Hilfe vom Bischof

So soll die Landschule in Dietkirchen ab 2009 aussehen. Unter der textilen Außenhülle warten Werkräume, Klassenzimmer, ein Meditationsraum und ein lichtdurchfluteter Innenhof auf die Schüler.
NEUMARKT. Bischof Gregor Maria Hanke will das das Projekt "WIR – Landschule Dietkirchen e.V." (
wir berichteten) unterstützen.
Der gleichnamige Verein plant, in eine "integrative Landschule" zu bauen. Dort sollen ab Ende 2008 Hauptschüler nicht nur Schulstoff pauken, sondern auch ihre sozialen Kompetenzen, ihre Konflikt-, Leidens- und Erlebnisfähigkeit weiterentwickeln. Mit der Schule will der Verein die Jugendlichen fit fürs Leben machen, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag.
Außerdem soll die Einrichtung die sozial meist schwächer gestellten Hauptschüler davor bewahren, an der Kluft zwischen Schule und Arbeitswelt zu scheitern und eine begonnene Ausbildung abzubrechen. Dafür hat Xaver Bösl, Diakon an der Neumarkter "Hauptschule Weinbergerstraße", zusammen mit Schulleiter Christoph Weigert und einem Team von Lehrkräften im Rahmen des Gesamtprojektes auch ein spezielles schulpastorales Konzept entwickelt.
In einem eigens für die Jugendlichen errichteten Gebäude soll eine Klasse jeweils eine Woche lang in Abgeschiedenheit und Ruhe unter sozialpädagogischer Betreuung ein nahezu autarkes Leben führen. Man wolle, dass die Schüler "miteinander lernen, sich gegenseitig unterstützen, füreinander da sind, Streiten lernen, Verantwortung übernehmen und einen Sinn in Ihrem Leben sehen", erläutert "WIR"-Vorstandsvorsitzender Bösl. Handys, Computerspiele oder Fernsehen sind in dieser Zeit tabu. Neben der Mitarbeit auf einem benachbarten Biobauernhof sollen die angehenden Erwachsenen auch Verantwortung für die Verpflegung der Tiere übernehmen. Ein Engagement im Feuchtbiotop Laabertal und der Landschaftspflege in den Karstgebieten des oberpfälzischen Jura steht ebenfalls auf dem Programm.
Nicht nur das pädagogische und schulpastorale Konzept, auch der geplante Neubau, soll wegweisend sein. Die 16 mal 16 Meter große zweigeschossige Schule, entworfen vom Neumarkter Architekten Martin Forstner, gliedert sich in verschiedene Lehrer-, Klassen- und Werkstatträume sowie Therapie- und Meditationszimmer. Das aus vorgefertigten, Klima schonenden Holzmodulen errichtete Gebäude wird um einen lichtdurchfluteten Innenhof angeordnet. Eine multifunktionale Membranhülle schützt den Bau vor Wind und Wetter und erzeugt gleichzeitig Strom aus Solarenergie. Außerdem kommt ein geschlossener Wasserkreislauf zum Einsatz, der die natürlichen Ressourcen schonen hilft. Haustechniksysteme wie Wärmepumpen oder die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sollen die Energiekosten minimieren. Das Gebäude soll dabei helfen, die Schüler für Themen wie Ressourcenschonung, Umweltschutz und nachhaltiges Bauen zu sensibilisieren.
Um das Projekt zu finanzieren, ist der Verein, ein Zusammenschluss aus Pädagogen, Unternehmern, Behörden und Organisationen auf Spenden angewiesen, denn die Projektkosten belaufen sich auf 980.000 Euro. Christof Stölzel, zweiter Vorstand des Vereins und Geschäftsführer des Neumarkter Unternehmens "Variotec", sieht im Bischof von Eichstätt einen wichtigen Mitstreiter beim Aufbau der Landschule Dietkirchen. Aufgrund seiner großen Erfahrung habe der Eichstätter Bischof den Verantwortlichen des Projektes wichtige Hinweise zur Weiterentwicklunggegeben. Nach den Aussagen von Bischof Hanke will das Bistum Eichstätt auch eine finanzielle Beteiligung an dem Projekt "WIR" prüfen.
Der Verein "WIR - Landschule Dietkirchen e.V" will auch die Behörden von den Vorteilen des Konzeptes überzeugen. Der Grund: Langfristig gesehen könnten sich vernachlässigte Hauptschüler zum finanziellen Problem der Städte und Gemeinden entwickeln. Brechen sie eine Ausbildung ab, sind sie die Sozialhilfeempfänger von morgen und belasten die Steuerzahler. "Ob die Stadt Neumarkt, der Landkreis Neumarkt, die Regierung der Oberpfalz in Regensburg, das Bayerische Bildungs- und das Umweltministerium sowie die Agentur für Arbeit in Nürnberg: Sie alle sollten ein ureigenes Interesse am Gelingen eines solchen Konzepts haben, das pädagogische, soziale und ökologische Themen konsequent löst", erklärt Stölzel.
09.11.07
Neumarkt: Hilfe vom Bischof