"Steigendes Verarmungsrisiko"

NEUMARKT. "65 Prozent der älteren Arbeitslosen ab 50 Jahre erhalten im Landkreis Neumarkt noch Arbeitslosengeld und 33 Prozent sind in Hartz IV abgerutscht, sagte der DGB-Vorsitzende Willi Dürr, verantwortlich für die DGB-Region Regensburg.

Von den 632 älteren Arbeitslosen im Landkreis Neumarkt wurden im Oktober 2007 nur noch 411 von der Arbeitslosenversicherung betreut und 221 auf Hartz IV verwiesen. Diese Fakten zeigen nach Einschätzung von Willi Dürr, wie notwendig der von der SPD jetzt aufgegriffene DGB-Vorschlag nach Verlängerung des Arbeitslosengeldes für Ältere sei. Dieser Vorschlag nach einer stufenweisen Verlängerung des Arbeitslosengeldes sei pragmatisch und finanziell vertretbar, weil er nicht zur alten Regelung von 32 Monaten zurückgeht, sondern lediglich eine stufenweise Verlängerung auf bis zu 24 Monate vorsehe.

Die anziehende Konjunktur habe erfreulicherweise dafür gesorgt, dass das Risiko, den Job zu verlieren, zwar abgenommen habe; aber die Chancen Älterer, aus Arbeitslosigkeit wieder in Erwerbstätigkeit einzusteigen, haben sich noch nicht nachhaltig verbessert - trotz Konjunktur, hieß es von der Gewerkschaft.

Die längere Zahlung von Arbeitslosengeld I könne daher nur ein Aspekt sein, um die ungünstigen Chancen Älterer auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen zu können. Ebenfalls notwendig seien nach Meinung der Gewerkschafter zusätzliche Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote. Um möglichem Missbrauch und einer Verlagerung betrieblicher Risiken auf die Arbeitslosenversicherung entgegenwirken zu können, müsse ebenso die Erstattungspflicht der Arbeitgeber bei Entlassung langjährig beschäftigter älterer Arbeitnehmer wieder eingeführt werden.

Die Verkürzung des Arbeitslosengeld I sei keinesfalls zentrale Ursache für den Rückgang der Arbeitslosigkeit unter Älteren, sondern vielmehr die gute Konjunktur sowie die steigende Zahl der Altersteilzeitfälle, die auch in der Freistellungsphase zu den versicherungspflichtigen Beschäftigten zählen.

Die Kürzung des Arbeitslosengeld I trat erst im Februar 2006 in Kraft, die ersten älteren Arbeitslosen konnten erst vor wenigen Monaten in Hartz IV abrutschen. "Wenn die Kürzungen beim Arbeitslosengeld I voll wirksam werden, wird sich das Verarmungsrisiko am Ende des Berufslebens ohne Umsetzung der DGB-Vorschläge nochmals deutlich erhöhen", so der Regionsvorsitzende Dürr. Diese Abwärtsspirale ist bereits im Gange, auch wenn längst nicht alle Arbeitsuchenden als Arbeitslose gezählt werden.

Finanzielle Nachbesserungen beim Arbeitslosengeld für Ältere seien dringend notwendig, damit einem Anstieg des Verarmungsrisikos am Ende des Berufslebens entgegengewirkt werden kann. Willi Dürr appellierte zugleich an die Betriebe, auch den älteren Arbeitslosen eine Chance bei der Besetzung neuer Stellung zu geben.
06.11.07
Neumarkt: "Steigendes Verarmungsrisiko"
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