Praktikum im Reichstag
Bei der Eröffnung des Oktoberfestes der Bayerischen Landesver-
tretung (von rechts nach links: Martin Witte, MdB Marianne
Schieder, Bundesminister Franz Müntefering, MdB Axel Berg)
NEUMARKT. Ein junger Mann aus dem Landkreis Neumarkt absolviert ein Praktikum bei MdB Marianne Schieder im Reichstag.
"Von ganz normalen Büroarbeiten bis hin zu hitzigen Debatten im Reichstag war alles dabei!" erinnert sich der Parsberger Martin Witte, der in Regensburg im fünften Semester Politikwissenschaft, Russische Philologie und Jura studiert. Auch mit "seiner" Abgeordneten Marianne Schieder (SPD) aus dem Wahlkreis Schwandorf-Cham versteht er sich sehr gut: "Sie ist natürlich und sympathisch geblieben, was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist", findet er, und das auch, obwohl die dauernde Arbeitsbelastung sehr hoch sei.
Normalerweise finden etwa 20 Sitzungswochen in einem Kalenderjahr statt. Das ist die Zeit, in der ein Termin den nächsten jagt im Berliner Leben der Abgeordneten, aber auch in dem ihrer Praktikanten. Von der Arbeitsgruppe geht es in die Fraktionssitzung, vom Plenum in den Ausschuss, von dort zu einer öffentlichen Anhörung, von da dann in den nächsten Ausschuss und wer sich abends zurücklehnen möchte, hat die Rechnung ohne die Verbände und Interessensvertretungen gemacht. Denn sie sind es vorrangig, die den Abgeordneten kleine Berge von Einladungen schicken, zu Abendveranstaltungen bei denen sie ihren Interessen Gehör verschaffen wollen.
Dafür, dass bei so vielen Terminen alles reibungslos klappt, sorgt das Büro jedes Abgeordneten. Hier werden alle Termine koordiniert, die Verbindung zum Wahlkreis und den dortigen Büros gehalten und die Sitzungswochen intensiv vorbereitet. Dabei stehen allein in einem Ausschuss unglaublich viele Themen auf der Tagesordnung: "Hauptthemen waren der Gammelfleischskandal, die Vogelgrippe, und die Milchdebatte, aber auf der Tagesordnung standen noch fast 30 weitere Punkte die behandelt werden mussten."
Die sitzungsfreien Wochen sind also keine Freizeit, auch nicht für den Abgeordneten. Marianne Schieder ist beispielsweise in dieser Zeit im Wahlkreis auf zahlreichen Veranstaltungen, häufig auch am Wochenende. "Ich habe Respekt vor der Arbeit der Abgeordneten, schon allein weil ich nicht wüsste, ob ich selbst dieses Arbeitspensum auf Dauer durchhalten könnte" meint Martin Witte dazu.
Doch bei aller Hektik ist es gerade für einen Praktikanten auch eine sehr aufregende Zeit: "Mit ein bisschen Glück kann man beinahe jeden Tag einiges an Politprominenz sehen, sei es auf Abendveranstaltungen, in Ausschüssen, oder ganz überraschend mal im Aufzug. Von Herrn Müntefering angefangen, über alle wichtigen Minister, bis hin zu den bekannten Gesichtern der Opposition. Für jemanden, den Politik interessiert, eine absolut spannende Sache!"
Allen Interessierten empfiehlt er, es einfach mal mit einer Bewerbung zu versuchen: "Viele scheitern eigentlich schon daran, dass sie glauben, sie hätten sowieso keine Chance, was wirklich nicht stimmt." Prinzipiell ist man im Bundestag Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen. "Denn im Endeffekt", fasst der 21-jährige mit einem Augenzwinkern zusammen, "ist man auch nur eine Ein-Mann-Besuchergruppe, die, statt ein paar Stunden, eben mal vier Wochen bleibt."
28.09.07
Neumarkt: Praktikum im Reichstag