Gewinn-Prognosen berichtigt

Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Die Pfleiderer AG mußte bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen die Gewinn-Prognosen nach unten korrigieren. Der Amerika-Markt drückt die hervorragenden Gewinne in Mittel- und Osteuropa. Der Konzern plant nun erheblichen Personalabbau in Kanada und den USA.
Grundsätzlich berichtet die Pfleiderer AG über einen sehr erfolgreichen Geschäftsverlauf mit neuen operativen Bestmarken: Der Holzwerkstoff-hersteller steigerte im 1. Halbjahr 2007 (1.1.-30.6.2007) die Konzernumsätze um 31 Prozent auf 886,2 (VJ: 679,3) Millionen Euro.
Das hohe Umsatzwachstum resultiert aus der nachhaltig positiven Entwicklung des Geschäfts im größten Kernmarkt Westeuropa sowie aus den gestiegenen Umsatz- und Ergebnisbeiträgen des in den letzten Jahren konsequent ausgebauten Geschäfts in Osteuropa, hieß es. Dem gegenüber blieb die Geschäftsentwicklung in Nordamerika wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hinter den Erwartungen zurück; dies konnte jedoch durch die nachhaltig positive Entwicklung der Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus den europäischen Regionen kompensiert werden. Bei den Konzernzahlen wurde die Pergo Gruppe für den Zeitraum März bis Juni 2007 berücksichtigt.
Der Pfleiderer Konzern hat seine Ertragskraft erneut überproportional zum Umsatz gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat sich im 1. Halbjahr 2007 um 34 Prozent von 90,1 auf 121,0 Millionen Euro verbessert. Die EBITDA-Marge legte entsprechend von 13,3 Prozent auf 13,7 Prozent zu.
Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) stieg um rund 32 Prozent auf 70,5 (53,5) Millionen Euro. Neben der starken operativen Performance zeigen auch die gesunkenen Finanzierungsaufwendungen spürbare Wirkung. Das Finanzergebnis des Pfleiderer Konzerns verbesserte sich im 1. Halbjahr 2007 um 20 Prozent und beträgt nunmehr -22,5 (-28,2) Millionen Euro. Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern verdoppelte sich nahezu von 25,3 auf 48,1 Millionen Euro. Dem entsprechend stieg das Nachsteuerergebnis auf 34,2 nach 18,5 Millionen Euro im Vorjahr. Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten je Aktie wuchs von 24 auf 45 Eurocent und hat sich damit nahezu verdoppelt.
"Die Ergebnisse des 1. Halbjahres 2007 belegen unsere nachhaltig gesteigerte Ertragskraft im Konzern. Pfleiderer ist operativ und finanziell bestens gerüstet, um diesen ertragsorientierten internationalen Wachstumskurs fortzusetzen", kommentiert Finanzvorstand Derrick Noe die Halbjahreszahlen.
Mit der Integration der ehemaligen Kunz Gruppe und der Übernahme von Pergo schreitet die weitere Internationalisierung des Pfleiderer Konzerns zügig voran. Pfleiderer verfügt über 23 Produktionsstätten in Westeuropa, Osteuropa und Nordamerika. Der Auslandsanteil am Konzernumsatz stieg im 1. Halbjahr 2007 auf 70,4 Prozent nach 67,2 Prozent im Vorjahr.
Im Berichtszeitraum stiegen die Umsätze in Westeuropa um 29 Prozent auf 491,4 (382,0) Millionen Euro. In diesen Erlösen sind auch die europäischen Aktivitäten von Pergo konsolidiert. Wesentlich für die gute Entwicklung in Westeuropa sind die erfolgreiche Umsetzung der Mehr-Marken-Strategie und die konsequente Ausrichtung der Business Units auf kundenspezifische Produkt- und Leistungsangebote. Hieraus wurden Marktanteilsgewinne erzielt. Zudem führten die in den letzten Jahren in Westeuropa eingeleiteten Strukturmaßnahmen und Effizienzsteigerungsprogramme zu deutlich verbesserten Strukturkosten. Im 1. Halbjahr 2007 legte das EBITDA um gut 52 Prozent zu und erreichte den Rekordwert von 74,5 (48,9) Millionen Euro. Die EBITDA-Marge verbesserte sich um 240 Basispunkte auf 15,2 Prozent (12,8 Prozent).
In Osteuropa stiegen die Umsätze im 1. Halbjahr 2007 um 41 Prozent auf 185,3 (131,5) Millionen Euro. Gleichzeitig legte das EBITDA um rund 36 Prozent zu und erreichte 34,3 Millionen Euro, während der Vorjahreswert bei 25,3 Millionen Euro gelegen hat. Die Holzwerkstoffaktivitäten in Osteuropa profitieren vom Ausbau der Kapazitäten des Pfleiderer Konzerns in Osteuropa und von der anhaltend guten Entwicklung der Möbelindustrie in Polen und Russland. Das neue Spanplattenwerk im russischen Novgorod erwirtschaftete bereits in der Anlaufphase im 1. Halbjahr 2007 EBITDA-Margen von deutlich über 20 Prozent. Aufgrund der Anlaufkosten für das neue MDF-Werk im polnischen Grajewo, das Anfang Juli 2007 den Schichtbetrieb aufgenommen hat, lag die EBITDA-Marge in Osteuropa im 1. Halbjahr 2007 mit 18,5 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert von 19,2 Prozent. Für die zweite Jahreshälfte wird nicht zuletzt aufgrund des im Juli 2007 in Betrieb genommenen MDF-Werks in Grajewo mit weiter steigenden Umsatz- und Ergebnisbeiträgen gerechnet.
In Nordamerika war die Geschäftsentwicklung durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld geprägt. Pfleiderer konnte sich den schlechten Vorgaben des Immobiliensektors und des schwächeren Konsumverhaltens nicht entziehen. In Nordamerika wurden im
1. Halbjahr 2007 Umsatzerlöse in Höhe von 221,0 (175,6) Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz lag damit um 26 Prozent über dem Vorjahreswert. Das EBITDA ging im Berichtszeitraum von 23,6 auf 16,3 Millionen Euro zurück. Hieraus errechnet sich eine operative Marge von 7,4 Prozent nach 13,4 Prozent im Vorjahr.
Die Integration der im März 2007 übernommenen Pergo Gruppe wird zügig umgesetzt und soll bis Ende 2007 weitestgehend abgeschlossen sein. Pergo gilt als Erfinder des Laminatfußbodens und verfügt über innovative Produkte sowie umfangreiche Patent- und Markenrechte. Mit dieser Übernahme steigt Pfleiderer in Nordamerika als integrierter Hersteller von Laminatfußböden zum Marktführer mit einem Anteil von rund 15 Prozent auf und beschleunigt auch seinen Eintritt in den profitablen europäischen Laminatfußboden-Markt.
"Mit Uniboard und Pergo sind wir als integrierter Hersteller von Laminatfußböden Marktführer im nordamerikanischen Laminatfußboden-Markt. Aus dieser Position der Stärke heraus werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit durch umfassende Strukturmaßnahmen deutlich verbessern und die Ertragkraft unserer Aktivitäten in Nordamerika erhöhen", erklärt Finanzvorstand Derrick Noe zur strategischen Zielsetzung.
"Pfleiderer hat mit der Übernahme und Integration der Kunz Gruppe im Jahr 2005 die Fähigkeit zur schnellen und effizienten Integration von Unternehmen in die Organisationsstruktur des Konzerns bereits nachhaltig unter Beweis gestellt. Dies werden wir auch mit der Integration von Pergo realisieren", sagte Noe.
Zur nachhaltigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im nordamerikanischen Geschäft hat Pfleiderer Strukturmaßnahmen eingeleitet, die unter anderem Standortzusammenlegungen und einen damit verbundenen erheblichen Personalabbau in Kanada und den USA umfassen. Diese Maßnahmen werden ab dem Jahr 2008 zu nachhaltigen Kostenverbesserungen von 25 bis 30 Millionen Euro führen und das Ergebnis im 2. Halbjahr 2007 voraussichtlich in der Größenordnung von 20 bis 25 Millionen Euro einmalig belasten. Damit übersteigen die erwarteten Synergiepotenziale deutlich die in 2007 vollständig ergebniswirksamen Einmalaufwendungen im Rahmen der Strukturmaßnahmen.
Der operative Cashflow des Pfleiderer Konzerns stieg im 1. Halbjahr 2007 überproportional und erreicht 77,9 Millionen Euro nach 45,2 Millionen Euro im Vorjahr. Durch die Konsolidierung von Pergo erhöhte sich die Bilanzsumme des Pfleiderer Konzerns gegenüber dem Vorjahresstichtag 30. Juni 2006 um 568,2 Millionen Euro auf jetzt knapp
2 Milliarden Euro. Durch die Ausgabe einer Hybridanleihe mit einem Volumen von 275 Millionen Euro zur teilweisen Refinanzierung der Pergo Transaktion im April dieses Jahres hat sich die Nettoverschuldung im Verlauf des 2. Quartals deutlich reduziert und beträgt zum Bilanzstichtag 30. Juni 2007 nunmehr 640,0 nach 787,3 Millionen Euro zum 31. März 2007. Darin enthalten ist auch die fremdfinanzierte Übernahme der Minderheitsanteile an der Pfleiderer Prospan S.A. vom polnischen Staat, die im Mai 2007 erfolgte. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital (Gearing) verbesserte sich ebenfalls nachhaltig und sank von 1,44 auf 0,81 zum Bilanzstichtag. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich ebenfalls deutlich und legte von 29,1 Prozent per 31. März 2007 auf 39,9 Prozent zum 30. Juni 2007 zu.
Für das Geschäftsjahr 2007 bekräftigt der Vorstand das Umsatzziel von 1,9 Milliarden Euro unter Einbeziehung der Pergo Gruppe für den Zehn-Monatszeitraum. Wegen der guten Marktaussichten in Westeuropa und dem Hochlaufen der neuen Werke in Osteuropa rechnet der Vorstand im Verlauf des Geschäftsjahres mit einer weiterhin positiven Entwicklung. Die gute Geschäftsentwicklung der europäischen Holzwerkstoffmärkte kann die schwächere Absatzentwicklung in Nordamerika, die aus den schlechten Vorgaben des Immobiliensektors und den schwächeren Konsumausgaben resultiert, kompensieren.
Unter Einbeziehung der Kosten für die Pergo Integration und die Restrukturierung des nordamerikanischen Geschäfts, die das Konzernergebnis in 2007 einmalig mit 20 bis 25 Millionen Euro belasten, passt der Vorstand die Konzernjahresprognose für das EBITDA von ursprünglich 270 Millionen Euro auf 240 bis 250 Millionen Euro. Die eingeleiteten Effizienzsteigerungsmaßnahmen werden bereits in 2008 zu signifikanten Kostensenkungs- und Synergiepotenzialen von 25 bis 30 Millionen Euro pro Jahr führen. Der Vorstand der Pfleiderer AG rechnet daher für das Geschäftsjahr 2008 bei Umsatzerlösen von mehr als 2 Milliarden Euro bereits konzernweit mit einer EBITDA-Marge von über 15 Prozent.
02.08.07
Neumarkt: Gewinn-Prognosen berichtigt