Endlich "Grünes Licht"?

Am 10. August vergangenen Jahres gab sich Minister Ewin Huber beim ersten Spatenstich für die S-Bahn nach Forchheim übertrieben optimistisch: "Wenn alles planmäßig läuft, haben wir bald auch auf den Nürnberger S-Bahn-Ästen Richtung Osten, Süden und Westen wieder Grund zum Feiern." Schon damals stellte "neumarktonline" die Frage in den Raum, was wohl der Minister unter "bald" versteht.
Fotos: Archiv/Erich Zwick

Bei der Vertragsunterzeichnung für die Finanzierung der
S-Bahn nach Forchheim am 10. Februar 2006 tönte Minister
Huber - hier mit Bahnchef Hartmut Mehdorn und einem Modell
der S-Bahn der neuesten Generation -:"Spätestens Ende 2009
erhält Neumarkt seinen S-Bahn-Anschluss nach Nürnberg."
NEUMARKT. Das Projekt "Erweiterung des S-Bahn-Netzes im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg" schlummerte so vor sich hin. Sowohl das Bayerische Verkehrsministerium wie auch die Bahn AG schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, dass nichts mehr voranging. Jetzt scheint aber Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu kommen: Wie die in Nürnberg erscheinende "Abendzeitung" erfahren haben will, ist die Unterzeichnung der Finanzierungs-Vereinbarung für den 4. September vorgesehen. Das würde bedeuten, dass das Signal für den Bau des S-Bahn-Astes von Feucht nach Neumarkt auf "Grün" gestellt wird.
Wann aber letztendlich die ersten modernen Züge rollen werden, die dann die antiquierten Regionalbahn-Garnituren ersetzen, steht weiter in den Sternen. Zu oft wurden schon Termine genannt, die nicht eingehalten wurden oder schon verstrichen sind.
Im Jahre 2002 hatte der damalige bayerische Wirtschaftminister Dr. Otto Wiesheu verkündet, dass die S-Bahn-Züge Ende 2006 nach Neumarkt, Ansbach, Forchheim und Hartmannshof rollen. Der "Schienennahverkehrsplan 2003 bis 2005" des bayerischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr ist da schon etwas vorsichtiger geworden: Als Baubeginn für die Strecke Nürnberg - Neumarkt wurde darin "voraussichtlich" mit 2007 angegeben. Auch diese Prognose war falsch.
Zwar wurden bis Ende 2004 zwölf Maßnahmen aus einem am 1. September 1995 zwischen dem Freistaat Bayern und der Deutschen Bahn vereinbarten 90-Millionen-Programm baulich umgesetzt und dafür 25 Millionen aufgewendet, doch die S-Bahn selbst gewann dadurch nicht an Fahrt. Auf der Strecke Feucht - Neumarkt wurde lediglich das Gleis 3 in Postbauer-Heng S-Bahn-tauglich gemacht und die Haltepunkte Burgthann und Oberferrieden für den späteren Zweck "aufgemöbelt".
Betrachtet man dagegen Mimberg und Pölling, dann könnte einem die Gänsehaut aufstehen. Von den erst angedachten weiteren Haltepunkten an der Strecke - Woffenbach und Feucht-Ost - gar nicht zu reden. Dabei könnte die "Schnapsidee", die Haltepunkte Woffenbach und Pölling im Wechsel zu bedienen, ein weiterer Hemmschuh bei der Realisierung der Gesamtstrecke werden.
Vor 2011 wird ohnehin kein S-Bahn-Zug verkehren, und vielleicht wäre selbst dieses Fertigstellungsjahr nicht einzuhalten, wenn nicht der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, der Neumarkter Betreuungsabgeordnete Dr. Thomas Beyer, nicht immer wieder "Dampf" gemacht hätte.
So hat er am 11. April sowohl Bayerns Verkehrsminister Dr. Erwin Huber wie auch den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für Bayern, Klaus-Dieter Josel, aufgefordert, einen "verbindlichen Fertigstellungstermin für die S-Bahn-Strecken bekannt zu geben. Dabei erinnerte er daran, dass sowohl vom Freistaat Bayern als auch von der Bahn "ursprünglich eine Realisierung der Strecken für 2006/2007 in Aussicht gestellt worden war." Und am 11. Juni hakte der Parlamentarier nach: "Mit der Hinhaltetaktik der Staatsregierung bei der S-Bahn muss Schluss sein. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass einerseits eine Inbetriebnahme Ende 2010 versprochen wird, andererseits aber für die tatsächliche Verwirklichung bestenfalls noch das Prinzip Hoffnung regiert", forderte der SPD-Verkehrssprecher Staatsminister Huber unmissverständlich auf, "die noch erforderlichen Maßnahmen abzuschließen und den Bau- und Finanzierungsvertrag für die fehlenden Strecken zu unterzeichnen."
Dies soll nun 4. September geschehen, falls nicht noch wieder ein Bremsklotz in den Weg gelegt wird. Als Hemmschuh für das bisherige zögerliche Verhalten wurde der Transrapid vom Hauptbahnhof in München zum Flughafen im Erdinger Moos ausgemacht.
Anders als Edmund Stoiber scheint Nachfolger Günther Beckstein nicht mehr auf Biegen und Brechen die Transrapid-Pläne durchboxen zu wollen. Sollten sie scheitern, will er auch nicht einer Express-S-Bahnlinie von der Münchner Innenstadt zum Flughafen das Wort reden, sondern den Verkehrsinvestitionen in anderen bayerischen Ballungsräumen, allen voran Nürnberg neben Regensburg, Augsburg und Würzburg, den Vorrang geben.
Erich Zwick
26.08.07
Neumarkt: Endlich "Grünes Licht"?