Gedanken zum Buß- und Bettag

von Pfarrer Peter Loos


Pfarrer Peter Loos
Buß- und Bettage hat es in Deutschland schon immer gegeben. Ursprünglich wurden sie von den jeweiligen Landesherren angeordnet. In Zeiten von Kriegsgefahr, Pest oder wirtschaftlichem Niedergang wurden die Kirchen aufgefordert, für das Land zu beten. Inzwischen ist es sehr still geworden, um den Buß- und Bettag. Nachdem er, wie man uns sagte, zugunsten der Pflegeversicherung gestrichen wurde, gab es hie und da ein paar Proteste gegen seine Streichung als Feiertag. Doch würde sich wirklich etwas ändern, wenn es ihn als Feiertag wieder gäbe? Wir hätten einen arbeitsfreien Tag mehr, aber seinen eigentlichen Sinn hätten wir dabei nicht zurückgewonnen.

Das Wort Buße hat bei uns keinen guten Klang, weil es im Zusammenhang mit dem Strafkatalog für Verkehrssünder ausschließlich einen Strafcharakter hat. In der Sprache der Bibel bedeutet Buße Umkehr und Sinnesänderung. Unsere Sehnsucht nach einem neuen Anfang findet dort ihre Erfüllung, wo wir über unser Leben nachdenken und von falschen Wegen umkehren.

Diese Einladung zur Sinnesänderung und Umkehr hat zwei Seiten. Eine ganz persönliche, weil es um meine ganz persönliche Umkehr geht. Es hat schon seinen guten Sinn, dass der Buß- und Bettag im liturgischen Jahreskreis am Ende des Kirchenjahres steht. Wir werden daran erinnert, dass wir uns mit unserem Tun und Lassen einmal vor dem lebendigen Gott verantworten müssen. Es geht um meine Schuld vor Gott. Nur aus der Vergebung, die mir von Jesus Christus her zugesprochen wird, kann ich neu anfangen.

Doch dieser Neuanfang hat dann auch eine gesellschaftlich-politische Seite. Mein Leben spielt sich nicht im luftleeren Raum ab. Mein Verhalten hat Auswirkungen auf meine Mitmenschen und auch auf meine Umwelt. Meine Sinnesänderung wird sichtbar und erfahrbar für andere. Doch, wir können den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen. Alle noch so gut gemeinten Appelle zur Gerechtigkeit, zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung sind nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt werden, wenn ich nicht mein ganz persönliches Fehlverhalten vor Gott erkenne und um Vergebung bitte.

Der Gottesdienst am Buß- und Bettag hat deshalb ja auch das Angebot der Beichte. Wenn mir da die Vergebung zugesprochen wird, dann höre ich den Auftrag: Gehe hin in Frieden. Ohne diesen Frieden aber, der mir von Gott her zugesprochen wird, gibt es auch keine gesellschaftlich-politische Umkehr. Deshalb heißt dieser Tag ja nicht Bußtag, sondern Buß- und Bettag. Ohne die inständige Bitte zu Gott, dass er mich bereit macht, mein Leben ehrlich vor ihm zu sehen, gibt es keine Umkehr. Dann bleibt die Sehnsucht nach einem neuen Anfang nur ein unerfüllter Traum.
20.11.07
Neumarkt: Gedanken zum Buß- und Bettag
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