Weniger Straftaten


Polizeioberrat Thomas Schöniger, Polizeipräsident Hans Junker, Kriminaldirektor Alfons Raith und Kriminalhauptkommissar Hans Brunner (v.l.)bei der Vorstellung der neuen Kriminalstatistik


Polizeipräsident Hans Junker im Gespräch mit Journalisten.
NEUMARKT. Die Zahl der Straftaten in der Oberpfalz ist noch einmal zurückgegangen! Polizeipräsidenten Hans Junker sprach am Dienstag vom "niedrigsten Wert in der Gesamtkriminalität seit zehn Jahren". Fast 70 Prozent aller Fälle wurden aufgeklärt.

Die Zahl der im Jahr 2006 im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern/Oberpfalz erfassten Straftaten ist gegenüber dem Vorjahr nochmals zurückgegangen. Insgesamt wurden 106.168 Straftaten (ohne Verkehrsdelikte) registriert. Dies bedeutet eine Abnahme von 1,7 Prozent bzw. 1.836 Fällen gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich ist für Gesamtbayern ein Rückgang von 1,3 Prozent zu verzeichnen. Die "Fallzahlen" haben damit den niedrigsten Stand seit 1997 erreicht.

Im Regierungsbezirk Oberpfalz betrug der Rückgang 0,6 Prozent bzw. 324 Fälle. Um 843 Fälle (1,6 Prozent) gingen die Straftaten im Regierungsbezirk Niederbayern zurück.

Wie in den Vorjahren beinhalten die statistischen Zahlen auch die von den Grenzpolizeiinspektionen an der Grenze zu Tschechien bearbeiteten Fälle.

Die Kriminalitätsbelastung im Präsidialbereich ist im Jahr 2006 auf 4.571 Straftaten pro 100.000 Einwohner gesunken. Sie liegt damit unter der für Bayern errechneten "Häufigkeitszahl" von 5.403 Straftaten pro 100.000 Einwohner.

Die Aufklärungsquote des Vorjahres von 69,1 Prozent konnte gehalten werden und liegt damit weiterhin deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (64,9 Prozent). Von den 106.168 erfassten Straftaten konnten 73.415 geklärt werden.

Diebstahl

Spektakuläre Fälle

Auch im Jahr 2006 blieb Ostbayern von spektakulären Kapitalverbrechen nicht verschont. Genannt wurde hier insbesondere der Raubmord an der 93-jährigen Inhaberin eines Schmuckgeschäftes in Amberg im Juli 2006. Nach der raschen Aufklärung der Tat befinden sich die beiden Tatverdächtigen in Untersuchungshaft.

Neben der Kriminalitätsbekämpfung lag 2006 ein Arbeitsschwerpunkt in der Bewältigung von Großveranstaltungen wie dem Aufenthalt Papst Benedikt XVI. und dem damit verbundenen Einsatzgeschehen oder den mit der Fußball-WM zusammenhängenden Veranstaltungen.
Insgesamt 31,2 Prozent, also knapp ein Drittel der Gesamtstraftaten, sind dem Diebstahlsbereich zuzuordnen. Hier ist ein Rückgang von 33.921 Fällen im Jahr 2005 auf 33.085 im Jahr 2006 zu verzeichnen, was einem Minus von 2,5 Prozent entspricht. Bei den einzelnen Deliktsgruppen des Diebstahlsbereiches haben sich keine bedeutsamen Veränderungen ergeben.

Beachtlich ist aber, dass die Ladendiebstähle erneut zurückgegangen sind. So wurden im Jahr 2006 7.081 (-8,1 Prozent) Fälle registriert, im Vorjahr noch 7.704.

Gewaltkriminalität

Bei der Gewaltkriminalität konnte nach Anstiegen in den letzten beiden Jahren ein Rückgang um 84 Fälle festgestellt werden .

Dieser Deliktsbereich verzeichnete ein Minus von 2,6 Prozent. Die positive Entwicklung ist auf die Abnahme der Raubdelikte um 61 Fälle, sowie der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 32 Fälle, zurückzuführen. Die Aufklärungsquote im Bereich der Gewaltkriminalität ist mit 85,1 Prozent (Vorjahr 85,3 Prozent) nach wie vor sehr hoch.

Straßenkriminalität

Die Straßenkriminalität (also Delikte im öffentlichen Raum) ist auch 2006 weiter rückläufig. Die Zahl der Straftaten in diesem Segment ist um 4,9 Prozent auf 18.668 gesunken und hat damit den tiefsten Stand der letzten 10 Jahre erreicht. Vor allem PKW-Aufbrüche (-17,8 Prozent), Sachbeschädigungen an Kfz (-4,9 Prozent) und der Diebstahl von Kraftwagen (-28,9 Prozent) sind zurückgegangen.

Rauschgiftkriminalität

Nach dem kontinuierlichen Anstieg der letzten Jahre sank die Zahl der festgestellten Fälle deutlich. Im Vergleich zum Jahr 2005 fiel 2006 die Zahl der festgestellten Rauschgiftverstöße um 937 auf 6.273 Fälle, was einem Minus von 13 Prozent entspricht. Der Wert liegt damit unter dem des Jahres 2003 (6.718).

Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der erfassten Fälle nach dem Betäubungsmittelgesetz um 68,1 Prozent angestiegen.

Die Zahl der Drogentoten hat sich mit 49 Personen (Vorjahr 39) um 25,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Das Durchschnittsalter der Drogenopfer lag bei 31 Jahren bei einer Altersspanne von 15 bis 50 Jahren.

Betrugs- und Wirtschaftskriminalität

Die Statistik 2006 weist in der Wirtschaftskriminalität 1.627 Delikte aus. Dies bedeutet eine Steigerung um 284 Fälle oder 21,1 Prozent gegenüber 2005. Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist abermals ein Rückgang von 3,0 Prozent zu verzeichnen. Die Fallzahlen sanken um 604 von 19.882 auf 19.278 Delikte.

Leicht zugenommen haben die in dieser Straftatengruppe dominierenden Betrugsdelikte. Ihre Zahl stieg um 101 von 13.945 auf 14.046 Fälle, die Steigerungsrate beträgt 0,7 Prozent.

Deutlich angestiegen ist die Computerkriminalität (+ 38,6 Prozent). Hier mussten 194 Straftaten mehr registriert werden als im Vorjahr, was eine Steigerung auf 697 Fälle bedeutet. Unter diese Gruppe fällt auch das Phänomen "phishing", also die Manipulation während des Betriebes mit Online-Banking. Dabei werden betrügerisch PIN und TAN (Transaktionsnummer) erlangt und Abbuchungen vom Konto des Geschädigten vorgenommen. Wer finanzielle Angelegenheiten über das Internet abwickelt, sollte sich über dessen Gefahren bewusst sein. (Ratschläge zu diesem Thema bietet die Internetseite www.polizei-beratung.de)

Beim Waren- und Warenkreditbetrug (also keine Lieferung der Ware bzw. in minderer Qualität / Erlangung der Ware ohne Gegenleistung) war ein Rückgang um 5,2 Prozent (321 Fälle) zu registrieren. Als Tatmittel werden hier häufig Auktionsplattformen im Internet genutzt.

In der Gruppe des Beteiligungs- und Kapitalanlagebetrugs konnte ein besonderer Anstieg von 53 auf 408 Fälle festgestellt werden. Allein 399 Fälle sind als Anlagebetrug erfasst (z.B. Versprechen hoher Renditen unter Täuschung wesentlicher Merkmale der Geldanlage oder betrügerisches Verwenden der Anlagegelder). Darunter verbergen sich arbeitsintensive Ermittlungen mit einer Vielzahl von Geschädigten, oft auch mit internationalen Verbindungen der Täter.

Die KPI Landshut bearbeitete hier einen 375 Fälle umfassenden Ermittlungskomplex mit mehreren Beschuldigten und einem Gesamtschaden von 1,7 Millionen Euro. Die Beschuldigten "sammelten" von den Geschädigten Anlagegelder für eine Aktiengesellschaft und weitere Beteilungsgesellschaften ein. Diese Gelder veruntreuten die Beschuldigten zu Gunsten ihrer Firmen und für ihren eigenen Verbrauch.

Die Insolvenzstraftaten gingen von 129 im Jahr 2005 auf 98 Fälle im Jahr 2006 zurück. Dies bedeutet ein Minus von 24,0 Prozent.

Kinder- und Jugendkriminalität

Von insgesamt 53.627 ermittelten Tatverdächtigen (TV) im Jahr 2006 waren 1.915 (3,6 Prozent) Kinder, 5.459 (10,2 Prozent) Jugendliche und 5.705 (10,6 Prozent) Heranwachsende. Der Anteil der unter 21jährigen TV beläuft sich somit auf 24,4 Prozent (Vorjahr 24,5 Prozent).

Bei allen Altersgruppen war zahlenmäßig ein Rückgang zu verzeichnen. Bei den Kindern wurden elf Tatverdächtige weniger (-0,6 Prozent) - kontinuierlich rückläufig seit 2002 - registriert. Bei den Jugendlichen senkte sich die Tatverdächtigenzahl um 119 TV (-2,1 Prozent) und bei den Heranwachsenden um 93 TV (-1,6 Prozent).

Die rückläufigen Fallzahlen bei den unter 21-Jährigen bestätigen auch die intensive Präventionsarbeit der Polizei, sind aber zugleich Ansporn für eine weiterhin offensive polizeiliche Arbeit auf diesem Sektor.

Politisch motivierte Straftaten

Im rechtsextremistischen Spektrum ist eine Steigerung zu konstatieren. Dagegen nahmen die Zahlen im linksextremistischen Bereich ab.

Im rechtsextremistischen Deliktsbereich lag die Zahl der Straftaten im Jahr 2006 mit 424 Fällen deutlich über der des Vorjahres (331/ +28,1 Prozent). Zwei Drittel der registrierten Straftaten (293) sind so genannte Propagandadelikte (z.B. Verwenden des Hitlergrußes, Hakenkreuze oder die Verbreitung von Propagandamitteln). Ursache für die steigenden Zahlen sind Straftaten im Umfeld verstärkter Aktivitäten der NPD, Aktionen von "Kameradschaften" und Delikte bei Skinhead-Konzerten.

Im Bereich der rechtsextremistischen Gewalttaten wurden sieben Straftaten registriert, davon konnten sechs Fälle (85,7 Prozent) aufgeklärt werden.

Eine Abnahme ist bei den Straftaten des linksextremistischen Spektrums auf 44 Delikte zu verzeichnen (-31 Fälle / -41,3 Prozent). Der starke Rückgang gegenüber 2005 erklärt sich mit der Abnahme des Demonstrationsgeschehens im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung gegenüber dem rechten Spektrum.

Erneuter Rückgang der Deliktszahlen - geringste Kriminalitätsbelastung - weiter überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote: Diese Parameter kennzeichnen die positive Kriminalitätsentwicklung im Präsidialbereich Niederbayern/Oberpfalz.

Erfreulich sei auch der Rückgang bei der Gewaltkriminalität, hier besonders bei den Raubdelikten und den gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Signifikant im Bereich der Gewaltkriminalität ist die Tatsache, dass nach wie vor über 40 Prozent (41,8 Prozent in 2006 und 40,8 Prozent in 2005) der Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt sind.

Die Gewaltprävention bei diesen Altersgruppen möglichst schon in jungen Jahren genießt nach wie vor hohe Priorität und wird auch künftig ein Schwerpunkt in der Polizeilichen Präventionsarbeit sein, hieß es bei der Pressekonferenz.
06.03.07
Neumarkt: Weniger Straftaten
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