im Berufsleben stehen, wegen des Nachwuchses ihren Job nicht an den Nagel zu hängen brauchen. Der angrenzende Garten wird in die Planungen mit einbezogen, damit die Schützlinge bei schönem Wetter auch draußen toben können.

Mit der gleich großen Freude nahmen die Radler die nächste frohe Botschaft aus dem Munde des Oberbürgermeisters zur Kenntnis: die Wiese beim Feuerwehrhaus bleibt erhalten, damit die Woffenbacher einen ihnen gebührenden Festplatz haben. Mit Verwunderung dagegen nahm die Radlergruppe zur Kenntnis, dass die Sanierung der Brücke über die Bahn stolze 250.000 Euro gekostet hat. „Dem außen ‚gesunden‘ Bauwerk sah man nicht an, dass es innen marode war“, sinnierte Alois Karl, womit er diese Erkenntnis gleich auf Menschen ausweitete.

Der Brücke kommt in naher Zukunft eine besondere Bedeutung bei: hier soll nämlich der S-Bahnhof Neumarkt-Woffenbach entstehen. Im Vorfeld dazu wird schon einmal eine gut einen halben Kilometer lange und zwei Meter hohe Lärmschutzwand errichtet, die die Fahrgeräusche zur Bebauung hin abmildern soll. Die S-Bahn-Station würde – so Ortsvorsitzender Maximilian Federhofer – die Infrastruktur des Stadtteils um ein gutes Stück aufwerten.

Nicht sehr begeistert waren die „Vorstädter“ von dem geplanten Jugendhaus mit Höhlencharakter, das am Eingang zum Volksfestplatz entsteht. Einmal müssen dafür alte Bäume geopfert werden und zum andern verschlingt es zwei Millionen Euro, die man andernorts sicherlich sinnvoller einsetzen könnte, zumal Woffenbach mit einem Jugendhaus schon gut versorgt sei.

Schon eher positiv beurteilten die Woffenbacher ein neues Einkaufszentrum im Anschluß an den Klebl-Baumarkt. Als Vorteil für die Hausfrauen wurden die kurzen Wege begrüßt.

Letzte Station bildete die Erweiterung des Regenrückhaltebeckens bei der Kunststofffabrik Schneider, das erst dann vermißt werden würde, wenn man es – wie beim Hochwasser im Jahr 1985 – braucht. „Das ist so wie mit der Feuerwehr“, gab Alois Karl zu bedenken, „man schafft das neueste und modernste Fahrzeug an, und ist froh, wenn es nicht zum Einsatz kommt.“

Dass aber nicht die Bürger immer nur die Fordernden sind, sondern auch zu geben bereit sind, kam am Kriegerdenkmal zum Ausdruck. Dieses will der Verein mit eigenen Kräften renovieren und bittet die Stadt, lediglich die anfallenden Materialkosten zu übernehmen.

Diesem Wunsch stand der Oberbürgermeister durchaus positiv gegenüber, ehe der lehrreiche Nachmittag in einen gemütlichen Abend im Gasthaus Hiereth überging – allerdings ohne Stadtoberhaupt, das nicht auf dem Fahrrad, sondern im Pkw zum nächsten Termin nach Stauf eilte.
Erich Zwick
26.06.05
Neumarkt: Für Politik "abgestrampelt"
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